"Katzenmama" Hannelore Luz kümmert sich um den Nachwuchs frei lebender Katzen. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

In Straßberg gibt es wie anderenorts ein Problem mit frei lebenden Katzen / Kastration als Möglichkeit / Die Kommune ist gefordert

Von Christoph Holbein

Straßberg. Die Experten sind sich einig: Die stetig steigende Anzahl frei lebender Katzen stellt ein enormes Problem dar – auch in gesundheitlicher Hinsicht, sind solche Katzen doch oft Virusträger. Eine wachsende Population ist auch in Straßberg festzustellen.

"Wir brauchen deshalb eine Strategie, wie wir dieser wilden Katzenpopulation begegnen können", sagt Tierärztin Andrea Metzger. Gemeinsam mit Hannelore Luz kümmert sie sich um das Thema: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren." Denn, so Luz, "auch bei uns streunen herrenlose Katzen herum". Sie zählen zu den etwa zwei Millionen frei lebenden Katzen in Deutschland – eine Zahl, die der Deutsche Tierschutzbund geschätzt hat. Die Tiere sind Nachkommen von nicht kastrierten, privaten Hauskatzen, die freien Zugang nach draußen haben. Und genau da liegt der Knackpunkt.

Die Kastration solcher Katzen offensiv voranzutreiben, ist aus diesem Grund das Anliegen von Metzger und Luz, die damit auf einer Wellenlänge mit dem Land Baden-Württemberg sind, das sich in der Person der Landesbeauftragten für Tierschutz, Cornelie Jäger, der Problematik angenommen hat. Sie schlägt vor, es verpflichtend zu machen, Katzen mit Zugang zum Freien ab einem Alter von fünf Monaten kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen, und mit den Tierschutzorganisationen abzustimmen, wie mit kontrollierten und unkontrollierten Fütterungsstellen umgegangen werden soll.

Grundlage dabei ist das Tierschutzgesetz, das in seinem Paragraph eins alle gesellschaftlichen Gruppen verpflichtet, das Tier als Mitgeschöpf und dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Was bedeutet, dass das Aussetzen von Katzen und das Beenden des regelmäßigen Fütterns oder gar das Töten frei lebender Katzen dagegen verstoßen.

In Straßberg gibt es laut Metzger verschiedene Brennpunkte, wo sich viele Katzen aufhalten, auch wilde darunter. Wer diese Katzen füttert, wird rechtlich zu deren Eigentümer. In den Tierheimen besteht unterdessen ein Aufnahmestopp. Derweil hat Tierärztin Metzger schon einige solcher Katzen, die in Fallen gefangen wurden, kastriert, tätowiert, entwurmt und untersucht, ob sie gesund sind. Junge Katzen haben Luz und Metzger vermittelt. Hannelore Luz versorgt darüber hinaus die jungen Tiere, bekam dafür seitens der Gemeinde einen Raum im Gebäude des ehemaligen Altersheims zur Verfügung gestellt. Die erwachsenen Katzen und Kater lassen sie wieder frei.

Dass sich die Tiere ungehemmt vermehren können, ist in den Augen Metzgers ein massives Problem: "Die Tiere sind Krankheitsträger und damit eine Gefahr für andere Katzen, aber auch für Menschen." So propagiert Luz das Modell der Stadt Paderborn. Dort sind die Katzenhalter zur Kastration und Kennzeichnung ihrer Katzen mit Zugang zum Freien verpflichtet: "Wir wollen das Katzenelend beenden." Ihr Vorschlag: In den Rathäusern Stellen einzurichten, die das Problem aufnehmen und auflisten, um wie viele Katzen es sich handelt und wo sie auftreten. Als Mitstreiter gewinnen will sie auch die Tierärzte, so weit wie möglich mitzuhelfen.

Um Fallen zu stellen und die Katzen zu versorgen, sollte sich auf Gemeindeebene eine kleine Gruppe gründen mit geeigneten ehrenamtlichen Mitarbeitern, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. "Wir haben das Problem in Straßberg noch lange nicht im Griff", betont Metzger. "Schön wäre es, wenn sich die Kommune finanziell an den Kastrationen beteiligen würde."

Um Katzen aufzunehmen, ist eine Quarantänestation notwendig. Es gehe um eine einfache, vernünftige Lösung, und die sei nur in Zusammenarbeit zu erreichen. Das bedürfe eines Umdenkens bei den politisch Verantwortlichen: "Es ist nur gemeinsam zu schaffen."