Noch ist die evangelische Kirchengemeinde in Stetten a. k. M. im Besitz der Kirche und des Gemeindehauses. Beide könnten aber nicht mehr gehalten werden – warum das so ist, erfuhren die Gläubigen auf einer Infoveranstaltung.
Die evangelische Kirchengemeinde steht vor einer radikalen Entscheidung: Soll die blaue ortsbildprägende Kirche verkauft, einem anderen Zweck zugeführt oder das Gemeindehaus veräußert werden?
Bei einer Infoveranstaltung haben Regine Klusmann, Dekanin des Kirchenbezirks Überlingen-Stockach, Pfarrer Samuel Schelle und der Kirchengemeinderatsvorsitzende Stephan Spilleke die Hintergründe dieser drastischen Maßnahme erläutert. Immer weniger Gemeindemitglieder bedeuten immer weniger Kirchensteuerzahler – und somit auch immer weniger Einnahmen für die einzelnen Kirchengemeinden. Mit diesen sei aber der Gebäudeerhalt, ein erheblicher Kostenfaktor, nicht mehr zu stemmen.
Bis Jahresende sollen die Planungen und Sichtungen stehen
Bis Jahresende sollen die Planungen stehen
Regine Klusmann erklärte mit einer Präsentation das geplante Vorgehen des Bezirkskirchenrats. Zum Bestand der örtlichen Kirchengemeinde gehört die Kirche, die auf der Pfarrerswohnung aufsitzt, sowie das in der Nähe befindliche Gemeindehaus – beides könne nicht gehalten werden.
Bis Ende diesen Jahres sollen erste Stellenplanungen ebenso stehen wie die Gebäudesichtungen, die je nach Erhaltungszustand und Nutzungsintensität in Ampel-Kategorien eingeteilt werden: Für Stetten habe die Bewertung ein dunkles Rot für das Gemeindehaus ergeben, ein Grün für das Kirchengebäude. Obwohl sanierungsbedürftig und nicht behindertengerecht, habe die Kirche durchaus Potenzial.
Klusmann listete für den Kirchenbezirk 14 Kirchen, vier Gemeindezentren, sechs Gemeindehäuser sowie zehn bis zwölf Pfarrhäuser auf. Sie prognostizierte nach aktuellem Stand für deren Instandhaltung einen Finanzmittelbedarf bis zum Jahr 2050 in Höhe von rund 110 Millionen Euro – „wir werden aber pro Jahr nur 40 bis 45 Millionen für das Bauen zur Verfügung haben“.
Stephan Spilleke: „Wo es für unsere Kirchengemeinde hingeht, kann noch niemand genau sagen, aber wir müssen uns alle anstrengen.“ Dabei sei wichtig, Kirche nicht abhängig vom Gebäude zu machen, sondern von den Menschen. „Kirche ist Gemeinschaft, und diese kann überall stattfinden“, betonte Spilleke.
Vorschläge der Gemeinden sollen mit angehört werden
Vorschläge der Gemeinden sollen mit angehört werden
Die Vorschläge und Anregungen aus den einzelnen Gemeinden sollen mit in den Entscheidungsprozess des Bezirksrats einfließen und auf der Bezirkssynode angehört werden.
Im Dezember 2023 oder Januar 2024 soll dann die Beschlüsse im Bezirkskirchenrat gefasst werden.