Tim Wagner, Sozial- und Verfahrensberater, und die Streetworker Frank Vees und Bernd Dörsam haben viel zu tun. Foto: Schwarzwälder Bote

Landeserstaufnahmestelle: Regierungspräsident bittet um mehr Gelassenheit / Maßnahmen greifen

Beim Besuch der Landeserstaufnahmestelle (Lea) mit Sigmaringer Stadträten hat der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser die Sicherheitsmaßnahmen unter die Lupe genommen.

Sigmaringen. Vielen Themen waren es, über die Klaus Tappeser sich in der Lea Sigmaringen informieren wollte: Streetworker, die Koordination ehrenamtlicher Helfer sowie die Sozial- und Verfahrensberatung der Flüchtlinge. Der zurzeit nicht gerade gute Ruf der Sigmaringer Lea kam freilich auch zur Sprache. Zu verdanken hat ihn die Stadt laut Fabian Heilmann, dem bisherigen Leiter, einer Gruppe – "weniger als zehn Personen" – straffällig gewordener Asylbewerber aus Nordafrika und entsprechend negativer Berichterstattung. Insbesondere die überregionalen Berichte bestimmter Medien findet Tappeser "nicht vergnügungssteuerpflichtig", sagte aber: "Wir sind auf einem guten Weg."

Die inzwischen angeordeneten Maßnahmen – jedes Vergehen wird zur Anzeige gebracht und eine Ermittlungsgruppe ist sowohl uniformiert als auch in Zivil unterwegs – würden greifen, so Tappeser: "Wir haben das im Griff." An die Öffentlichkeit, den Gemeinderat und die Medien appellierte er, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen.

Die Ehrenamtskoordinatorin Stefanie Gäble bat ebenfalls um Fairness und eine unvoreingenommene Sichtweise: "Die allermeisten Flüchtlinge wollen sich integrieren, tun alles, um sich hier einzugliedern, sind höflich und hilfsbereit", betonte sie. In all den Jahren ihrer Tätigkeit habe sie nie schlechte Erfahrungen gemacht. Doch die Negativschlagzeilen hätten sich auf die Bereitschaft der Bevölkerung, sich ehrenamtlich in der Lea zu engagieren, niedergeschlagen: "Wir finden kaum noch ehrenamtliche Helfer." Dabei seien gerade die Ehrenamtlichen das direkte Bindeglied in die Bevölkerung und zur Integration. Durch diese Helfer lernten die Flüchtlinge sozusagen an lebenden Beispielen, welche Rechte, Pflichten, Umgangsformen und Verhaltensweisen in Deutschland gelten.

Gäble berichtete über erfolgreiche Patenschaften, die derzeit 27 Sigmaringer Bürger übernommen haben. Die Bindungen, die sich daraus entwickelten, seien oft so stark, dass es regelmäßig zu tränenreichen Abschieden führe, wenn einer der Asylsuchenden in einen anderen Ort verlegt werde.

Als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Lea-Bewohnern stellten sich Frank Vees und Bernd Dörsam, Streetworker des DRK-Kreisverbands, vor, die übrigens die Situation am Sigmaringer Bahnhof als "nicht schlimmer denn anderswo auch" beurteilen. Ihre Tätigkeit sei die "aufsuchende Sozialarbeit" sowohl auf dem Gelände der Lea als auch auf den Laufwegen der Bewohner Richtung Stadtmitte, zum Bahnhof, im Prinzenpark sowie an Spielplätzen und Donauwegen. Mittelpunkt ihrer Arbeit seien Gespräche mit Anwohnern, Geschäftsleuten und Lea-Bewohnern.

Die derzeit etwa 370 Bewohner der Lea, deren Kapazität für bis zu 1000 Menschen ausreicht, erhalten Deutschunterricht. Präsentationen informieren sie über das Leben in Deutschland. Ein Stadtrundgang für Neuankömmlinge gehört ebenso dazu wie Workshops im sportlichen und musischen Bereich. Darüber hinaus können sich Bewohner als "Gemeinnützige Arbeiter" für einen geringen Obolus betätigen, etwa Müll in der Stadt und an Laufwegen einsammeln.

Tim Wagner von der Sozial- und Verfahrensberatung (SuV) informierte die Besucher über das Angebot seiner Stelle. Dazu gehören die Aufklärung über das deutsche Asylverfahren, Vor- und Nachbereitungen von Terminen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie das Erläutern von Bescheiden. Ganz selbstverständlich gehöre auch die Aufklärung über Rechte und Pflichten dazu.

Beim Rundgang hatten die Besucher Gelegenheit, den Kindergarten zu besichtigen, wo derzeit 28 Kinder betreut werden, Einblicke in das Begegnungszentrum oder das Begegnungscafé und weitere Einrichtungen zu bekommen.