Während Roland Fischinger Weiden in die Nestumfassung flicht, reicht Hartmut Polet das Material an. Foto: Schönfelder

Störche wohnen gern möbliert. Und die Ansprüche sind nicht gering. Also muss ein Hubsteiger her, um das Nest auf Roland Fischingers Scheune im wahrsten Sinne des Wortes aufzumöbeln.

Dunningen - Fischinger hat an diesem diesigen Morgen Verstärkung. Der Storchenbeauftragte Hartmut Polet aus Sulz-Mühlheim ist gekommen, um Fischinger zu unterstützen. Und beim Hubsteiger, um am Nest arbeiten zu können, ist die Dunninger Firma Keller behilflich. Für Fahrer Stefan Heizmann eine Abwechslung, obwohl er schon zum zweiten Mal im Dienste der Stelzvögel vor Ort ist.

Er hievt Fischinger und Polet zusammen mit dem Nistmaterial aufs Scheunendach, wo die beiden ihre Arbeit beginnen.

Das Nest thront bereits seit mehreren Jahren auf der Scheune, aber die Störche haben es bisher gemieden. Zwischenzeitlich gab es durchaus mehrere Interessenten, aber zur Brut kam es nicht. "Es haben immer mal welche draufgesessen, aber entschieden hat sich keiner", schildert Fischinger, der Vorsitzende des Nabu Dunningen, seine Erfahrungen.

Der Rand ist zu hoch

"Der Rand ist wohl zu hoch", so Fischinger, "wenn wir das vorher gewusst hätten. Bisher haben wir das wohl falsch gemacht." Jetzt soll der Nestrand mit Weiden ausgebessert und das Nest innen mit Hackschnitzeln und Schilfgras aufgefüllt werden. "Die Störche, auch die Jungen, treten rückwärts an den Rand, um nach außen zu koten. Ein hoher Rand stört da", erläutert Hartmut Polet fachmännisch. "Wir wollen eine ebene Fläche schaffen, aber dafür müssen wir Material ins Nest bringen", ergänzt Roland Fischinger. Anscheinend wird so ein Nest, dass aus einem Mast und einem runden Stahlgestell besteht, dann gleich attraktiver.

Es sei auch nicht so, dass die Störche zu faul für den Nestbau seien, aber sie bauten gern auf einen Grundstock auf.

Ein Storch erkenne ein geeignetes Nest aus großer Entfernung, deshalb muss es schon von Weitem attraktiv aussehen. Und die beiden Naturschützer wenden einen kleinen Trick an. Sie streichen weiße Farbe auf das Dach rund um das Nest (Der Kot der Vögel ist weiß). So könnte der Storch denken, dass das Nest für seine Familie besonders geeignet ist. Da hat ja schon jemand gewohnt. Das sieht man sich als Wohnungssuchender genauer an. Fischinger und Polet machen sich an die Arbeit.

Ein attraktives Nest ist das Eine, aber gute Lebensbedingungen, besonders das Nahrungsangebot, ist das Andere.

Biotope zahlen sich aus

Jetzt zahlt sich aus, dass der Nabu Dunningen seit Jahren Biotope anlegt und Nasswiesen per Vertrag pflegen lässt. Frösche und Kröten bevölkern die Laichgewässer im Münsterbruck, im Riedbrunnen und im Affoltergraben. Auch Mäuse sind bei Störchen als Snack begehrt, und seit einiger Zeit beobachtet Roland Fischinger wieder mehr Großinsekten auf den Dunninger Wiesen. Er glaubt in den vergangenen Jahren sogar eine Zunahme der Störche bemerkt zu haben. "Die eher ökologische Bewirtschaftung der Wiesen und die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten zeigt Wirkung", gibt sich Roland Fischinger optimistisch.

Hartmut Polet nutzt die Gelegenheit, für den Bau von Storchennestern zu werben. Es gebe sogar einen Zuschuss vom Nabu.

Pro Meter eine Tonne Gewicht

Die Stahlkonstruktion in Dunningen hält allerhand aus. In dem Metallrund ruht ein Holzboden mit Schlitzen, damit sich keine Nässe bildet. Darauf kommt heute das Nistmaterial. "Man rechnet pro Meter Nest ein Gewicht von einer Tonne", sagt Polet.

Inzwischen sitzt Fischinger im Nest und flicht die Weiden ein. Polet bleibt im Korb und reicht das Material an. Damit im Frühjahr die gefiederten Rückkehrer ihr Herz für den Dunninger Immobilienmarkt entdecken.