Alexander Herrmann bei seiner Kochshow in Aktion. Foto: Koch IQ GmbH

Sterne- und Fernsehkoch Alexander Herrmann ist derzeit mit seiner Küchenshow „Sterneküche durchgedreht“ auf Deutschland-Tour. In Stuttgart macht er damit am 4. und 5. Februar zwei Abende lang im Palazzo-Zelt auf dem Cannstatter Wasen Station.

Stuttgart – Sterne- und Fernsehkoch Alexander Herrmann ist derzeit mit seiner Küchenshow „Sterneküche durchgedreht“ auf Deutschland-Tour. In Stuttgart macht er damit am 4. und 5. Februar zwei Abende lang im Palazzo-Zelt auf dem Cannstatter Wasen Station.

Herr Herrmann, wir telefonieren zur Mittagszeit. Was gibt’s heute bei Ihnen zu essen?
Ich muss gleich nach unserem Gespräch weiter nach Landshut. Mit knurrendem Magen. Aber das schadet auch mal nicht.

Ist das Mittagessen für Sie nicht wichtig?
Doch. Aber unser Problem ist, dass unsere momentane gesellschaftliche Struktur uns für diese Genussform kaum noch den Atem lässt. Früher hatte man eine lange Pause. Viele konnten zum Essen sogar nach Hause fahren. Doch wenn eine junge Familie heute ihr Leben stemmen will, dann müssen beide arbeiten. Und wie sieht die Arbeit aus? Man steht unter Druck, darf sich keine Fehler erlauben, ist zehn, zwölf Stunden eingespannt, muss für sein Geld wirklich hart arbeiten. Dazu kommt die Organisation der Kinderbetreuung und des Haushalts. Von Montag bis Freitag sind die meisten froh, wenn sie einfach durch den Alltag kommen.

Und darüber ist das Mittagessen in den Hintergrund geraten?
Genau. Das merken wir auch in der Gastronomie. Für längere Geschäftsessen hat niemand mehr die Zeit und das Geld. Und abends ist man so kaputt, dass man geneigt ist, ein tiefgekühltes, herzhaft belegtes, italienisches Gebäckstück in den Ofen zu schieben, statt selbst zu kochen.

Das kann man den Leuten nicht vorwerfen.
Überhaupt nicht. Ich verstehe das, ich bin ja genauso in der Mühle.

Schaut man sich den Boom der Kochshows an, scheint das Thema Essen und Genuss aber einen hohen Stellenwert zu besitzen. Auf allen Kanälen glühen seit Jahren die Herdplatten.
Es handelt sich dabei um einen Megatrend. Diese Trends halten 30 Jahre an. Somit stehen uns noch etwa 20 Jahre bevor.

Woher kommt der Trend?
Ich glaube, dass das Ganze mit einer gewissen Sehnsucht nach einem vergangenen, harmonischen Lebensgefühl zu tun hat. Jedenfalls hat es zu einer veränderten Esskultur geführt. Es gibt ein neues Bewusstsein für Ernährung. Wenn man dann endlich mal Zeit hat, nutzt man sie, um schön zu kochen, um zu genießen. Kürzlich habe ich gelesen, dass sich selbst Kinder wünschen, öfter mit den Eltern zu kochen. Und Studenten treffen sich zu Kochsessions. Das ist sensationell. Da schlummert Potenzial. Auch der Beruf des Kochs hat inzwischen ein großartiges Image. Über all das freue ich mich natürlich.

„Mit einem normalen Gehalt kommt man fast nicht mehr über die Runden“

Eingesetzt hat der Kochtrend kurz nach der Euroumstellung, die die Preise nach oben schießen hat lassen – unter anderem in der Gastronomie.
Die Preisentwicklung ist ungeheuerlich. Und es ist lächerlich, was die Menschen heutzutage netto verdienen. Mit einem normalen Gehalt kommt man fast nicht mehr über die Runden. Man arbeitet immer mehr, mit immer höherem Risiko, doch unterm Strich bleibt immer weniger. Für meine Kollegen muss ich allerdings eine Lanze brechen: Kein Gastronom hat Fantasiepreise. Da ist alles hart kalkuliert – und meist ist wenig verdient.

