Die Stoffboutique von Jutta Hirt in Rottweil schließt nach 15 Jahren. Wir haben mit ihr über die Gründe gesprochen – und wie es jetzt weitergeht.
Bunte Stoffpakete, fein säuberlich sortierte Fadenrollen und eine Auswahl an Reißverschlüssen, die das Herz von Nähbegeisterten höher schlagen lässt – das und vieles mehr findet sich im Laden von Jutta Hirt.
Ihre Stoffboutique ist ein Ort, der seit 15 Jahren Kreativität und Handwerk vereint. Doch bald wird es still in den Räumen am Stadtgraben 12. Aus gesundheitlichen Gründen muss die gelernte Schneiderin schweren Herzens ihren Laden schließen.
Der Traum vom eigenen Laden
„Mein ganzes Herzblut steckt hier drin“, sagt Jutta Hirt und kämpft mit den Tränen. Die Entscheidung, die Türen ihres Stoffladens endgültig zu schließen, fiel ihr alles andere als leicht. „Es tut sehr weh. Ich wäre gerne noch länger für meine Kundschaft da.“
Schon in der Schulzeit waren Mode und Nähen „einfach ihr Ding“, wie sie erzählt. Nach einer Ausbildung zur Schneiderin und vielen Jahren in der Modebranche wuchs der Wunsch nach einem eigenen Laden. „Warum das eigentlich nicht selber machen?“, fragte sie sich immer wieder. Ermutigt durch ihr Umfeld wagte sie 2009 den Schritt und eröffnete die Stoffboutique.
Aus Alt wird Neu
Seitdem wurde der Laden zu einem Treffpunkt für Nähbegeisterte. „Gerade junge Mütter mit Kinderwagen kommen oft zu mir. Sie nähen für ihre Kinder Mützen oder Schals“, berichtet Hirt. Auch der Trend „aus Alt mach Neu“ habe in den letzten Jahren viele junge Kunden angelockt.
Handgemacht mit Liebe
Ein besonderes Highlight ihrer Arbeit war für Jutta Hirt immer ihre Fasnetsdeko. Mit viel Liebe und Kreativität fertigte sie Figuren, Mützen und andere Dekoartikel in den typischen Farben Gelb und Schwarz an. „Manche Kunden sagen mir, sie hätten ihre ganze Deko von mir – und das schon seit 15 Jahren.“
Doch das Nähen hat sich verändert. Früher wurden vor allem Kleidungsstücke gefertigt, heute sind es oft Deko-Elemente. Auch Nähkurse hat Hirt vor der Corona-Pandemie gegeben, obwohl diese finanziell wenig eingebracht hätten. „Aber ich habe dadurch viele neue Kunden gewonnen, konnte mein Wissen weitergeben, bei Ideen helfen und hatte immer tolle Gespräche“, erinnert sie sich.
Abschied und Dankbarkeit
Jutta Hirt blickt zurück: „Es gibt keine Erinnerung, die mir negativ im Gedächtnis geblieben ist. Ich war immer glücklich in meinem Laden.“
Die Reaktionen ihrer Kundschaft auf die bevorstehende Schließung sind überwältigend. „Oh, ist das schade. Wo soll ich denn jetzt meine Stoffe kaufen?“, hört sie immer wieder.
„Ich möchte mich von Herzen bei meinen Kunden für 15 Jahre Treue bedanken“, sagt Hirt. „Das Highlight war für mich immer die nette Kundschaft.“
Ein neuer Lebensabschnitt
Bis Mitte Februar bleibt die „Stoffboutique“ noch geöffnet – montags bis samstags von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Die Zukunft ist noch ungewiss. „Ich weiß noch gar nicht, wie das dann werden soll“, gesteht Hirt. Doch sie bleibt positiv: „Nun kommt ein neuer Lebensabschnitt, und ich schaue mal, was der bringt.“ Bis dahin freue sie sich über jeden einzelnen Kunden, der noch einmal in die Stoffboutique kommt. „Ich war hier immer so glücklich“, sagt sie abschließend mit einem Lächeln.