Katharina Krenkel und O. W. Himmel heben Krenkels neues Werk buchstäblich aus der Taufe. Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Linolschnitte: Katharina Krenkel und O. W. Himmel drucken mit der Walze der Firma "Schotter Teufel"

Ein ganzes Jahr hat das Saarländer Künstlerpaar Katharina Krenkel und O. W. Himmel 2015/16 den "jungen kunstraum" im Kunstmuseum Albstadt "bespielt" – Zeit genug, um die Alb näher kennenzulernen. Der Steinbruch Teufel hat es Krenkel besonders angetan.

Straßberg. Im März dieses Jahres hat Katharina Krenkel intensiv im Steinbruch gezeichnet – sie studierte die eckigen, bizarren Strukturen an den Abbruchkanten, welche die Sprengungen hinterlassen hatten, ebenso intensiv wie die weichen, fast textil anmutenden Formen der Abraumaufschüttungen, sie genoss die Stille an einem Ort, der ihr fast schon als "Idyll" erschien – und sie hatte ihre Freude am Kontrast zwischen dieser Stille und dem Lärm der Sprengungen, die das Idyll in ein Pandämonium verwandelten: "Wir Künstler lieben solche schreienden Gegensätze – davon lebt doch unsere Arbeit."

Anderthalb Tonnen rollen übers Artefakt

Die Zeichnungen im Frühjahr waren nur der Anfang dieser Arbeit; Katharina Krenkel hat sie in zwei Richtungen fortgeführt: Zuerst "blies" sie ihre Formate mit Hilfe des Overhead-Projektors auf, und dann übersetzte sie die so vergrößerten Zeichnungen in eine andere Materialität. Zum einen ins Textile, Krenkels Domäne – sie bestickte Papier, und unter der Nadel erstand der Steinbruch Teufel mit seinen Schrunden und seinen Abraumhalden neu. Und sie schnitt ihn in Linoleum: 2,20 mal 1,20 Meter groß sind die Papierbahnen, die sie und O. W. Himmel am Dienstagmorgen bedruckten, und die Druckpresse war eine Eigenkonstruktion: Die Blätter wurden in einen passgenau geschreinerten Rahmen zwischen mehrere Spanplatten eingelegt, und dann rollte eine anderthalb Tonnen schwere Straßenbauwalze darüber – Schauplatz der Aktion war nämlich eine Lagerhalle der Firma "Schotter Teufel". Hätte es einen passenderen geben können? Wenn der Genius Loci und eine Tiefbauwalze ihre Kräfte vereinen, dann kann ja nur etwas Gutes dabei herauskommen.

Und was? Jeweils vier Drucke von zwei einen Meter hohen und zwei Meter breiten Linolschnitten; die Druckplatten selbst können als jeweils fünftes Exemplar gelten. O. W. Himmel hätte sie putzen müssen, wenn er die Absicht gehabt hätte, die Auflage weniger stark zu limitieren. "Dauert zwei Stunden", sagt er und klingt kein bisschen enthusiastisch. Die Mühe bleibt ihm nun erspart.

Die beiden Steinbruchlinolschnitte sind keine Auftragsarbeiten, aber es dürfte bereits fest stehen, dass das Kunstmuseum Albstadt je ein Exemplar erhält. Von den gestickten Bildern hat Gerhard Teufel eines erworben; es hängt jetzt in seinem Verwaltungsgebäude inmitten von schimmernden Mineralien und riesigen Ammoniten. Katharina Krenkel denkt unterdessen über neue Projekte mit Stein nach: Dem Thema Kalk möchte sie nach dem Gastspiel im Steinbruch Teufel noch in der Nebelhöhle auf den Grund gehen, wegen des Schiefers aus dem unteren Jura hat sie bei Holcim in Dormettingen nachgefragt, und Granit würde sie ebenfalls reizen – Urgestein darf in ihrer Sammlung nicht fehlen. Sie will sich einmal im Schwarzwald umsehen.