Die Firma Homag mit Sitz in Schopfloch will deutschlandweit 350 Stellen abbauen. Unsere Redaktion hat nachgefragt, welche Auswirkungen das für die Standorte in der Region hat.
Die fetten Corona-Jahre sind vorbei: Während in der Pandemie der Möbelmarkt boomte, ist mittlerweile die Nachfrage stark zurück gegangen. Das bekommt nun auch die Firma Homag zu spüren.
Das Unternehmen, das seinen Sitz in Schopfloch hat, stellt zwar keine Möbel her, aber die Maschinen, die für die Herstellung von Möbeln benötigt werden. Viele Möbelfabriken hätten während Corona in neue Maschinen investiert, berichtet Unternehmenssprecher Jens Fahlbusch. Dementsprechend ist der Markt nun gesättigt.
Drei Standorte in der Region
Für Homag hat das nun gravierende Auswirkungen: Angesichts der mageren Auftragslage will das Unternehmen weltweit 600 Stellen streichen. Allein in Deutschland sollen 350 Arbeitsplätze wegfallen. Laut Firmenangaben beschäftigt Homag bundesweit knapp 4000 Mitarbeiter. Mehr als acht Prozent der Stellen sind also betroffen.
Doch was bedeutet das für die Standorte und die über 2000 Beschäftigten in der Region? Homag ist hier gleich mit drei Niederlassungen vertreten: In Schopfloch arbeiten rund 1800 Mitarbeiter für Homag. Der Standort in Calw-Holzbronn hat 500 Beschäftigte. Und in Pfalzgrafenweiler hat das Unternehmen rund 100 Mitarbeiter.
„Alle Standorte sind betroffen“
Genaue Zahlen, wie viele Stellen an welchen Standorten gestrichen werden sollen, kann Fahlbusch auf Anfrage unserer Redaktion nicht nennen. Derzeit liefen noch die Verhandlungen mit den Betriebsräten. Eins steht aber jetzt schon fest: „Alle Standorte sind betroffen“, so der Unternehmenssprecher.
Dabei gibt es aber auch eine gute Nachricht: „Die Schließung eines Standorts ist nicht geplant“, versichert Fahlbusch. Auch gebe es keine Schwerpunkte, wo besonders viele Stellen wegfallen sollen – zumindest in relativen Zahlen. In absoluten Zahlen würden natürlich an Niederlassungen mit mehr Mitarbeitern auch mehr Stellen wegfallen.
Dabei versucht Fahlbusch aber auch zu beruhigen: „Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht vorgesehen.“ Auch wenn sie nicht völlig ausgeschlossen werden könnten. Stattdessen sollen durch Renteneintritte und freiwillige Kündigungen freiwerdende Stellen einfach nicht nachbesetzt werden.
Auch sollen manchen Mitarbeitern Vorruhestandslösungen angeboten werden. Jüngeren Arbeitnehmern eine Kündigung mit Abfindungen schmackhaft zu machen, beabsichtigt das Unternehmen laut eigenen Angaben aber nicht.
Doch warum muss das Unternehmen überhaupt so drastisch auf die Entwicklungen am Markt reagieren? Kommt es nicht immer wieder zu Flauten am Markt, ohne dass jedes Mal die Belegschaft reduziert werden muss?
Zyklische Branche
„Es ist eine zyklische Branche“, bestätigt auch der Unternehmenssprecher. Und: „Wir versuchen normalerweise, ohne solche Maßnahmen auszukommen.“
Das gelinge in der Regel dadurch, dass in Boom-Zeiten die Mitarbeiter Überstunden ansammeln. Kühlt sich der Markt anschließend ab, könnten die Überstunden dann wieder abgebaut werden. Bei besonders hoher Auftragslage würden auch vorübergehend Leiharbeiter eingestellt.
Auch der Auftragsrückgang nach der Corona-Pandemie ist von Homag erwartet worden, wie Fahlbusch berichtet. Das Problem dabei: „Es ging deutlich stärker runter als erwartet.“ Das hänge auch mit der derzeitigen Krise im Bausektor zusammen. Denn weniger neue Häuser bedeute auch weniger Nachfrage nach Fenstern, Türen und Einbauküchen, für deren Herstellung ebenfalls Maschinen von Homag eingesetzt werden.
Die Fakten zum Stellenabbau im Überblick
Maßnahmenpaket
Da der Auftragseingang bei der Homag Group in den ersten neun Monaten dieses Jahres deutlich gesunken ist, reagiert die Firma nun mit einem „Maßnahmenpaket zur Kapazitätsreduzierung und Effizienzsteigerung“ – dies beinhaltet, den Entfall von weltweit knapp 600 Stellen, so das Unternehmen.
Ein Drittel weniger
„Nach den außerordentlich hohen Investitionen unserer Kunden in den Jahren 2021 und 2022 haben wir damit gerechnet, dass es zu einem zyklischen Abschwung kommt – dieser fällt mit fast einem Drittel weniger Auftragseingang weltweit allerdings deutlich ausgeprägter aus als erwartet“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Daniel Schmitt.
Deutlicher Rückgang
Zwischen Januar und September 2023 verringerte sich der Auftragseingang um 32 Prozent auf 968 Millionen Euro (Vorjahr: 1,42 Milliarden Euro). Beim Umsatz, der sich gegenüber dem hohen Wert des Vorjahres nochmals leicht auf 1,22 Milliarden Euro erhöhte, profitierte die Homag Group noch von ihrem sehr hohen Auftragsbestand vom Jahresanfang.
Lage in Deutschland
Etwa 350 sollen an den deutschen Standorten entfallen. „In Deutschland soll der Abbau sozialverträglich über Freiwilligenprogramme sowie Vorruhestandsmodelle erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen sind derzeit nicht vorgesehen, können aber nicht ausgeschlossen werden“, schreibt das Unternehmen. Zudem plane Homag neben dem Stellenabbau, Reduktion von Arbeitszeitkonten sowie Kurzarbeit zu nutzen.