Lothar Sieber beim Einstieg in die Führerzelle der "Natter" Quelle: Chronik des Truppenübungsplatzes Heuberg von Klaus Hörter und Manfred Hensel Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor 70 Jahren startete die "Natter" vom Truppenübungsplatz

Straßberg (wb). Vor 70 Jahren, am 1. März 1945, erfolgte auf dem Ochsenkopf im Gelände des Truppenübungsplatzes Heuberg der erste bemannte Raketenstart der Menschheit.

Ein geschichtsträchtiges Ereignis, an welches das katholische Bildungswerk Straßberg nun mit einem Filmvortrag erinnert. Der Start war auf der Gemarkung der damals noch selbstständigen Gemeinde Kaiseringen – heute Teilort der Gesamtgemeinde Straßberg. Jetzt wird in Straßberg diesem für die Raketenflugtechnik denkwürdigen Tag gedacht. Das wird auf den Tag genau am 1. März geschehen. Auch der Beginn der Veranstaltung ist identisch. Um genau 17 Uhr stieg Luftwaffenleutnant Lothar Sieber damals in die Führerzelle der "Natter". Es folgte der erste bemannte Raketenflug der Menschheit, der tragisch endete. Die Rakete stürzte nach kurzem Flug ab, Lothar Sieber kam ums Leben.

Trotzdem war die Aktion bahnbrechend für die Geschichte der Raketenflugtechnik. Die Rakete Bachem Ba-349 "Natter" wartete mit einer revolutionären technischen Ausstattung auf. Sie verwendete erstmals "Booster"-Raketen als Starthilfe und ließ sich über manuell bedienbare Strahlruder lenken.

Seit 1980 befindet sich in der Nähe der Abschussstelle am Ochsenkopf auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Heuberg ein großer Gedenkstein mit einem stilisierten Modell einer "Natter". Unmittelbar daneben ist die betonierte Fläche der Abschussstelle, die für die Erprobung der vereinfachten Startlafette aus Holz genutzt wurde, erhalten geblieben. Nachbauten der Natter sind im Deutschen Museum in München und in der militärgeschichtlichen Sammlung Stetten am kalten Markt zu besichtigen. Gerhard Deutschmann, Realschulrektor im Ruhestand und ein profunder Kenner der Ortsgeschichte Straßbergs und der Region, wird einen Film über das Projekt Natter vorführen. Die Filmdokumentation hat 2011 das Filmstudio Philip Schneider aus Uhingen produziert. Regisseur Oliver Gortat verwendete historische Dokumente und drehte auch an den Originalschauplätzen.