Der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß (rechts) hörte sich die Sorgen der Einwohner von Glasshütte an. Foto: Grimm

Am geplanten Abbau von Kalk scheiden sich in Glashütte die Geister. Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß (CDU) informiert sich.

Glashütte - "Wollen Sie 450 Meter vor Ihrer Haustür einen Steinbruch haben?": Renate Locher aus Glashütte fordert die Umstehenden, darunter den Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, auf, sich in die Lage hineinzuversetzen, in der sich die Einwohner von Stettens Teilort Glashütte sehen, sollte der Abbau hochreinen Kalks wie angedacht kommen.

Rund 70 Personen sind zur Ortsbegehung gekommen, den der Verein "Bürgerinitiative zur Erhaltung von Umwelt und Lebensqualität" anberaumt hat. Etliche Anwesenden nutzten die Gelegenheit, vor dem Politiker ihren Unmut kundzutun, so auch Erich Sieber, Landwirt im Ruhestand und ehemaliger Stettener Gemeinderat: "Wenn das Gold winkt, sind die Oberen dabei, das war früher so und das ist heute nicht anders."

Er plädierte eindringlich dafür, den Trinkwasserschutz nicht aus den Augen zu verlieren, denn das Wasser der Neidinger Quelle versorge die Region. Der geplante Gesteinsabbau der Firmen Stingel aus Schwenningen und Klöpfer aus Winnenden liegt im Gewann Obere Höhe und tangiert den Vorfluterbereich des Wasserwerks Neidinger Mühle und des Pumpwerks Großschmiedebrunnen der Hohenberg-Gruppe. Diese versorgt rund 102 000 Menschen der Region mit Trinkwasser. Mit Farbversuchen sei nachgewiesen, dass das im geplanten Gesteinsabbauareal versickernde Wasser binnen 24 Stunden die Neidinger Quelle erreiche.

Weitere Befürchtungen waren unter anderem der Preisverfall der Häuser, Lärm, Staub und erhöhter Lkw-Verkehr über Jahrzehnte. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Lothar Löffler, und sein Stellvertreter Martin Biebl informierten Bareiß mit belegbaren Fakten. So sei beispielsweise nach Angaben von Fachleuten der Markt für hochreine Kalke gesättigt. Warum die Firmen trotzdem den Gesteinsabbau bei Glashütte forcieren wollen?: Für Martin Biebl liegt der Grund in der Langlebigkeit eines Steinbruchs – "100 Jahre sind keine Seltenheit" – und eines Rohstofflagers, das sich zu sichern lohnt für die Nutzung in der Zukunft. Bis dahin, so der mehrfach geäußerte Verdacht von Anwohnern, werde die Schwenninger Straßenbaufirma Schotter für den Eigenbedarf gewinnen, denn den müsse sie ja derzeit noch vom Straßberger Steinbruchbesitzer beziehen, kostenpflichtig natürlich.

Die allermeisten Anwesenden sprachen sich gegen einen Gesteinsabbau aus. "Doch egal wie es kommt", sagte eine Glashütterin, "der Dorffriede ist für immer zerstört." Die einst so friedliche Dorfgemeinschaft sei seit dieser Geschichte zerrissen, es gehe wie immer um Geld. Einigen Einwohnern winke durch den Verkauf von Grund ein ordentlicher Geldsegen, zudem würden sie mit dem Verkauf den Steinbruch erst möglich machen.

Bareiß machte sich selbst ein Bild von der Lage des möglichen Kalksteinabbaus so dicht am Ortsrand Glashüttes, der ungeschützt den potenziellen Emissionen ausgesetzt wäre. Der Abgeordnete hatte zuvor auch mit den Verantwortlichen der Schwenninger Firma gesprochen, um beide Seiten gehört zu haben. Bareiß betonte, dass er wenig Einfluss auf ein solches Projekt habe, da es nicht in sein Tätigkeitsfeld falle.

Die Bürgerinitiative zählt derzeit knapp 200 Mitglieder. Wie der Vorsitzende mitteilte, ist die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins geschlossen beigetreten.