Die Versorgung junger Mütter und ihrer Neugeborenen soll im Landkreis Sigmaringen verbessert werden. Foto: Stratenschulte Foto: Schwarzwälder Bote

Klinik: Gesundheitszentrum mit geburtshilflichem Schwerpunkt in Sigmaringen und Bad Saulgau

Im Landkreis Sigmaringen wird ein Gesundheitszentrum mit geburtshilflichem Schwerpunkt in Sigmaringen und Bad Saulgau aufgebaut. Dafür stellt das Land Fördergelder in Höhe von 150 000 Euro für zwei Jahre zur Verfügung, der Landkreis selbst beteiligt sich zusätzlich mit knapp 17 000 Euro.

Kreis Sigmaringen. Nur drei Kreise und eine Stadt im Land haben den Zuschlag erhalten. "Ziel des Projektes ist die lückenlose Versorgung von Mutter und Kind, vor allem im Wochenbett, trotz früher Entlassung aus der Geburtsklinik", erklärt Sigmaringens Landrätin Stefanie Bürkle. "Nicht jeder Frau gelingt es, eine Hebamme für die Hausbesuche zu finden, die in den ersten Tagen nach der Entbindung notwendig sind. Hier soll das innovative Konzept Lösungen aufzeigen und erproben", so die Landrätin.

Im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz hat der Fachbereich Gesundheit des Landratsamtes in enger Zusammenarbeit mit Hebammen, Medizinern und Sozialpädagogen die Konzeption "Guter und gesunder Start ins Leben" erarbeitet. In einem partizipativen Prozess sollen nun unter wissenschaftlicher Begleitung die neuen Strukturen und Prozesse entwickelt werden.

Hebammenstützpunkte, angegliedert an die geburtshilflichen Zentren in Bad Saulgau und Sigmaringen, sollen Anlaufstellen für Mütter, Väter und Familien werden, an denen sie kompetent vor und nach der Geburt beraten und betreut werden.

Details erläutert Susanne Haag-Milz, die Leiterin des Fachbereichs: "In den ersten Tagen und Wochen nach einer Geburt werden die Familien zu Hause besucht. Nach unkomplizierter Neugeborenenzeit ist statt eines Hausbesuches der Hebamme auch ein Beratungstermin am Hebammenstützpunkt denkbar. Moderne Techniken wie Videosprechstunden können unterstützend zum Einsatz kommen. "Die Sozialpädagoginnen der Fachstelle "Familie am Start" am Landratsamt Sigmaringen werden Familien mit besonderen Unterstützungsbedarfen mitbetreuen. Ein wichtiges Element des Projektes ist eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten, stationär tätigen Geburtshelfern, Hebammen, Sozialpädagogen und Gesundheitsförderern.

Hilfe für Frauen, die noch keine Hebamme gefunden haben

Koordiniert von zwei erfahrenen Hebammen sollen Hebammenkreise gebildet werden, die eine strukturierte gegenseitige Unterstützung und Vertretung möglich machen. "Aus diesem Kreis ist die Versorgung von Frauen möglich, die bis zur Entbindung noch keine Hebamme für die Versorgung im Wochenbett gefunden haben", erklärt Haag-Milz.

Eine Entlastung der Fachfrauen von Dokumentation und Organisation soll eine Konzentration auf originäre Aufgaben erlauben. "Unser Ziel ist es, die Arbeit von Hebammen im Kreis Sigmaringen attraktiver zu machen", meint Stefanie Bürkle. Dazu werden im Landratsamt Sigmaringen zwei 25-Prozent-Teilzeitstellen für die koordinierenden Hebammen geschaffen, auf die sich Interessierte sofort bewerben können.

Nachdem der Kreistag das Projekt im Dezember auf den Weg gebracht hatte, wurden die wichtigsten Akteurinnen in einer Hebammenversammlung über das Projekt informiert.

Mit großem Interesse diskutierten die Hebammen Chancen und Herausforderungen des Projektes. "Ich möchte Sie ermutigen, gemeinsam neue Wege in der Hebammenhilfe zu entwickeln und zu erproben. Wir unterstützen Sie dabei", so Landrätin Bürkle, "die Fördermittel des Landes sind uns dabei eine große Hilfe."

Auch die SRH Kliniken im Landkreis Sigmaringen sind in das Projekt involviert. Unter ihrem Dach sollen die beiden Zentrumsstandorte entstehen, die über die Hebammen hinaus auch die anderen Akteure wie Ärzte, Soziale Dienste und die Gesundheitsförderung einbinden.

Insgesamt sollen die Maßnahmen die "Gesundheit rund um die Geburt" verbessern und vor allem die Versorgungslücke an Tag drei und Tag vier nach Entbindung schließen.