Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau wieder tief in seine Kleiderkiste gegriffen. Ein Stilcheck.
Markus Söder ist einer der wenigen deutschen Politiker, denen auch modisch immer wieder eine Überraschung gelingt und der selbst Parteifreunden von der CSU das Fürchten lehrt. Ob als Mahatma Gandhi oder Marilyn Monroe, als grün geschminkter Shrek oder Kiss-Musiker, als Punkrocker oder Zauberer Gandalf: Zur Fastnacht ist Bayerns Ministerpräsident dank toller Kostüme oft kaum zu wiederzuerkennen.
Söder, menschgewordenes Postkartenidyll
Doch Söders Vorliebe für ausgeklügelte Charaden und Inszenierungen beschränkt sich nicht mehr nur auf die fünfte Jahreszeit. Zum G7-Gipfel auf Schloss Elmau hatte sich der Gastgeber in eine helle Trachtenjacke geworfen und als urbayrischer Landesvater verkleidet, mit einer Krawatte um den Hals, die so hellblau leuchtete wie der Himmel über einem Biergarten zwischen Wetterstein und Tegernsee. Der Mensch als Postkartenidyll – die Staatenlenker aus aller Welt schienen entzückt. Trachten, sofern sie von guten Schneidern maßgefertigt sind, stehen für Qualität, Nachhaltigkeit und Traditionsverbundenheit. Das passt wunderbar in unsere Zeit, in der alle Sicherheiten hinfällig sind. Manchen Leuten gibt eine Tracht Haltung und Trost. Söder erinnerte in seinem patriotischen Ornat an einen seiner Amtsvorgänger, Edmund Stoiber. Seinerzeit war nicht alles besser, aber manches überschaubarer, vor allem die nächste Nebenkostenabrechnung. Alles vorbei. Wer tatsächlich hinter der perfekten Verkleidung steckte, weiß womöglich nicht einmal Markus Söder selbst.