Inmitten der Kinder behält Storchenvater Alois Krafczyk doch den Überblick und achtet darauf, dass keines zu kurz kommt. Brezeln verteilt er selbst. Foto: Achnitz

Wenn es in Haslach wieder heißt „Heraus! Heraus!“ und eine große Masse an Kindern durch die Stadt zieht, findet der Storchentag statt. Diesmal ist es am Aschermittwoch so weit. Was hinter der Tradition steckt.

„Heraus! Heraus!“ – eher verhalten schallte dieser Ruf im vergangenen Jahr durchs Haslacher Städtle, davor war gar nichts möglich. Doch trotz der Unterbrechung durch die Beschränkungen in der Corona-Pandemie ist jetzt schon wieder die Vorfreude in Haslach zu spüren. Der Storchentag steht vor der Tür. Dieses Jahr fällt das traditionelle Datum, der 22. Februar, auf Aschermittwoch.

Im Haslacher Stadtarchiv ist eine Rechnung aus dem Jahr 1643 erhalten, auf der ein Hans Jakob Alduin dafür sechs Kreuzer erhält, dass er „den Storchen geklopfet“ habe. Nicht nur der ehemalige Stadtarchivar, Heimathistoriker und Ehrenbürger Manfred Hildenbrand vermutet dahinter einen Hinweis auf den Storchentag. Damit wäre die Tradition in diesem Jahr 380 Jahre alt. Mindestens. In dieser Zeit hat sich Vieles verändert – und doch war es in den beiden Corona-Jahren wohl besonders anders.

„2021 war ich mutterseelenallein in der Mühlenkapelle“, blickt Storchenvater Alois Krafczyk im Gespräch mit unserer Redaktion zurück. Dort spricht die Storchentagsgruppe normalerweise ihr Gebet, bevor es dann im großen Zug durch die Stadt geht. Krafczyk, seit 1986 Storchenvater in Haslach, ist im Gespräch anzumerken, wie sehr ihm damals die Begleitung durch die Kinder gefehlt hat. 2022 dann zog er wenigstens mit einer Schulklasse durchs Städtle – das war immerhin ein „Trostpflaster“, wie Krafczyk selbst sagt. Und befindet: „Zum Glück läuft alles dieses Jahr wieder normal.“

Die Corona-Pause ist Krafczyk nahe gegangen

Denn was den Storchentag ausmacht, das weiß derjenige, der diesen seit mehr als 35 Jahren „leitet“, selbst am allerbesten: „Es ist die Menge an begeisterten Kindern, die durch die Gassen ziehen und nach Gaben heischen“, fasst er zusammen. Dass dies zwei Jahre lang nicht passieren konnte, sei ihm sehr nahe gegangen. „Ich konnte manchmal einfach nicht glauben, dass wir auch darauf verzichten mussten“, sagt er. Von all den vielen Ehrenämtern, die Krafczyk in der Stadt innehat und -hatte: Der Storchenvater sei ihm eins der liebsten. „Ich werde so lange Storchenvater sein, wie ich kann“, versichert Krafczyk.

In diesem Jahr soll alles so sein wie immer und eine möglichst große Schar am Mittwoch, 22. Februar, mit ihm mitziehen. Dazu hat Krafczyk wie immer das Haslacher Bildungszentrum besucht, um die dortigen Schüler zu motivieren, mitzugehen. Normalerweise tue er das ein bis zwei Wochen vor dem Storchentag – wegen der Fastnachtsferien ist das diesmal etwas früher passiert.

Storchenvater hofft auf viele Teilnehmer

„Wenn richtig viele Kinder mitgehen, ist dieser Tag ein Hochfest“, lädt Krafczyk ein. Auch die Eltern seien eingeladen, mitzugehen. Und die Bewohner der Straßen in Haslach natürlich dazu, die Kinder reich mit Gaben zu beschenken: Traditionell werfen diese der Kindermenge beim Storchentag Orangen, Brezeln und Süßigkeiten zu. Der Storchentagszug bewegt sich dieses Jahr von der Mühlenkapelle durch die Altstadt und dann Richtung Weststadt Haslach – also Richtung Eichenbach.

„Der Storchentag macht mich glücklich“, sagt Krafczyk. Es sei ein Hochgefühl, so viele Kinder hinter sich zu wissen. Neben zahlreichen Teilnehmern wünscht er sich nur noch eines für den Storchentag, der am Aschermittwoch um 12 Uhr in der Mühlenkapelle beginnt: Gutes Wetter natürlich.

Das steckt dahinter

Das Datum:
Der Storchentag fällt in diesem Jahr zwar auf Aschermittwoch, hat aber eigentlich nicht viel mit der Fasent zu tun. Vielmehr gehört er zu den Heischebräuchen, die am 22. Februar vielerorts gefeiert werden. Anlass ist das katholische Fest „Petri Stuhlfeier“, der Tag, der an Petrus’ Amtsantritt als erster Inhaber des Heiligen Stuhls erinnern soll. In Oberwolfach wird er beispielsweise als „Peterlestag“ gefeiert.

Der Storch:
Dem Storch gewidmet ist dieser Tag jedoch ausschließlich in Haslach. Der hiesige Storchentag geht auf eine Legende zurück, nach der die Störche einst die Stadt Haslach vor einer Hungersnot gerettet haben: Die Bürger hatten gelobt, den Haslacher Kindern einmal im Jahr etwas Gutes zu tun, falls Gott sie vor einer Ungezieferplage rettete. Die Störche kamen, fraßen das Getier, retteten die Ernte – und geboren war der Storchentag.