Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl wurde am Schmotzigen Donnerstag vom Burgnarrenverein Straßberg zum Freiherr "interius ministerialis advocatus autem villa Heilbrunna" ernannt und in den Kreis der Träger des Großen Falkenordens aufgenommen. Foto: Beate Müller

Burgnarrenverein nimmt Innenminister Thomas Strobl in Großen Falkenorden auf. Schweigeminute für Opfer.

Straßberg - Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl wurde am Schmotzigen Donnerstag vom Burgnarrenverein Straßberg zum Freiherr "interius ministerialis advocatus autem villa Heilbrunna" ernannt und in den Kreis der Träger des Großen Falkenordens aufgenommen.

 

Der Anschlag im hessischen Hanau, wo in der Nacht zum Schmotzigen Donnerstag ein Mann in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen hat, überschattete den Ritterschlag in Straßberg. Die Gäste im Sitzungssaal des historischen Rathauses – hauptsächlich Prominenz aus Politik und Narretei – verstummten als der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobel ohne Musikbegleitung in den Saal marschierte und ans Mikrofon trat. Er forderte die närrischen Gäste dazu auf, trotz der Fasnet einen Moment innezuhalten und den Opfern des Anschlags gedenken. "Für mich war es eine schwere Entscheidung, ob ich heute hierher kommen soll", erklärte der 59-Jährige; mit den Gedanken in Hanau könne er nicht ungetrübt feiern. Dennoch überwiegt bei ihm die Entschlossenheit, sich durch Hass nicht einschüchtern zu lassen. "Letztendlich hat die Fasnet doch das Ziel dunkle Mächte zu vertreiben", sprach er und lockerte seine Krawatte. Eine Narrenkappe wurde dem Gast aus Heilbronn auch organisiert und nach einer Gedenkminute wurde die Zeremonie eröffnet.

Nach diesen ernsten Worten war die Stimmung im Saal bedrückt, als Burgvogt Daniel Nagraszus in die Bütt trat. Doch seine Überlegungen zur "Political Correctness" in der Fasnet und zum Thema Nachhaltigkeit hoben die Stimmung wieder an. Und spätestens nach ein paar Schunkelrunden ließ sich auch der Innenminister von der Narretei anstecken.

Die Laudatio hielt Strobls Parteikollegin, Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, der 2017 die Ehre der Burgnarren zuteil wurde. Die Ritterin erklärte, warum der Vizelandesvater eigentlich schon immer ein Ritter gewesen ist.

Die Straßberger Burgnarren machten dies dann offiziell: Ungewöhnlich, dass ein politischer Amtsinhaber wie der Innenminister vor der närrischen Obrigkeit niederkniete. Doch die Burgnarren und Burgfalken haben von Bürgermeister Markus Zeiser den Rathausschlüssel gesichert und damit bis Aschermittwoch in Straßberg – beziehungsweise "Spaßberg" – das Sagen. Somit hatte die Geste schon ihre Richtigkeit – zumal Thomas Strobl damit von Daniel Nagraszus zum Freiherr "interius ministerialis advocatus autem villa Helibrunna" erhoben wurde.

Den "Großen Falkenorden" sollte der Innenminister künftig stets parat haben und an hohen närrischen Feiertagen angemessen präsentieren. Der Instanz, der er diese Würdigung verdankt, soll der frisch ernannte Freiherr stets den verdienten Respekt zollen – denn die Regularien der Burgnarren sind streng. Sollte der Freiherr gegen eine der Auflagen verstoßen, geht sein gesamtes Geld- und Sachvermögen an die Burgnarren über und er muss bis an sein Lebensende dem "Spaßberger" Volk unentgeltlich dienen.

Zum Schluss trat der Würdenträger, der Innenminister von Baden-Württemberg und frisch ernannte Freiherr, in die Bütt – diesmal in närrischer und nur ein wenig politischer Mission. Die "Schwarzen" dominierten diese Feierstunde – Innenminister, Wirtschaftsministerin, Landrat – alle gehören sie der CDU an. Doch was ist mit dem Straßberger Bürgermeister? – "Herr Zeiser, Sie können doch einem Ritter keinen Wunsch abschlagen!" Auch wenn Strobel am Morgen noch dachte es gehe nach Frankreich, war der Ritterschlag in Straßberg "der angenehmste Schlag, den ich je aushalten durfte".

Vor dem Rathaus wartete das "Spaßberger" Volk auf den 43. Ritter. Das Jubeln der Narren wurde nur vom Knall der Kanonen übertönt.

n Online Strobl in Straßberg Der Innenminister wird zum Ritter geschlagen. Weitere Bilder gibt es unter www.schwarzwaelder-bote.de