Kirche St. Verena: Märchenhaftes und Zauberhaftes beim Konzert mit Chören, Musiksolisten und Erzählkünstlerin Sigrid Maute
Die Künstler und ihre Kulisse – beides hat dazu beigetragen, dass die "Alpenländische Weihnacht" in der fast voll besetzten Kirche St. Verena zu einem Höhepunkt der sonst eher stillen Zeit zwischen den Jahren geworden ist.
Straßberg. So gar nicht alpenländisch beginnt die "Alpenländische Weihnacht" in der Kirche St. Verena: Anton Roggenstein wippt den Fingern auf dem Orgelmanual hin und her und verrät mit seinem Spiel erst allmählich, dass es der Klassiker "Es ist ein Ros’ entsprungen" ist, über den er improvisiert. Opulent improvisiert: passend zur vor nicht allzu langer Zeit erst prachtvoll sanierten katholischen Kirche.
Die Ökumene lebt: Der evangelische Pfarrer Andreas Heid gibt sein Lese-Debüt in der katholischen Kirche
Dorthin geht an diesem Abend einer fremd: Andreas Heid, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, erzählt in seiner Lesung vom Friedensfürsten, auf dem der Geist des Herrn ruhe, ehe Jakob Nestele mit seiner Altblockflöte einen warmen Klangteppich ausbreitet, als er zu dezenter Orgelbegleitung zwei Sätze aus Joseph Bodin de Boismortiers Konzert in G-Dur op. XXI No. 3 spielt. Ein bisschen kräftiger in die Tasten greifen darf Roggenstein beim Stück "The Heavens Declare", mit dem der junge Trompeter Matthias Eberhart zum ersten Mal an diesem Samstagabend sein großes Talent und Feingefühl beweist.
Die optische Wirkung hingegen ist es, die dem ersten Märchen, das Erzählkünstlerin Sigrid Maute zum Besten gibt, eine besondere Note verleiht: Während sie vom armen Mädchen erzählt, das sein letztes Brot und Hemd hergibt und dafür mit einem Sterntalerregen beschenkt wird, ist sie umringt vom Glanz dutzender Lichter, die sich im Gold des Altarraums widerspiegeln.
Im Land der Berge scheint der Himmel immer noch ein bisschen näher an der Erde zu sein
Der bescheint auch den katholischen Kirchen- und den Straßberger Projektchor beim musikalischen Höhepunkt des facettenreichen Abends, der "Alpenländischen Mess’" von Lorenz Maierhofer. Unter der Leitung von Josef Hutt, der außerdem seine sonore Bassstimme erklingen lässt, verbreiten die Sängerinnen und Sänger den Zauber der Bergweihnacht im Alpenland, wo der Himmel zuweilen ein Stückchen näher an der Erde zu sein scheint. Die beiden Chöre harmonieren dabei wie einer und haben sich sogar den Duktus im Land der Berge angeeignet, was vor allem beim Adventsjodler deutlich wird.
"Die Wichtelmänner" sind danach einem Schuster behilflich, und Sigrid Maute erzählt lebendig und mit Augenzwinkern, welchen Segen Dankbarkeit über ein Leben bringen kann.
Als Gänsehaut-Momente entpuppen sich die Erzählung vom Weihnachtsnarr, der – so gar nicht närrisch – den wahren Sinn des Schenkens erkannt hat und versteht, dass das Jesuskind in jedem Menschenkind steckt, sowie das grandiose Trompetensolo von Matthias Eberhart "The Power of Love", mit dem Jennifer Rusch einst die Macht der Liebe besang.
Von den Akteuren des Abends hat sie längst Besitz ergriffen – das zeigt die Auswahl ihrer Stücke und Texte und die Hingabe, mit der sie diese dem Publikum präsentieren, ehe sie gemeinsam mit ihm Weihnachtslieder singen, darunter "O, du fröhliche" und "Stille Nacht" – welch ein zauberhafter und märchenhafter Jahresausklang.