Atomkraftgegner aus Deutschland und Frankreich fordern die Abschaltung des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim. Foto: Rothermel

Der Anti-Atomkraftwerk-Veteran Axel Mayer verweist auf eine lange Protesttradition in Frankreich.

Straßburg/Freiburg. Der Straßburger Gemeinderat hat mit den Stimmen aller Fraktionen und bei nur einer Enthaltung die Abschaltung des umstrittenen »Pannenreaktors« in Fessenheim gefordert.

Zudem hat die grenzüberschreitende Fessenheim-Überwachungskommission CLIS eine Neubewertung der Risiken gefordert, die ein schweres Erdbeben für das AKW in Fessenheim bedeuten könnte. Ungewohnte Töne aus dem Elsass in Sachen AKW-Protest? Nicht wirklich, findet Axel Mayer (55). Der Freiburger BUND-Geschäftsführer und Grünen-Kreisrat im Kreis Emmendingen bezeichnet sich selbst gern als »Fossil« des Atomprotests am Oberrhein. Seit fast 40 Jahren ist er aktiv, und seit der Atomkatastrophe in Japan gefragter Ansprechpartner der Medien.

Mit Neid nach Frankreich geschaut

Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so: »Es gab Zeiten, da haben wir mit einem gewissen Neid nach Frankreich geschaut und den AKW-Protest dort aufblühen sehen, während er bei uns eher einzuschlafen drohte.« Dabei sei das südbadische Wyhl ja nicht der einzige Ort gewesen, an dem der Bau eines Atomkraftwerks verhindert worden sei: »Auch in Kaiseraugst bei Basel und im Elsass gab es erfolgreiche Platzbesetzungen, die den AKW-Bau verhindert haben.« Der Unterschied sei, dass der Erfolg der deutschen Anti-AKW-Bewegung in Wyhl sich stärker im Gedächtnis der Menschen festgesetzt habe als die Erfolge in Frankreich und der Schweiz. »Es kommt daher weder in Frankreich noch in der Schweiz gut an, wenn wir Deutsche als Kritiker mit erhobenem Zeigefinger auftreten«, sagt er. Wichtiger sei es, grenzüberschreitend zu mobilisieren. So wie am kommenden Ostermontag: An dem plane man, so viele Rheinbrücken wie möglich am Ober- und am Hochrhein mit trinationalem Protest zu belegen.

Auch die Schweiz, deren Reaktoren weltweit zu den ältesten Anlagen gehören, sei dabei im Fokus. »Ich rechne in der Schweiz eigentlich über kurz oder lang mit einem Volksentscheid zur Atomenergie.« Mit Blick auf Fessenheim sieht der Vizepräsident des Trinationalen Atomschutzverbandes (TRAS) mittlerweile offenbar gute Erfolgschancen. Auch wenn die Forderungen nach neuen Gutachten folgenlos bleiben könnten: »Es ist durchaus denkbar, dass in Paris ein Entscheid fallen könnte, das AKW in Fessenheim als Bauernopfer schließen zu lassen.«

Schlimmstenfalls entstehen zwei neue Reaktoren

Die schlimmste Alternative dazu wäre für Mayer, dass der französische Energiekonzern Electricité de France (EdF) seine Pläne durchziehen könnte, in Fessenheim zwei neue Reaktoren zu bauen. »Sie trauen sich das aber derzeit nicht, weil sie sich eine blutige Nase holen würden«, sagt Mayer selbstbewusst.

Der BUND hat auch andere Umweltsauereien im Blick. Zum Beispiel die drohende Grundwasserbelastung durch das Giftmülllager im einstigen Kalibergwerk Stocamine im elsässischen Wittelsheim. Dort lagern tausende Tonnen Giftmüll, die das Trinkwasser zu verseuchen drohen.