Sie selbst sind ganz schön umtriebig, führen ein Hotel, Ihr Sternelokal und ein Bistro. Dazu sind Sie Fernsehkoch, engagieren sich bei der Dinnershow Palazzo, geben Kochkurse, schreiben Kochbücher und sind nun wieder mit Ihrer Kochshow auf Tour. Weil auch Sie sonst auf keinen grünen Zweig kämen?
Nach gut 15 Jahren im Fernsehen und Radio bin ich nicht „nur“ noch Koch, eher Unternehmer. Dennoch überlege ich mit meinem Management genau, welche Projekte und Kooperationen wir annehmen. Es muss zeitlich, inhaltlich und menschlich passen. Die Krux: Man sieht von außen immer nur, welche Projekte wir annehmen – und nicht, wie viele Angebote wir ausschlagen.

Sie kochen in Ihrer Show. Doch kann man Gerichte aus der Sterneküche daheim nachkochen? So, dass sie umwerfend schmecken?
Ja, das kann man. Wenn man Techniken und Ideen der Sterneküche so reduziert, dass sie zuhause machbar sind. Das zeige ich in meiner Bühnenshow „Sterneküche durchgedreht“, mit der ich nun zwei Abende lang im Palazzo-Zelt gastiere.

Ihr Programm dauert gut drei Stunden. Die wollen gefüllt sein.
Sind sie auch. Ich beziehe das Publikum mit ein. Das Ganze ist rasant und dynamisch gestaltet, eben eine ungeheuer unterhaltsame Mischung aus Koch- und Late-Night-Show. Thematisch geht es bei an den Abenden um Pleiten, Pech und Pannen in der Küche, aber auch um aktuelle Boulevardthemen. Glauben Sie mir, die drei Stunden vergehen wie im Flug.

„Biete eine der aufwendigsten Shows“


Wieso machen Sie die Show?
Manche denken, die Motivation sei rein finanziell. Aber so ist es nicht. Ich behaupte mal, dass ich eine der aufwendigsten Shows biete. Ich habe eine Band dabei – und auch zwei Kameramänner. Schon dadurch gibt es einen hohen Kostendruck. Und ja, ich gebe es zu: Ich habe natürlich auch Freude daran, das Showtalent auszuleben.

Was nehmen die Zuschauer mit?
Ich unterhalte sie nicht nur, sondern zeige auch einige technische und handwerkliche Kniffe. Zum Beispiel, wie man in der heimischen Küche eine Entenbrust sensationell knusprig hinbekommt. Oder wie man ein Stück Fleisch wunderbar rosa brät. Ich biete dem Zuschauer somit Infotainment.

Gibt’s Versucherle?
Ich trete nicht in riesigen Hallen auf, dort würde man ja nicht mehr riechen, was ich koche. Dennoch reichen die Häppchen, die ich im Publikum verteile, nicht für alle 1000 Zuschauer. Im Palazzo allerdings bekommt jeder was. Ich freue mich schon auf das intime Ambiente.

Dennoch empfiehlt es sich vermutlich nicht, hungrig zur Show zu kommen.
Es schadet ganz bestimmt nicht, wenn man sich vorher ein wenig stärkt.

Am Montag, 4. Februar, und am Dienstag, 5. Februar, zeigt Alexander Herrmann im Palazzo-Zelt auf dem Wasen Tipps und Tricks aus der Sterneküche. Vor der Show (Einlass 19 Uhr, Start 19.30 Uhr) können Gäste ein Menü buchen (Einlass 17.30 Uhr, Beginn 18 Uhr). Tickets gibt es ab 41 Euro, mit Menü ab 81 Euro.