Kriminelle täuschen eine finanzielle Notlage vor, um von ihrem Opfer Geld zu bekommen. Das Freiburger Polizeipräsidium beobachtet diese Masche seit einigen Monaten.
Ohne Geld und Kreditkarte in einer fremden Stadt: Dieses Szenario, das für Reisende wie ein Alptraum klingt, nutzen Betrüger aus, um ihre Opfer um Geld zu bringen. „Stranded Traveller Scam“ nennt die Polizei diese Methode, bei der sich Trickbetrüger als „gestrandete Reisende“ in einer Notsituation ausgeben.
Mitte Mai wurde ein Fall aus Lörrach im Dreiländereck öffentlich. Ein 30-Jähriger wurde dort von zwei Männern auf Englisch angesprochen. Die beiden erzählten, ihnen sei das Gepäck entwendet worden, und baten den 30-Jährigen um Geld. Dieses würden sie sofort per Online-Überweisung zurückzahlen.
Der Mann hob 200 Euro ab und gab den beiden Männern das Geld – im Glauben, auf sein Konto ebendiesen Betrag überwiesen zu bekommen. Doch die Banking-App auf dem Handy war manipuliert, die Überweisung wurde nur vorgetäuscht.
So berichtet es das Freiburger Polizeipräsidium in einer Pressemitteilung, in der vor der neuen Betrugsmasche gewarnt wird. Seit „Ende 2024, Anfang 2025“ gebe es dieses Phänomen im Gebiet des Freiburger Präsidiums, erklärt Polizeisprecher Özkan Cira auf Nachfrage unserer Redaktion.
Die Trickbetrüger treten meistens zu zweit auf
Wie viele Fälle es seitdem genau gab, ist unklar, da es für den „Stranded Traveller Scam“ bislang keine „echte statistische Auswertung“ gebe, so Cira weiter. Konkrete Fälle im Freiburger Stadtgebiet, die zur Anzeige gebracht wurden, sind ihm nicht bekannt. Aber: „Eine gewisse Dunkelziffer ist nicht auszuschließen.“
Eine Dunkelziffer ist möglich
Denn denkbar ist, dass sich Geschädigte nicht bei der Polizei melden. Genau das rät Cira jedoch. „Wir würden immer empfehlen, es anzuzeigen“, sagt der Polizeisprecher. Landesweit habe es „eine gewisse Häufung“ von solchen Fällen gegeben, berichtet er weiter – man gehe von mehreren Tätergruppen aus.
Bereits im April veröffentliche auch das Landeskriminalamt (LKA) mit Sitz in Stuttgart eine Warnung vor der Masche, die auch in anderen Bundesländern auf dem Vormarsch zu sein scheint. Denn eine Google-Suche nach dem Begriff „Stranded Traveller Scam“ spuckt zahlreiche Berichte über Fälle aus. Ein Schwerpunkt der Vorfälle scheint Bayern zu sein.
Täter sprechen englisch
Die Trickbetrüger gehen dabei meistens ähnlich vor, wie bei dem konkreten Fall in Lörrach. „Sie sind zu zweit und sprechen englisch“, sagt Cira. Unter Vorspieglung falscher Tatsachen wollen sie dann Geld von ihrem Opfer.
Das rät die Polizei im Fall der Fälle
Das Freiburger Polizeipräsidium rät daher allen Bürgern dazu, „wachsam“ zu sein und auf „ausreichend Abstand“ zu achten, wenn man auf der Straße angesprochen werde. Und: „Übergeben Sie niemals Bargeld an Ihnen unbekannte Personen.“ Außerdem soll man nicht auf Geldtransferzahlungen eingehen. „Auch wenn Sie meinen, die Plattform zu kennen.“ Persönliche Daten solle man ebenfalls nicht an Unbekannte weitergeben und im Zweifel die Örtlichkeit verlassen oder andere Passanten um Hilfe bitten.
In den kommenden Wochen ist also Vorsicht geboten – auch an Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen und -Raststätten. „Gerade zur Urlaubs- und Reisezeit sind Kriminelle vermehrt aktiv, die sich diese Betrugsmasche zunutze machen wollen“, heißt es vom LKA.