Die großformatigen Steine und deren Bearbeitung weisen auf ihre Herkunft hin. Foto: Thomas Fritsch

Im Modegeschäft Schaber in Calw sind Steine der zerstörten Basilika verbaut – in Form einer rund 17 Meter langen Mauer. Für Hermann Schaber hat das nicht nur historische, sondern auch eine noch tiefere Bedeutung.

Das Gebäude Marktplatz 6, heute im Besitz der Familie Schaber, ist nicht nur das Geburtshaus von Hermann Hesse. Es beherbergt darüber hinaus ein Kleinod von durchaus historischer Bedeutung.

 

„Am Anfang war es nur eine Mauer, 17 Meter lang und bis zu 82 Zentimeter tief“, sagt Hermann Schaber. Entdeckt wurde sie beim Umbau des Modegeschäfts 1994. Architekt Wolfgang Krieg vermutete, das es sich um Steine aus dem 1692 von dem französischen General Ezéchiel Mélac zerstörten Kloster Hirsau handelt. Darauf wiesen die großformatigen Steine, der Hammerschlag und die Rundbögen hin.

Stadt niedergebrannt

Hinzugezogen wurde der damalige Stadtarchivar Paul Rathgeber. Er ordnete das Gestein ebenfalls dem zerstörten Kloster zu.

Auch in Calw wüteten die Franzosen, die Stadt wurde niedergebrannt. Das Haus Marktplatz 6 wurde von Christoph Mayer 1697 wieder aufgebaut. Ihm wurde erlaubt, die zerstörte Basilika in Hirsau als Steinbruch zu nutzen.

Das war für Familie Schaber Anlass, die Mauer zu restaurieren. Die Arbeiten wurden von der damaligen Baufirma Stoll aus Heumaden fachgerecht ausgeführt. Die Steine der Basilika sind heute als Teil der Außenmauern das tragende Fundament des Hauses Marktplatz 6.

Viel mehr als Materie

Für Hermann Schaber ist diese Mauer sehr viel mehr als Materie. „Sie ist ein Zeitfenster meines Glaubens“, sagt der gläubige Katholik, der sich eingehend mit der Geschichte des Klosters Hirsau befasst hat. Er schlägt den Bogen zum Hirsauer Abt Wilhelm (1030-1091).

Sein Kloster war damals Teil der monastischen Reformbewegung, die im französischen Kloster Cluny ihren Ursprung hatte. Es ging um die Eigenständigkeit der Kirchen und Klöster gegenüber der weltlichen Herrschaft. Und Wilhelm war Erbauer der Basilika, deren Steine später im Haus Marktplatz 6 verbaut wurden.

Zur Entwicklung des Glaubens beigetragen

„Es ist diese Mauer aus einer vom Papst erhobenen Basilika und den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht, die mich in der heutigen Zeit in Gedanken begleitet und zur Entwicklung meines Glaubens beigetragen hat“, erzählt Hermann Schaber im Gespräch.

Er ist der festen Überzeugung, dass „unsere Kultur, unser Glauben, unsere Grundwerte im jüdisch-christlichen Abendland begründet sind.“ Und zu dessen Entwicklung hätten die benediktinischen Klöster die Grundlage geschaffen.