Der Brückendurchlass: Wasser fließt hier nur noch bei schweren Unwettern. Foto: Steinmetz

Nur das Holzgeländer lässt erahnen, dass man im Glatter Täle, mitten im Wald, über eine Brücke fährt. Von der Existenz weiß auch kaum jemand etwas, und das wundert nicht. "Die Steinbrücke ist im Mittelalter gebaut worden", ist sich Siegfried Esslinger sicher.

Sulz-Glatt - Der 87-Jährige ist nicht nur ein passionierter Sammler, sondern von jung an auch heimatkundlich interessiert. Aus der Sulzer und Glatter Vergangenheit hat er schon manches – im übertragen wie im wörtlichen Sinn – ausgegraben, um es der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen und der Nachwelt zu erhalten.

Von der Steinbrücke weiß er schon lange. Bereits 1992 hat er sie vom Graben aus, der inzwischen nur noch bei Starkregen Wasser führt, fotografiert. Da hat er festgestellt, dass es sich um ein imposantes Bauwerk handelt, das keinesfalls nur der Landwirtschaft diente.

Die Brücke hat eine Fahrbahnbreite von 7,20 Metern, eine Durchlassbreite von 1,80 Metern und eine Durchlasshöhe von 1,20 Metern. Das waren die Maße vor fast 30 Jahren, inzwischen muss man sich jedoch stark bücken, um unter der Brücke durchzukommen. Es hat sich einiges an Schwemmmaterial angesammelt.

Zeit für Ausbesserung und Verkehrssicherung

Esslinger bringt die Brücke im Glatter Täle mit der Pfahljochbrücke in Neckarhausen, eine der ältesten erhaltenen Holzbrücken im süddeutschen Raum, in Verbindung. Einzelne Bauteile stammen aus dem Jahr 1257. Von dort führte, so Esslinger, ein Handelsweg am rechten Talhang der Glatt ins Glatter Täle über die Steinbrücke. Am Talende passierten die Handelstreibenden die Motte.

Dieser mittelalterliche Wehrhügel war zu dem Zweck errichtet worden, um den Weg, der Richtung Viehhaus und dann weiter über Rottweil bis nach Zurzach in der Schweiz führte, zu überwachen. So jedenfalls beschreibt es der Marschalkenzimmerner Pfarrer Köhler in seiner Chronik.

Der Fernverkehrsweg hatte den Vorteil, dass der Fluss nur einmal in Neckarhausen überquert werden musste. Während die Pfahljochbrücke durch Hochwasser des Neckars immer wieder beschädigt und repariert werden musste – zuletzt 1988 –, hat die Steinbrücke im Glatter Täle die Jahrhunderte gut überstanden.

Allerdings, meint Esslinger, wäre es nun an der Zeit, die Verkehrssicherung und Ausbesserung des Bauwerks vorzunehmen. Man sieht denn auch, dass der eine oder andere Stein aus dem Mauerwerk herausgebrochen ist. Auch wäre zu untersuchen, ob ursprünglich eine Brüstung vorhanden war.

Die Motte unterhalb der ersten Häuser auf der Schillerhöhe ist bereits seit 1991 ein eingetragenes Kulturdenkmal. Siegfried Esslinger stellte nun im April über die Stadt Sulz den Antrag, die Steinbrücke im Glatter Täle ebenfalls unter Denkmalschutz zu stellen, um damit auch wieder ihre geschichtliche Bedeutung hervorzuheben.

Auf eine Antwort des Landesdenkmalamts wartet er noch.