Ein Problem des bestehendes Rathauses sind unter anderem die vielen Zugänge, die zu unterschiedlichen Treppenhäusern führen. Über diese wiederum kommen unbedarfte Besucher nicht unbedingt zu ihrem Zielraum, sondern geraten in eine Sackgasse. Foto: Reutter

3,8 Millionen Euro sind zu teuer: Steinacher Gemeinderat prüft Alternativen zur Sanierung.

Steinach - Alternativen zur Sanierung des maroden Steinacher Rathauses sollen auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderats geprüft werden. Die Kosten für eine Sanierung hatten die Planer auf rund 3,8 Millionen Euro beziffert.

Auf Wunsch der Gemeinderäte hatte es vor der öffentlichen Sitzung am Montagabend eine Begehung der Räumlichkeiten gegeben. In dieser hatten die Architekten Thomas Kopf und Clemens Hupfer sowie die Gemeindemitarbeiter die Mängel in den Räumlichkeiten erläutert, soweit diese nicht ohnehin auf den ersten, erschreckten Blick zu sehen war. Zudem erklärten die Architekten auch schon ihre Pläne für die Sanierung.

"Es besteht, abgesehen vom 2000 modernisierten Sitzungssaal und dem Archiv erheblicher Sanierungsstau", sagte Hupfer in der Sitzung und zählte die Mängel auf. So sei die Kellerdecke feucht und von Schädlingen befallen und werde notgestützt. Auch die Elektro-Installationen sei veraltet. So erzählte Hupfer, dass die Sicherung rausfliege, wenn im Rechnungsamt an zwei Plätzen gleichzeitig gedruckt werde. Im Keller sei die Elektro-Installation sogar "fast historisch". Die Fenster aus den 70er Jahren würden Wärme und Kälte kaum abhalten, und die Heizkörper seien auch schon über 40 Jahre alt. "In den Büros hatten wir jetzt über 30 Grad und im Winter kommen wir teilweise nur auf 16 Grad", berichtete Edelmann. Zu den veralteten sanitären Anlage für die Mitarbeiter sagte der Bürgermeister, dass man diese eher in einem Dritte-Welt-Land als in einer deutschen Gemeindeverwaltung vermuten würde.

Margarete Kopf ist vom Zustand der Räume entsetzt

"Ich war von der Begehung entsetzt", gab Margarete Kopf (Freie Wähler) zu und schlug vor, Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Räume zu besichtigen und damit die Unzulänglichkeiten zu zeigen.

Die Mängel wollten die Architekten mit einer Sanierung beheben und so ein Rathaus schaffen, das den Anforderungen von Bürgern und Mitarbeitern an eine moderne Verwaltung gerecht werde. Bei der Sanierung würden mittels eines Aufzugs fast alle Räume barrierefrei zu erreichen sein, was bisher nur auf das Bürgerbüro zutrifft. Der Sitzungssaal sollte ins Dachgeschoss verlegt werden und der bisherige Raum beispielsweise als Trau- oder Besprechungszimmer dienen. Zudem würden mehrere Wände eingerissen, um so zu erreichen, dass man in keine Sackgassen gerät. "Heute muss man Glück haben, dass richtige der beiden Treppenhäuser zu erwischen", sagte Hupfer, der zu Beginn die Pläne des damals als Schul- und Rathaus genutzten Gebäudes aus dem Jahr 1902 gezeigt hatte.

Obwohl diese Sanierungspläne bei Verwaltung und Gemeinderäten durchaus Anklang fanden, werden sie mit Blick auf die Kosten von 3,8 Millionen Euro zumindest vorerst nicht umgesetzt. Dass eine Sanierung nötig wäre, steht dabei laut Edelmann außer Frage. Aber bisher habe man nur mit 2,7 Millionen Euro an Kosten gerechnet. "Um für ein Projekt richtig kämpfen zu können, brauche ich immer ein gutes Bauchgefühl. Für dieses fehlt mir noch ein letztes Quäntchen", sagte er. "Daher kann ich heute noch nicht sagen: ›Das ziehen wir jetzt so durch‹".

