Der Calwer Polizeirevierleiter Nicolai Jahn stellte im Gemeinderat die Zahlen für das letzte Jahr vor. Die Straftaten befinden sich auf einem Tiefststand, die Unfallzahlen steigen aber.
Mit einer guten Nachricht kam Nicolai Jahn, der Leiter des Polizeireviers Calw, zu dem auch Bad Liebenzell gehört, in den Gemeinderat. „Wir haben einen Rückgang“, verkündete er mit Blick auf die Kriminalitätszahlen. 179 Straftaten habe es im vergangenen Jahr in der Stadt gegeben. Dass sei gegenüber den 209 Straftaten 2021 ein Rückgang um knapp 15 Prozent.
Damit stehe man gegen den Trend. Denn im Landkreis seien die Zahlen im gleichen Zeitraum um vier Prozent, im Land sogar um 14,1 Prozent gestiegen. Auch bei der Kriminalitätsbelastung pro 100 000 Einwohner stehe man in Bad Liebenzell gut da. Die Stadt erreiche hier 2022 einen niedrigen Wert von 1843, während der Landkreis bei 3734 und das Land sogar bei 4944 liegt. Die Zahl der Straftaten sei in Bad Liebenzell auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
Diebstähle und Vermögensdelikte Einzelne Delikte werden jedoch mehr. So gab es laut den Zahlen der Polizei 2022 in der Stadt 48 Diebstähle. 2021 waren es noch 36. Und auch die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte stieg von 41 im Jahr 2021 leicht auf 44 im Jahr 2022 an. Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle hielt sich auf dem gleichen niedrigen Niveau. Nur zwei Fälle registrierte die Polizei im vergangenen Jahr.
Körperverletzungen und Sachbeschädigungen Bei den Körperverletzungen gibt es eine rückläufige Entwicklung. 13 Fälle waren es 2022 und damit weniger als in den fünf vorangegangenen Jahren. Gleiches gilt auch für Sachbeschädigungen. Nur 19 Mal kam das 2022 vor.
Drogen und Aggressionsdelikte Die Rauschgiftdelikte befinden sich ebenfalls auf dem niedrigsten Stand seit 2017. Ältere Zahlen präsentierte Jahn nicht. Nur neun Delikte nahm die Polizei auf. Und auch bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum gab es mit den fünf Fällen 2022 einen Rückgang um mehr als 50 Prozent gegenüber 2021.
Tatverdächtige Insgesamt 91 Tatverdächtige ermittelte die Polizei, davon 53 deutsche Staatsbürger. Unter den 38 nichtdeutschen Tatverdächtdigen waren sieben Asylbewerber. „Da haben wir kein besonderes Problem“, befand Jahn. Er erklärte auch, dass es Delikte wie die illegale Einreise gebe, die nur Asylbewerber begehen könnten und Deutsche eben nicht. 31 Tatverdächtige hätten einen sonstigen erlaubten Aufenthaltstitel.
Aufklärungsquote Ist also alles in Ordnung in der Kurstadt? Nicht ganz. Denn die Aufklärungsqoute der Polizei liegt bei 55,3 Prozent. Das ist gegenüber 2021 ein Rückgang um gut ein Fünftel. Im Land liegt dieser Wert bei 61,3 Prozent, im Landkreis sogar bei 65,2 Prozent. „Das ist wenig erfreulich“, stellte Jahn fest. Die Aufklärungsquote 2021 sei mit 76,1 aber auch „extrem hoch“ gewesen. Eine Begründung für den Rückgang konnte er auf Nachfragen aus dem Gremium aber nicht liefern. Immerhin: Es gebe in der Stadt und auch in den Teilorten keine Kriminalitäts-Hot-Spots wie Jahn auf Frage von Gabriele Geikowski (UL) erklärte.
Verkehrsunfälle Jahn hatte auch die Verkehrsunfallstatistik mitgebracht. 166 Unfälle gab es 2022, was einem Anstieg von fast 17 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden sank aber um fast 13 Prozent auf 21. Insgesamt verunglückten 26 Personen. Dabei gab es neun Schwer- und 17 Leichtverletzte. Die Zahl der Unfälle mit Sachschaden stieg um knapp ein Viertel auf 145.
Die Radunfälle blieben mit 68 auf dem Vorjahresniveau. Allerdings kam fast bei jedem dieser Unfälle (67) eine Person zu Schaden, darunter 25 Schwerverletzte. Getötete Radfahrer gab es 2022 glücklicherweise nicht. 2021 kam noch ein Radfahrer in Bad Liebenzell ums Leben. An zwei Radunfällen in der Stadt waren Pedelec-Fahrer beteiligt. Maik Volz (CDU) sah vor allem ältere Pedelec-Fahrer besonders gefährdet, da diese die „Power“ ihres Gefährts nicht richtig einschätzen könnten. Er sprach sich deshalb für Fahrsicherheitstrainings aus. „Viele Pedelec-Unfälle sind allein- und selbstverschuldet“, stimmte ihm Jahn zu.
Diskussion Lucas Wehner (CDU), der auch Ortsvorsteher der Kernstadt ist, fragte, ob die Polizei öfter den Anliegerverkehr in der Hindenburgstraße kontrollieren könne. „Manchmal hat man das Gefühl, halb Pforzheim fährt auf dem Weg nach Schömberg durch die Hindenburgstraße“, meinte Wehner. Außerdem erkundigte er sich nach einer Neubewertung der Situation an der Ortseinfahrt auf der Unterhaugstetter Straße. Seit das Ortsschild versetzt worden sei, komme es bei den Grundstückseinfahrten zu unübersichtlichen Situationen. Jahn versprach, sich um beide Themen zu kümmern.