Auch in der Raumschaft wurde gewählt. Foto: Ingo Bartussek – stock.adobe.com

Eine historische Bundestagswahl fand am Sonntag statt – mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen auch in der Raumschaft Triberg. Der Schwarzwälder Bote sprach dazu mit den Vorsitzenden der verschiedenen Parteien, die in den Bundestag einziehen.

Raumschaft Triberg - Klaus Wangler, CDU-Fraktionsvorsitzender im Triberger Gemeinderat, räumt ein, dass er nach den Prognosen sogar mit einem noch schlechteren Ergebnis seiner Partei gerechnet habe. Er setzt, wie auch der CDU-Kanzlerkandidat, jetzt auf ein Jamaika-Bündnis. Dabei erinnerte er an zwei starke Kanzler (Helmut Schmidt und Willy Brandt), deren Partei damals ebenfalls nicht stärkste Kraft gewesen sei. "Es freut mich aber, dass unser Kandidat Thorsten Frei trotz Verlusten mit letztlich großer Mehrheit wieder in den Bundestag einziehen konnte."

Toll zugelegt habe die SPD auch in Triberg, freut sich Friedhelm Weber, Vorsitzender der Ortsgruppe. Hoch erfreut sei er über den Anteil der Zweitstimmen – "obwohl Derya Türk-Nachbauer einen sehr engagierten Wahlkampf geführt hat, ist es sehr schwer, gegen einen engagierten Mandatsträger zu bestehen. Nun kann sie wegen des guten Zweitstimmen-Ergebnisses trotzdem in den Bundestag einziehen", sagt er begeistert.

FDP-Ortsverein spürt deutliche Verbesserung

Seitens der FDP gibt es in der Raumschaft seit kurzer Zeit einen Ortsverein, der von Felix Kuentz geführt wird. Auf das Ergebnis seiner Partei angesprochen, meint er strahlend, dass eine deutliche Verbesserung spürbar sei. "Die Bürger sind sichtbar unzufrieden mit der bisherigen Regierung, ein ›Weiter-so‹ sehe ich nun nicht mehr", so der junge Ortsvorsitzende. Es tue Deutschland aber sicherlich gut, dass es auch kein Rot-Rot-Grün geben wird. "In meinem Ortsteil Nußbach haben fast ein Viertel der Wähler ihre Zweitstimme der FDP gegeben, somit liegen wir vor der SPD, Grünen und AfD. Das freut mich persönlich besonders", zeigt er Emotionen.

Silke Burger, stellvertretende Vorsitzende der CDU in Schonach, freut sich ebenfalls über das gute Ergebnis von Thorsten Frei. Für die CDU sei das Abschneiden der Partei sehr unerfreulich – obwohl noch verbessert gegenüber der prognostizierten Ergebnisse. "Das war sicher nicht das, was wir uns gewünscht haben", macht sie deutlich. Persönlich habe sie allerdings damit gerechnet – nun gelte es, nach vorne zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen.

Volker Kölsch, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, war begeistert über das gute Ergebnis seiner Partei. Richtig spannend seien die letzten Tage des Wahlkampfs gewesen. Nun begännen die Sondierungsgespräche, was ebenfalls viel Spannung verspreche, da auch die CDU längst nicht klein beigebe und in der Regierungsverantwortung bleiben wolle. Sehr erfreulich sei, dass Derya Türk-Nachbaur über die Liste in den Bundestag einziehe – "sie hat einen sehr intensiven, tollen Wahlkampf abgeliefert", betont er.

Grüne: Bundeswahlen keine Landtagswahlen

Vorab, so Gerhard Kienzler, Vorsitzender der grünen Partei in Schonach, müsse man hier deutlich unterscheiden zwischen Bundestags- und Landtagswahl, was gerne vermischt werde. "Gemessen an der letzten Bundestagswahl sind die Gewinner und Verlierer sehr klar erkennbar. Mit Blick auf die Prozentzahlen der Grünen, die wir noch vor einigen Monaten gesehen haben, ist man aber natürlich auch gleichzeitig etwas enttäuscht. Es hängt offensichtlich einiges an den Kandidaten und dem, was sie in den letzten Wochen vor der Wahl von sich geben", vermutet er.

Erkennbar sei, dass die Wähler keine große Koalition mehr wollen, dass sie mit der Politik der CDU unzufrieden waren und dass der Wunsch nach deutlich mehr Klimaschutz einen sehr hohen Stellenwert habe. Dass die Grünen nun mit der FDP und umgekehrt, zurechtkommen müssen, habe durchaus Charme. "Dass wir Ökologie und Nachhaltigkeit zusammenbekommen müssen mit der Ökonomie ist unbestritten und seitens der Grünen auch nie bezweifelt. Vielleicht bieten sich hier neue Chancen, dies aufzuzeigen."

Adalbert Oehler, CDU-Vorsitzender in Schönwald, stellt fest, dass der hohe Verlust bei den Zweitstimmen sehr schmerze, wie er in den einstigen CDU-Hochburgen – auch in der Raumschaft – zu verzeichnen war. Er erkenne einen deutlichen Vertrauensbeweis für den Direktkandidaten Thorsten Frei. Zu seinem Bedauern seien viele Zweitstimmen an die SPD und aus taktischen Gründen an die FDP gegangen.

Bundespolitisch kann man noch nicht viel sagen, doch habe Laschet gegenüber Scholz kräftig aufgeholt. "Ich deute das Wahlergebnis bundesweit so, dass der Bürger rot-rot-grün nicht will und auf Jamaika setzt", so sein Credo.

Fraktionsvorsitzender der SPD überrascht

Hans-Peter Schwer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Schönwald, zeigt sich überrascht über das gute Abschneiden. "Ich habe befürchtet, dass viele Unentschlossene doch noch ihr Kreuz woanders setzen", räumt er ein. Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe sich wohl als Zünglein an der Waage erwiesen. "Wir werden sehen, was draus wird", so Schwer. Froh sei er, dass es kein Rot-Grün-Rot gebe, das wäre problematisch geworden.