Rund 100 Bürger waren zur Informationsveranstaltung gekommen. Foto: Störr

Firma Kies Uhl will Steinbruch erweitern. Bei Infoveranstaltung werden Bedenken laut.

Steinach - Die geplante Erweiterung der Abbaufläche im Steinacher Steinbruch ist auf großes Interesse gestoßen. Beinahe 100 Zuhörer informierten sich in der Aula der Georg-Schöner-Schule über das Vorhaben des Unternehmens Schotterwerk Steinach.

Meike Beck-Uhl, Geschäftsführerin des planenden Unternehmens Kies Uhl, stellte die anvisierte Erweiterung am Steinacher Artenberg kurz vor und übergab das Mikrofon an Volker Stehlin, der das Genehmigungsverfahren als Fachanwalt begleitet.

"Wir haben hier eine sehr frühe Öffentlichkeitsbeteiligung zur ersten Information", verdeutlichte Stehlin. Noch sei kein Antrag auf Erweiterung gestellt worden, lediglich die Voraussetzungen für das komplexe immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren geschaffen worden.

Es benötige viel Spezial- und Fachwissen, was anhand der vorgestellten Gutachten zum Lärm, Staub, Sprengen und der Umweltverträglichkeit deutlich wurde. Als planendem Ingenieur oblag es Joachim Corbe, die Erweiterung im Detail vorzustellen. "Seit 1895 wird der Steinbruch am Artenberg betrieben, 1983 wurde er durch die ›Schotterwerk Steinach‹ übernommen", begann Corbe und verwies auf das Abbaumaterial. "Derzeit beträgt die jährliche Abbaumenge etwa 250 000 Tonnen pro Jahr, die Genehmigung zum Gesteinsabbau läuft bis Ende Dezember 2019." Der Artenberg sei 160 Meter hoch, die Steilwand sei in 25 bis 28 Meter hohe Absätze unterteilt, die Tiefe des Steinbruchs betrage derzeit 400 Meter, die Breite 250 Meter.

"Es gibt noch etwa 300 000 Kubikmeter Gestein zum Abbau, was etwa 750 000 Tonnen entspricht", brachte Corbe auf den Stand. Die Erweiterung werde in Richtung Westen geplant. Auf einer Fläche von 2,9 Hektar wird mit einer Menge von fast fünf Millionen Tonnen Gestein gerechnet, die in den kommenden 20 Jahren abgebaut werden sollen.

Für die Berechnung des Staubgutachtens hatte Frank J. Braun ein neun Quadratkilometer großes Gebiet vom Einet über die Bollenbacher Zillmatt bis zum Berlinsberg und Extremfälle zugrunde gelegt. "Insgesamt liegen wir deutlich unter den Grenzwerten, selbst bei diesen sehr konservativen Ansätzen", zog er am Ende sein Fazit.

Thomas Heine stellte sein Lärmgutachten vor und betonte: "Die Immissionsrichtwerte der TA Lärm sind strikt einzuhaltende Grenzwerte." Anhand einer Lärmkarte zeigte er den derzeitigen und den zu erwartenden Lärmpegel und befand: "Es ist keine Veränderung durch die Erweiterung zu erwarten."

Weniger Erschütterungen durch geringere Wandhöhe

Der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Sprengungen Jürgen Wieck zeigte die mathematischen Zusammenhänge für den Abbau von Kristallingestein auf. "Die Wandhöhe wird verringert, damit wird weniger Sprengstoff benötigt und es gibt weniger Erschütterungen", brachte er es dann auf einen einfachen Nenner. Werner Spang stellte seine Umweltverträglichkeitsprüfung aus dem 300 Hektar großen Untersuchungsgebiet vor. Im landschaftspflegerischen Begleitplan werden Ausgleichsmaßnahmen im Gesamtwert von 318 314 Ökopunkten gefordert, was seitens des Unternehmens auf betriebseigenen Flächen geplant wird. Nach den umfangreichen Informationen seitens der Gutachter waren die Bürger an der Reihe und trugen ihre mitunter existenziellen Bedenken vor.

Wolfgang Schmid hinterfragte die Beauftragung der Gutachter und erkundigte sich nach alternativen Abbaumethoden. Als Unternehmensvertreter erklärte Stehlin den Verfahrensweg, in dem die Behörden das notwendige Prüfprogramm festlegen und die Auswahl der Gutachter mit dem Landratsamt besprochen werde. Für eine Anwohnerin aus dem Einetweg war das Alter der zugrunde liegenden Grenzwerte für Lärm und Staub sowie die Anzahl der Sprengungen und der Abstand zum Gebiet Schwenden wichtig. Die Gutachter machten deutlich, dass die Grenzwerte zwar schon lange gelten und die entsprechenden Vorschriften überarbeitet und angepasst werden, sich an den Werten aber dadurch nichts ändere. Willi Heizmann führte einen erheblichen Bienenvölkerverlust auf die Arbeiten im Steinbruch zurück, während Friedel Dold einen Zusammenhang zwischen dem Rohstoffabbau, der Feinstaubbelastung und besonders häufig auftretender Krebserkrankungen im Einet hinterfragte. Da verwies Stehlin allerdings auf ein radiologisches Gutachten aus dem Jahr 2002, in dem keinerlei Anzeichen für Radioaktivität durch den Gesteinsabbau nachgewiesen werden konnten.

Martin Schwendemann regte ein Beweissicherungsverfahren im Vorfeld an, um befürchtete Schäden durch künftige Sprengungen dokumentieren zu können. Michael Schöner sah eine Gefährdung der Schulkinder durch den Lastwagenverkehr, der laut Stehlin nach der Erweiterung aber nicht zunehmen wird. "Derzeit werden 20 Prozent des Materials über die Schiene abgefahren und 80 Prozent per Lastwagen", erklärte er.

Landwirt Klaus Schöner befürchtet mit dem Vorrücken des Steinbruchs das Versiegen seiner Quelle, die im Grenzgebiet zum Erweitungsgebiet liege. "Eine Bewirtschaftung der Fläche wäre in der jetzigen Form nicht mehr möglich", betonte Schöner. Ob die Sprengungen und Erschütterungen zu Verwerfungen und dem Versiegen führen können, verneinte Gutachter Wieck.