Bis zum 6. Januar, Dreikönig, sind die Sternsinger in Sulz und Vöhringen unterwegs, singen und sammeln Spenden. Foto: Thiel

Endlich wieder gemeinsam von Haus zu Haus ziehen, singen und Spenden sammeln. Die Sternsinger sind ab sofort wieder in Sulz und Vöhringen unterwegs – begleitet von der Debatte um das harsch kritisierte "Blackfacing".

Sulz/Vöhringen - Schon seit mehreren Jahren gibt es Debatten um den Umgang mit den drei Weisen aus dem Morgenland. Sollen Sternsinger hierzulande aus rassistischen Gründen auf die schwarze Farbe im Gesicht verzichten? "Wir machen das sogenannte ›Blackfacing‹ schon seit langer Zeit nicht mehr", betont Urs Thiel im Gespräch mit unserer Redaktion. Thiel ist der Organisator der Sternsinger-Aktion in Sulz und Vöhringen, die mit dem ökumenischen Aussendungsgottesdienst an Neujahr offiziell eingeläutet wurde.

 

Dennoch betont Thiel: "Die schwarze Hautfarbe hat in der biblischen Überlieferung eigentlich einen völkerverbindenden Hintergrund." Schließlich repräsentiere Caspar, der dunkelhäutige "Sterndeuter", dass die Menschen aller Kontinente zur Krippe Jesu eingeladen sind – egal welcher Herkunft und Hautfarbe.

Christliche Tradition verletzt Menschen

Thiel weiß aber auch, dass sich Menschen mit dunkler Hautfarbe durch das "Blackfacing" an die Schattenseiten der Kolonialzeit erinnert fühlen und verletzt sind über die christliche Tradition. Daher hat auch der bundesweite Veranstalter der Sternsingeraktion, das Kindermissionswerk, davon abgeraten, "Blackfacing" zu betreiben.

Der Mohr bleibt also zu Hause, dafür ziehen in Sulz und Vöhringen rund 40 Sternsinger wieder von Tür zu Tür. Thiel ist nach dem Fall der Corona-Beschränkungen erleichtert: "Wir konnten wieder gemeinsam Proben und die Teilnehmer einkleiden ohne Einschränkungen." Nachwuchsprobleme kenne er in Sulz und Vöhringen nicht: "Wir haben einen festen Stamm an Sängern, die begeistert dabei sind."

Kooperation mit Evangelischer Kirche

Zu Gute kommt Thiel, dass in der Kirchengemeinde Sulz/Vöhringen frühzeitig eine Kooperation mit der Evangelischen Kirche Vöhringen ins Leben gerufen wurde. "Wir legen bewusst wert auf die Ökumene. Das hat sich bisher ausgezahlt", erklärt Thiel. Auch Werbung in den Schulen und Kindergärten sei gemacht worden – so komme die schlagkräftige Gruppe zustande.

Doch wer wird von den Klängen der Sternsinger beglückt? "Wir haben bereits feste Anlaufstellen und Wünsche der Bevölkerung in unsere Route aufgenommen." So wisse man, dass niemand gestört wird. Und was spendet man den Vertretern von Caspar, Melchior und Balthasar? "Geldspenden freuen uns natürlich sehr, aber sind keine Voraussetzung, dass wir den Segen bringen und singen." Was den Betrag angehe, solle jeder nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.

Bundesweite Aktion legt Fokus auf Indonesien

Die Erlöse jedenfalls seien gut aufgehoben – das Motto der diesjährigen Sternsinger-Aktion ist "Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit". Der Schwerpunkt liege auf der Unterstützung der Partnerorganisation ALIT im asiatischen Raum. Seit mehr als 20 Jahren unterstützt ALIT an mehreren Standorten Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen gefährdet sind oder Opfer von Gewalt wurden.

Die Sulzer und Vöhringer haben aber noch ein anderes Spendenziel im Auge – nämlich die Förderung von Straßenkindern in Bolivien. Der deutsche Pfarrer Josef M. Neuendorf ist federführend mit dem Projekt "Arco Iris" vor Ort und hat dort bereits ein Kinderkrankenhaus gebaut. Im Sinne des guten Zwecks bleibt zu hoffen, dass in Sulz und Vöhringen wie im Jahr 2022 eine Spendensumme von 8000 bis 9000 Euro zusammenkommt.