Auch die Rathaustanzgruppe Weingarten hat den Besuchern der Ritterspiele vor dem Straßberger Rathaus einen Eindruck von vergangenen Zeiten gegeben. Foto: Born

Fünfte Straßberger Ritterspiele ziehen vor allem am Sonntag zahlreiche Mittelalter-Begeisterte an.

Straßberg - Auch die fünfte Auflage der vom Männergesangverein Straßberg veranstalteten "Ritterspiele" wird wieder als gelungen in die Vereinschronik eingehen.

 

Bei kühlem, unwirtlichem Wetter stach Schultheiß Manfred Bopp am Samstag das erste Fass Bier an und genehmigte sich mit MGV-Chef Garry Ortel, den Gemeinderäten sowie den Verantwortlichen der teilnehmenden Mittelaltergruppen einen kräftigen Schluck des edlen Gebräus. Damit war auch die in Liedform gestellte Frage der stilecht gekleideten Sänger, "Was wollen wir trinken?", beantwortet. Marktvogt Tomberg von der Heyde stellte zur Eröffnung die Marktbeschicker vor und ermahnte sie, "nur trefflich gute Ware feil zu bieten". Was wäre ein Mittelalterfest ohne Spielleute? Die Gruppe "Tinitus Interruptus" ließ Dudelsäcke, Pfeyffen und Trummen erschallen und begeisterte mit Vaganten- und Lumpenliedern.

Viel geboten war auch auf dem Turnierplatz vor dem historischen Rathaus. Die "Vasallen von Hohenberg", die "Uwejaner" und der "Soldaten- und Bauerntross zu Saulgau" schickten edle Recken zum Schwertkampf in die Schranken. Markige Sprüche und spektakuläre Kämpfe begeisterten fortan das Volk. Die Rathaustanzgruppe Weingarten lieferte mit ihren Auftritten – sowohl langsame Schreittänze wie auch flotte Rundtänze – einen weiteren Anteil zum Gelingen des Festes.

Sehenswert war auch das Ritterlager. Ritter, Hofdamen, Knappen und Gesinde ließen die Zeit vor 800 Jahren lebendig werden. Auch der liebevoll aufgebaute Mittelaltermarkt vermittelte ein authentisches Bild dieser Epoche. Küfer, Fellhändler, Seifensiederin, Gewürzhändler, Rüstschmied, Obsthändlerin, Süßigkeitenhändlerin, Mineralienhändler und Lederer ließen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Ständig von Schaulustigen umlagert war der Badezuber des Männergesangvereins. Züchtig im Badehemd genossen einige das Bad im wohlig warmen Wasser. Dazu gab es ein kühles Getränk. Viel "mittelalterliche Kurzweyl" bot der Gaukler Tomburg von der Heyde bei seinen Possenspielen mit den Zuschauern.

Nicht nur für die Straßberger, waren die Führungen durch den "Arrest" hoch interessant. Dieter König wusste viel zu berichten aus der Zeit, als es in Straßberg ein Oberamt gab und das Gefängnis aus dem Jahr 1780 noch "bewohnt" war.

Gäste genießen "Mulsum" im Arrest

In den zwei düsteren Gefängniszellen wurde den Besuchern ein Glas "Mulsum" kredenzt, eine Labsal, von der die früheren Insassen nur geträumt haben dürften.

Ein gut inszeniertes Schauspiel war der Feuershow vorgelagert: Das Volk begehrte wegen der Steuern auf, wobei es zu heftigen Schwertkämpfen kam. Danach folgte die fantastische Show des Feuerkünstlers "El Fuego", der unter dem Jubel der Zuschauer gewaltige Feuerstöße und riesige Feuerbälle in den Abendhimmel über Straßberg schleuderte. Der Ritterspiel-Sonntag wurde mit einem von Pfarrer Ernst Nestele und Diakon Paul Gasser zelebrierten, und vom Männergesangverein umrahmten Gottesdienst auf dem Festplatz eröffnet.

Mit gebackenen Forellen, Hexenwürsten und Eintopf standen an beiden Tagen kulinarische Köstlichkeiten auf dem Speisezettel.

Gab es am Samstag wegen des schlechten Wetters Besuchereinbußen bei den Ritterspielen, so wurde dies am Sonntagnachmittag mit einem riesigen Andrang mehr als ausgeglichen.