Mit Drehleitern retten die Einsatzkräfte Personen, die in einem Gebäude der LEA eingesperrt sind. Fotos: Göttling Foto: Schwarzwälder Bote

Blaulicht: Feuerwehr, Polizei, DRK, Malteser und THW proben für den Ernstfall in der Landeserstaufnahmeeinrichtung

Sigmaringen. Ein technischer Defekt hat einen Großbrand in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Sigmaringen ausgelöst – zum Glück nur zum Schein. Kräfte aus mehreren Referaten des Regierungspräsidiums Tübingen übten mit der Feuerwehr, Polizei, dem technischen Hilfswerk und dem Roten Kreuz eine Großeinsatzlage an einem öffentlichen Gebäude. Drei Nebelmaschinen sorgten für ein eindrucksvolles Brandszenario.

Das Großbrandszenario mit Verrauchungen über drei Stockwerke hinweg sollte möglichst real sein: So begleiteten mehr als 60 Mitglieder der Jugendfeuerwehr Sigmaringen, des Jugendrotkreuzes und zweier Lehrgänge der Feuerwehrgrundausbildung die Übung als Statisten, die Verletzte, Betroffene und Schaulustige mimten.

Über 200 Helfer waren im Einsatz; etwa 30 Lösch- und Einsatzfahrzeuge von Feuerwehren aus sieben Städten und Gemeinden vor Ort. Der fiktive Brand rief auch Polizeikräfte des Polizeipräsidiums Konstanz auf den Plan, deren Schutzausrüstung bis zu 20 Kilogramm schwer ist, sowie Einsatzkräfte des technischen Hilfswerks, des Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes sowie Notfallseelsorger und einen Sicherheitsdienst.

Bei der Übung arbeiteten die Einsatzkräfte der verschiedenen Einrichtungen Hand in Hand. Bezirksbrandmeister Siegfried Hollstein erklärte Aufgaben der einzelnen Einsatzkräfte, um die vom Brand betroffenen Bewohner aus einem großen Kasernen-Gebäude zu retten. Bei solch starker Brandentwicklung und Einsturzgefahr müsse auch die Sicherheit der Helfer durch einen sicheren Rettungsweg gewährleistet sein. Erfahrene Feuerwehrleute retteten die schreienden Statisten mit Hilfe einer Drehleiter aus dem brennenden Gebäude.

Bewohner müssen evakuiert werden

Derweil kümmerten sich Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks mit starken Notstromaggregaten darum, die Stromversorgung in der Einrichtung stabil zu halten.

Da die Gebäude evakuiert werden mussten, nahm der Kriseninterventionsstab des Regierungspräsidiums Kontakt mit anderen Erstaufnahmeeinrichtungen auf, um die Bewohner der Einrichtung zu verlegen. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, dass die Stadt Sigmaringen Notunterkünfte bereitstellt. "Für uns ist der Großeinsatz ein wichtiges Training, um zu lernen, wie die Zusammenarbeit verschiedener Kräfte funktioniert und was noch verbessert werden soll", ließ Regierungspräsident Klaus Tappeser wissen.

Das Zusammenspiel zwischen den Beteiligten habe gut funktioniert, resümierte Sandra Brendler, Leiterin der Großübung. "Alle Beteiligten konnten während der Übung wertvolle Erfahrungen sammeln." Für einen Ernstfall in öffentlichen Gebäuden seien die Einsatzkräfte künftig noch besser vorbereitet.

Die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Sigmaringen ist in der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne untergebracht und dem Regierungspräsidium Tübingen zugeordnet.

Die Bewohner wurden vor dem Einsatz genau über Sinn und Vorgehen der Übung informiert. Viele von ihnen verfolgten das Geschehen hinter den Absperrungen aufmerksam. Anders als etwa in einem Krankenhaus sei eine Flüchtlingsunterkunft für eine Übung in einem solchen Ausmaß bestens geeignet, da das Tagesgeschäft vergleichbar leichter gestört werden könne, erklärte Tappeser. Mit Ausnahme der Großübung eines Waldbrandes vor zwei Jahren im Schönbuch kann sich der Regierungspräsident nicht an eine übergreifende Übung in einem solchen Ausmaß erinnern.

Auch wenn alle Einsatzkräfte ihr Bestes gaben, lautete die Bilanz des fiktiven Szenarios trotz vieler erfolgreicher Personenrettungen: fünf Todesopfer und 47 Verletzte – und auch das ist glücklicherweise fiktiv.