Vanessa Sprio ist stolz auf ihr Märchenbuch. Fotos: Moser Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Vanessa Sprio malt, schreibt und singt – auch für ihr Märchenbuch und das zugehörige Hörspiel

Was haben Schmetterlingsprinz, Feenkönigin, Orakelchen und Angsthase gemeinsam? Sie alle kommen im Märchenbuch "Herzenswunsch" vor. Vanessa Sprio hat es geschrieben, illustriert und das zugehörige Hörspiel aufgenommen.

Straßberg. "Herzenswunsch" heißt das Märchenbuch, das Vanessa Sprio geschrieben und illustriert hat – und der Titel könnte nicht passender sein. Denn genau das – ein Herzenswunsch – war das Buch für die 32-Jährige. Vier Jahre lang hat sie daran gearbeitet, am Text gefeilt und natürlich die 50 bunten Illustrationen gemalt, welche die Geschichte verbildlichen. Damit aber noch nicht genug: Auch ein Hörbuch hat sie aufgenommen, auf dem sie die Geschichte des Angsthasen zu Weihnachten in Renningen erzählt.

Dieser Angsthase erlebt in Sprios Märchen eine ganze Reihe von Abenteuern. Er soll nämlich eine schwere Aufgabe erfüllen: Ein geheimnisvolles Ei muss zum Orakelchen, das hinter 100 Feldern und Wäldern wohnt, gebracht werden, und weil der Angsthase der schnellste Läufer ist, wird er für die Aufgabe ausgewählt.

Auf seinem Weg begegnet er unter anderem einer Feenkönigin und einem Schmetterlingsprinzen – und lernt einiges über das Leben. Eine dieser Lektionen ist laut Sprio, dass es sich leichter lebt, wenn man eine Aufgabe hat. "Und auch, dass man die Angst verliert, wenn man sich um jemanden kümmert wie der Angsthase sich um das Ei kümmert."

Neben der Geschichte sind es vor allem die bunten, fantasievollen Aquarell- und Acrylbilder, die das Märchenbuch zu etwas Besonderem machen. Das Malen hat Sprio sich größtenteils selbst beigebracht, eine professionelle Ausbildung hatte sie nicht – genauso wenig wie eine Gesangsausbildung. Angebote hatte die Wahl-Straßbergerin gehabt: sowohl von der Stuttgarter Kunstakademie als auch an der deutschen Pop-Akademie. "Weil ich dann kein BAföG bekommen habe, ist daraus aber nichts geworden."

Das habe es ihr freilich nicht leichter gemacht, meint Sprio rückblickend. Doch an Aufgeben war für die heute 32-Jährige schon damals nicht zu denken: Sie hat Mittel und Wege gefunden, sich künstlerisch und musikalisch weiterzuentwickeln. "Ich habe mir einfach immer wieder gesagt: ›Ich werde so lange malen und mich verbessern, bis mich keiner mehr fragt, wo ich studiert habe‹." In Sachen Musik hatte Sprio Unterstützung: In Stuttgart, wo sie bis vor zwei Jahren lebte, habe sie lange Jahre eine chinesische Nachbarin gehabt, die an der Stuttgarter Staatsoper sang und von der sie einiges lernte. Heute singt sie, spielt Klavier und schreibt ihre eigenen Lieder – zum Beispiel für das "Herzenswunsch"-Hörspiel.

Vor zwei Jahren zog es Sprio dann aus der Landeshauptstadt nach Straßberg. Auch dort hatte sie schon das eine oder andere Kunstprojekt realisiert. Zum Beispiel habe sie ehrenamtlich Kindergartenfassaden bemalt, berichtet sie. Und wer Gutes tut, dem wird Gutes widerfahren: Als Dank für die Arbeit hat sich der Verein "Apfelbäumchen", der in Stuttgart mehrere Kindergärten und Kindertagesstätten betreibt, entschlossen, den Druck des Märchenbuches zu finanzieren. Auch für das Hörspiel zum Buch hatte Sprio Unterstützung: Das Stuttgarter Label "Pangalactic Records" hat sie unter seine Fittiche genommen.

Für Sprio war diese Unterstützung wichtig. Denn ihr Märchenbuch und das zugehörige Hörspiel hat sie "mit ganz viel Einsatz, aber eben mit ganz wenig Geld" verwirklicht. Das gilt auch für ihr Leseheft "Liebe Blume", das sie gewissermaßen neben den Arbeiten am Märchenbuch her geschrieben und illustriert hat. In vereinfachter Ausgangsschrift erzählt es die Geschichte eines Hasen, der eine Blume pflückt und es dieser dann ermöglicht, einen schönen letzten Tag zu verbringen. Momentan arbeitet die dreifache Mutter zudem an Bühnenbildern für das Ballett "Der Nussknacker". Sie sollen in Rottenburg zum Einsatz kommen – derzeit arbeitet sie noch in Straßberg daran, die meterlangen Stoffbahnen zu bemalen.

Dort ist sie in einem alten Fabrikgebäude in der Ringstraße untergekommen. Momentan befinden sich die meisten Räume noch in der Renovierungsphase, aber wenn diese abgeschlossen ist, hat Sprio große Pläne: Ihr Wunsch ist es, im Erdgeschoss einmal ein Kindertheater zu organisieren – "vielleicht um die Weihnachtszeit mit einer Aufführung, Tee und Gebäck". Dass es bis dahin noch ein langer Weg ist, ist Vanessa Sprio klar, "aber ich bin jetzt 32 Jahre alt und habe in meinem Leben noch lange nicht alles erreicht, was ich gerne erreichen möchte".

Sie will als Künstlerin ernst genommen werden

Ihr größter Wunsch ist es, als Künstlerin und Musikerin ernst genommen zu werden. Obwohl sie weder Musik noch Kunst studiert hat, kann sie es sich nicht vorstellen, etwas Anderes zu tun: "Ich habe mein Leben lang nichts Anderes getan als zu singen, zu musizieren und zu malen – und ich wollte auch gar nichts anderes tun."