Das Parlamentsgebäude an der Ill. Die Plakate weisen auf den Erhalt des Friedensnobelpreises im vergangenen Jahr hin. Foto: Rudolf

Tausende Besucher strömen zum Tag der offenen Tür des Parlaments in Straßburg.

Straßburg - Trotz Regens haben am Pfingstsonntag Tausende EU-Bürger den Weg ins Europäische Parlament nach Straßburg gefunden. Wir haben uns auch auf den einstündigen Rundweg durch das riesige Verwaltungsgebäude gemacht.

Es ist kalt an diesem Pfingstsonntag. Eine graue Wolkendecke hängt über den europäischen Institutionen in Straßburg, die sich über mehrere Gebäude erstrecken. Die Flaggen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vor dem Conseil de l’Europe und dem Parlamentsgebäude Louise Weiss hängen schlaff an den aufgereihten Masten.

Auf dem Vorplatz des Gebäudes wurde zu Beginn unter den Klängen der Europahymne die Europa-Fahne gehisst. Auch sie hängt leblos am riesigen Mast. Riesig, überlebensgroß erscheint die EU auch in Straßburg.

Vor dem gläsernen Gebäude, an dessen Fassade auf den Erhalt des Friedensnobelpreises 2012 mit den Worten »Euer Frieden, Euer Preis« hingewiesen wird, sind Informationsstände aufgebaut, auf einer Bühne spielen Bands Rockmusik, wechselndes internationales Programm wird geboten.

Die Besucher lassen sich von dem schlechten Wetter nicht beirren. Tausende sind gekommen, um die seltene Chance zu nutzen, das Parlament in Augenschein zu nehmen. Die Schlange ist weit über 200 Meter lang. Hauptsächlich sind es Franzosen, aber auch zahlreiche Menschen aus Deutschland und weiteren europäischen Ländern sind nach Straßburg gekommen.

Luftballons und Karten für die Besucher

Einer von ihnen ist Patrice aus Straßburg. Er spricht Deutsch mit sympathischem elsässischem Akzent. Er fühlt sich durch und durch als Europäer: »Ich habe Verwandte im Schwarzwald; außerdem ist mein Name eine Anlehnung an den heiligen Patrick von Irland«, sagt er und Unterzeichnet eine Petition von Amnesty International für die Rechte von Journalisten im bürgerkriegsgeplagten Syrien.

Das lange Warten lohnt sich: Im Gebäude wird einiges geboten. EU-Präsident Martin Schulz steht als Pappfigur vor einer blauen Wand. Wer will, kann sich mit dem lebensgroßen Politiker fotografieren lassen. Es gibt am Tag der offenen Tür ein Quiz, ein Glücksrad und eine als Fotomotiv nutzbare Bürgerwand. »Sagen Sie Ihre Meinung«, werden die Besucher aufgefordert. Außerdem findet die erste Stempelung der Briefmarke »Europa 2013« statt. Eine spezielle Tagespoststelle drückt in einer Sonntagsschicht den behördlichen Stempel auf. Die Designerin der »De-Gaulle-Adenauer-Briefmarke« bittet außerdem zur Autogrammstunde.

Auf dem Rundgang über die endlosen Flure und vorbei an verschlossenen Türen und freundlich bis grimmig dreinschauendem Sicherheitspersonal finden sich Informationsstände der politischen Fraktionen des Parlaments sowie reichlich Infomaterial. Die Besucher verlassen zum Teil schwer bepackt das Parlament. Neben Luftballons gibt es Tragetaschen, Pins auf denen für eine Transaktionssteuer für Aktiengeschäfte geworben wird und Landkarten. »Der lange Weg zum Euro«, heißt ein dickes Buch, nach dem auch Kinder greifen.

Der Rundweg führt auch durch den Plenarsaal, in dem an diesem Sonntag eine Debatte mit Europa-Abgeordneten stattfindet. Viele Besucher setzen sich in die Reihen und benutzen die Kopfhörer.

Ein deutscher Abgeordneter betont in der Debatte die Bedeutung des Euros. Die Plenarsitzung wird in den Innenhof übertragen, in dem sich nachmittags riesige Menschenschlangen bilden. Der Andrang, die teils überlebensgroß wirkende EU zu betreten, ist groß – das Interesse an Europa ist trotz Regens und Eurokrise zu spüren.