Symbolbild Stierkampf, eine grausame Tradition. Foto: dpa/Francisco Seco

Im spanischen Gijón werden die traditionsreichen Stierkämpfe gestoppt. Doch es geht nicht um Tierschutz, sondern um Menschenrechte. Spanien tobt trotzdem.

Gijón - Die Bürgermeisterin von Gijón, Ana González Rodríguez, hat ein Ende der Stierkämpfe in der nordspanischen Stadt verkündet. Unter den Freunden der spanischen Tradition hat dieser Beschluss für Aufsehen und blanke Wut gesorgt.

González Rodríguez hatte am Mittwochabend mitgeteilt, keine weiteren Lizenzen mehr für die traditionsreichen „Corridas“ zu vergeben. Doch in diesem Fall geht es ausnahmsweise nicht um Tierschutz, sondern um Menschenrechte.

Denn bei der jüngsten Veranstaltung waren zwei Stiere mit den Namen „Feminist“ und „Nigerianer“ getötet worden. Die Stierkämpfe seien laut der Bürgermeisterin von den Veranstaltern für ideologische und menschenfeindliche Ziele missbraucht worden.

Stierkampf ist auch in Spanien umstritten

„Eine Stadt, die an Integration und an die Gleichheit von Männern und Frauen glaubt, kann so etwas nicht zulassen“, betonte die Sozialistin González Rodríguez. Zumal es in Spanien ohnehin immer mehr Stimmen gegen den Stierkampf gebe.

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die größte Oppositionsfraktion im spanischen Nationalparlament in Madrid, die konservative Volkspartei PP, kündigte gerichtliche Schritte und eine Unterschriftensammlung gegen die kommunale Maßnahme an. Das Verbot stelle eine „ideologische Bevormundung“ und „eine Einschränkung der Freiheit der Bürger von Gijón“ dar, hieß es.

„Eine Schande“

Auch die Zeitung „El Mundo“ ging hart mit González Rodríguez ins Gericht: Ihr „inakzeptabler Übergriff“ werde Gijón großen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Schaden zufügen, hieß es in einem Leitartikel. Der berühmte Stierkämpfer El Juli kritisierte die Maßnahme am Donnerstag als „absurd“ und „eine Schande“.

Der 38-Jährige fordert: „Lasst den Stierkampf in Ruhe! Verwickelt ihn nicht in politische und ideologische Angelegenheiten.“ Politiker des linken Spektrums und Persönlichkeiten anderer Bereiche lobten dagegen den Vorstoß der Bürgermeisterin.

Nationales Kulturgut seit 2013

Inwieweit man Stierkämpfe in Spanien untersagen oder beschränken kann, ist umstritten – auch wenn die „Corridas“ vor allem unter den Jüngeren immer mehr an Attraktivität verlieren.

Nachdem Dutzende Gemeinden und Regionen im ganzen Land Verbote verabschiedet hatten, urteilte das Verfassungsgericht in Madrid 2016, dass nur der Staat über eine Abschaffung solcher Veranstaltungen entscheiden könne. Grund: Der Stierkampf war 2013 zum nationalen Kulturguterklärt worden.