Uwe Merz (rechts) stellt bis Ende Juni im Friseursalon von Armin Matt aus. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Fotografien von Uwe Merz sind in Steinach zu sehen / Industriebrachen in den Fokus gerückt

"Der Gegenstand wird zum Model": Das sagt Uwe Merz über seine Fotografien von sogenannten "Lost Places". Die faszinierend in Szene gesetzten Industriebrachen sind derzeit in Steinach zu sehen.

Steinach. "Außer Betrieb" heißt die Ausstellung, die derzeit in Armin Matts Friseursalon in Steinach zu sehen ist. Der Künstler Uwe Merz stellt Fotografien aus der Reihe "Static but alive" aus. Bei einer Vernissage kamen der Künstler und das interessierte Publikum ins Gespräch. Dabei erzählte Merz auch, wie die Bilder entstanden sind und welche Philosophie für ihn dahinter steckt.

Die 14 bei Matt ausgestellten Fotografien sind zum Teil im ehemaligen Kraftwerk in Rottweil entstanden, zum größten Teil aber in einem ehemaligen Werk der Firma Junghans in Schramberg.

Als Grafiker habe er einen ganz eigenen Zugang zu den Motiven, so Merz. Er lässt das Motiv auf sich wirken und komponiert das Bild, das am Computer später nachbearbeitet wird, bereits im Kopf. So habe er bei einem Kessel, den er nahezu halsbrecherisch aufgenommen hat, direkt gewusst: "Das Bild wird noch interessanter, wenn ich es rot einfärbe."

Besonders wichtig ist dem Künstler die Detailschärfe. Da er mit dem am Ort vorhandenen Licht arbeitet, nichts künstlich ausleuchtet und nicht blitzt, braucht es dafür lange Belichtungszeiten. Und nichts darf dazwischenkommen: Bei einer Aufnahme, die das Objekt in einer absolut stillen Wasserfläche spiegelt, sei eine Ratte durchs Wasser gehuscht, erzählt Merz. Das bedeutete erst einmal: Warten. Das bringen lange Belichtungszeiten aber ohnehin mit sich und so vergeht die Zeit manchmal wie im Flug. "Dass fünf oder sechs Stunden vergangen sind, bemerke ich manchmal nur, weil draußen die Sonne untergeht", erzählt Merz und lacht.

"Wenn ich nach Hause komme, schaue ich mir als allererstes die Aufnahmen an", erklärt Merz. Das sei für ihn ein Gefühl "wie Weihnachten". Aber manchmal hat es mit der Aufnahme nicht so geklappt, wie der Künstler sich das vorgestellt hat. Wenn ein Objekt ihm besonders am Herzen liegt, kann es schonmal passieren, dass er wegen dieses einen Motivs zurückfährt.

Zu sehen sind die Bilder noch bis zu 29. Juni im Friseursalon Matt. Der Reinerlös aus der Ausstellung wird an den Förderverein der Parkinson-Klinik Ortenau gespendet.

Für Armin Matt ist es die 50. Ausstellung im Friseursalon. Das Konzept hat sich bewährt, davon ist er überzeugt. Denn im Friseursalon verweilen die Menschen und sind mit der Kunst konfrontiert, die sie so auf eine ganz andere Art und Weise kennen lernen. Er selbst ist davon fasziniert, "was für eine Energie Kunstwerke mitbringen können": "Wenn Bilder im Salon hängen, mit denen ich mich wohlfühle, freue ich mich richtig, ins Geschäft zu kommen."