Mit 75 Traktoren demonstrierten Bauern gegen das vom Umweltministerium verabschiedete Agrarpaket. Foto: Grimm

Junge Landwirte protestieren auf Heuberg mit Mahnfeuer, grüne Kreuze und Demozug gegen Agrarpaket.

Stetten am kalten Markt - Mit 75 Traktoren waren Jungbauern aus dem Landkreis sowie den Nachbarkreisen Zollernalb und Tuttlingen auf den Heuberg gekommen, um mit einem Mahnfeuer, grünen Kreuzen und einem Demozug auf ihren Agrarmaschinen gegen das vom Umweltministerium verabschiedete Agrarpaket zu demonstrieren. Zu einer Protestkundgebung der Bauern aufgerufen hatten Lorenz Halder, Jungbauer aus dem Stettener Ortsteil Nusplingen, und die örtliche Landjugend. Mit dabei war die Landtagsabgeordnete der Grünen, Andrea Bogner-Unden, ihr Kollege von der CDU, Klaus Burger, Andreas Deyer vom Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverband, Bezirk Stockach, sowie Max Späth, Jungbauer aus Herbertingen.

Der Wind peitschte den Teilnehmern ins Gesicht, der Boden vor dem Heubergstadion war durch Nässe und schwere Traktorenreifen aufgewühlt, Gummistiefel waren das Schuhwerk der Stunde, doch angesichts der vielen Demonstranten und einer Reihe von Zuschauern schien auch das schlechteste Wetter keinen Landwirt davon abzuhalten, an dieser Demo teilzunehmen.

Offener Dialog mit Verbrauchern

"Das Land muss brennen für die regionale Landwirtschaft, deshalb tragt das Feuer weiter", appellierte Max Späth, der Lorenz Halder und seine Mitstreiter unterstützte, an die Landjugend. Alle müssten an einem Strang ziehen, "aber wir wollen nicht den Eindruck entstehen lassen, gegen alles zu sein". Es dürfe nicht sein, die Umweltproblematik allein den Landwirten anzulasten.

Das sah auch Andreas Deyer so. Er rief dazu auf, in einen offenen Dialog mit Verbrauchern, Politik und den Bauern zu treten; das sei in der Vergangenheit viel zu wenig praktiziert worden. Deswegen klaffe eine breite Wissenslücke zwischen dem, was der Landwirt tue und dem, was der Verbraucher in Sachen Produktionsmethoden annehme. "Es sind bewegte Zeiten mit vielen emotionalen Themen, die den Nahrungsmittelerzeugern zu schaffen machen." So beispielsweise die Verschärfung der Düngeverordnung und die Tierwohldiskussion. Es scheine alles an den Bauern zu hängen, doch Verbraucher, Politik, Wirtschaft und der Handel sollten ebenfalls ihren Teil der Verantwortung übernehmen.

Deyer nannte als Beispiel Pflanzenschutz- und Düngemittel, die auch im Garten- und Landschaftsbau, speziell aber von privaten Gartenbesitzern eingesetzt würden, wo nicht kontrolliert werde. Auch der Handel sollte verstärkt in die Pflicht genommen werden, denn der locke mit Schnäppchenpreisen, was letztlich den Ertrag und den Wert der Arbeit des Erzeugers mindere. "Wir hatten noch nie so gute Lebensmittel wie heute, doch nur der Handel verdient sich daran eine goldene Nase", hob Deyer hervor. Der Hang zu alten Zeiten, so Deyer weiter, bringe niemanden weiter: "Mit Visionen und Innovationen wird die Zukunft gebaut." Und was die Natur anbelange, "sind wir schon lange dabei, die Natur zu schützen. Allerdings haben wir dies schlecht verkauft". Es müsse besser kommuniziert, aufgeklärt und erklärt werden, denn, so der Fachmann des Bauernverbandes an die Landwirte: "Wir machen einen guten Job."

Landjugend entfacht Mahnfeuer

Der Politik gab er mit auf den Weg, Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung in ihre Beschlüsse einfließen zu lassen, aber auch bestimmte Aufgaben wieder hoheitlich zu übernehmen, wie beispielsweise in der Pflanzenzucht.

Heute bestimmten in dieser Hinsicht Großbetriebe darüber, die gleichzeitig auch Pflanzenschutz- und Düngemittel herstellten und vertrieben und damit ihre Vormachtstellung zu ihren Gunsten ausnutzten. "Nicht immer ist die Privatisierung eine gute Wahl gewesen", sagte Deyer und erntete damit Applaus.

Trotz Regens hatte die Landjugend mit Hilfe der Feuerwehr ein großes Mahnfeuer entfacht, das im Verbund mit dem Wind funkensprühend den Unmut der Junglandwirte in den Himmel stob. Auch Bogner-Unden und Burger hielten den konstruktiven Dialog für absolut richtig.