Stattdessen schlug Edelmann vor, Alternativen zur Sanierung zu prüfen und über diesen in einem fairen, ergebnisoffenen Diskussionsprozess auch mit den Bürgern zu sprechen. Als Vorschlag nannte er den Abriss des Rathauses und Neubau an gleicher Stelle, ein Umzug in das historisch wertvolle Gebäude des katholischen Pfarrhauses oder in das große Welschensteinacher Rathaus. Auch ein Neubau auf Steinacher Gemarkung käme für Edelmann in Frage. Dabei ist ihm bewusst, dass diese Vorschläge nicht jeden gefallen werden, aber zumindest eine Diskussion darüber muss seiner Meinung nach möglich sein. "Es wäre schön, wenn wir nach Abwägen sämtlicher Argumente zu einem einstimmigen Beschluss kommen", sagte Edelmann zu den Gemeinderäten.

Diese hatten zum ersten Mal die neue Kostenvorhersage auf dem Tisch und taten sich daher ebenfalls schwer, eine sofortige Entscheidung für eine Sanierung zu fällen. Stattdessen wollten sie erst einmal alles sacken lassen, und dann offen über alle Möglichkeiten zu diskutieren. "Ich find es gut, wenn man den Gedanken freien Lauf lassen kann", stimmte beispielsweise Margarete Kopf mit Frank Edelmann überein.

Auch regte unter anderem Günter Schmidt (Freie Wähler) an, gezielt Rücklagen zu bilden. Die Hoffnung von Katharina Schwendemann (Junge Liste) die Sanierungskosten noch drücken zu können, erstickten die Architekten dagegen bereits im Keim.

Kommentar: Von wegen alternativlos

Von Lars Reutter

Einer der Lieblingsvokabeln von Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint "alternativlos" zu sein. Steinachs Bürgermeister Frank Edelmann gehört zwar der gleichen Partei an, regt aber nun eine ergebnisoffenen Diskussion über die Zukunft des Steinacher Rathauses an. Dabei scheut er wie gewohnt kein Tabu – und genau das wird der Sache in dieser wichtige Frage hoffentlich gut tun. Dabei wird es sicherlich Bürger geben, für die es unvorstellbar ist, dass das Steinacher Rathaus abgerissen und wieder neu aufgebaut wird, oder die Verwaltung sogar nach Welschensteinach umzieht. Aber warum denn eigentlich nicht? Schließlich ist Welschensteinach nicht im Ausland, sondern ein Ortsteil von Steinach. Aber ein Umzug weg vom Ortszentrum ist ja auch nur eine mögliche Alternative. Jedem Steuerzahler ist aber sicher daran gelegen, dass eine günstige, aber dennoch adäquate Lösung gefunden wird. Vermeiden sollte man lediglich, dass zu sehr auf jeden Cent geschaut wird und am Ende eine billige Mogelpackung zum Zuge kommt. Denn ein Rathaus ist auch eine Visitenkarte für einen Ort. Gerade sieht diese im Falle von Steinach schon von außen eher mau und von Innen teilweise sogar erschreckend aus. Daher sollte man bei der Findung einer Lösung zwar nichts überstürzen, sich aber auch nicht zu viel Zeit lassen. Was aber unbedingt vermieden werden muss, ist eine Eskalation der Debatte und eine Lagerbildung. Denn ein Streit, der sich "nur" um den Sitz der Verwaltung drehen würde, wäre nach der mit harten Bandagen geführten Interkom-Debatte, die schlechteste Visitenkarte, die Steinach überhaupt abgeben könnte. Dagegen wäre das nun noch eine Weile so stehende, marode Rathaus schon fast ein Vorzeigeobjekt.