Frische Brötchen beim Bäcker: Durch den Krieg in der Ukraine könnten die Preise für Backwaren steigen. (Symbolbild) Foto: Kneffel

Der Krieg in der Ukraine hat immer stärkere globale wirtschaftliche Auswirkungen. Bisher galt die größte Sorge in dieser Hinsicht vor allem den steigenden Preisen für Öl und Gas. Doch auch der Gang zum Bäcker könnte hierzulande teurer werden.

Oberndorf - Schon zu Zarenzeiten galt die Ukraine als Kornkammer des Russischen Kaiserreichs. Und seit dem Zerfall der Sowjetunion hat sich auch Russland von einem Netto-Importeur von Weizen zu einem der weltweit wichtigsten Weizenexporteure gewandelt.

Da wundert es nicht, dass der Krieg zwischen beiden Ländern die Preise für das Getreide durch die Decke gehen lässt. So teilte der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) mit: "Da die Ukraine und Russland wichtige Akteure auf den globalen Getreidemärkten sind, haben die Notierungen an der Getreidebörse in Paris mit drastischen Preissprüngen reagiert."

Preissteigerung von 30 bis 40 Prozent

Das bekommen nun die Bäcker zu spüren. "Die Preise steigen exorbitant", beklagt Daniel Link. Er ist Obermeister der Bäckerinnung Tuttlingen-Rottweil und vertritt somit die Interessen von 27 Bäckereien. Der Preis für Weizenmehl sei seit Januar um 30 bis 40 Prozent gestiegen, schätzt Link. 

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Diese Entwicklung hängt unmittelbar mit den Weltmarktpreisen für Weizen zusammen. Laut Angaben  der VGMS liegt derzeit der Preis an der Pariser Getreidebörse für eine Tonne Weizen bei 320 Euro. Vor einer Woche waren es noch 270 Euro. Also eine Steigerung von mehr als 18 Prozent in nur sieben Tagen.

Relativ autark

Dabei ist Europa eigentlich gar nicht abhängig von Weizenimporten, wie Stefan Körber, Vorsitzender der Bäckerinnungsverbände für Baden und Württemberg, erklärt: "Die Menge, die in Europa angebaut wird, würde reichen." Auch Deutschland selbst ist in Sachen Weizen relativ autark, wie die Zahlen der VGMS zeigen: "Gut 95 Prozent des Getreides, das in Deutschland zu Mehl verarbeitet wird, kommt auch aus Deutschland." Dennoch würde sich ein steigender Weltmarktpreis auf die Preise in Deutschland auswirken, denn schließlich könnte ein Teil der Weizenernte ja auch exportiert werden. "Wer am meisten für das Getreide zahlt, bekommt es", erklärt Körber.

Keine Knappheit zu befürchten

Mit Knappheit sei daher in Deutschland nicht zu rechnen, aber mit steigenden Preisen. "Der Verbraucher merkt es ja jetzt schon, wenn er Nudeln kauft", meint Körber. Inwiefern die Preissteigerung an die Kunden von zum Beispiel Bäckereien weitergegeben werde, sei aber "die individuelle Entscheidung der Bäcker".

Doch nicht jeder Bäcker bekommt die steigenden Preise sofort zu spüren. "Es gibt Kollegen, die Jahreskontrakte machen", erklärt Link. Auf diese Weise werden manche Bäckereien somit ein Jahr lang zu einem vorher vereinbarten Preis beliefert. "Und dann gibt es Kollegen, die zum Tagespreis einkaufen." Diese sind dann natürlich von kurzfristigen Preissteigerungen direkt betroffen.

Brötchen könnten um fünf Cent teurer werden

Letztendlich bleibe den Bäckern seiner Innung gar nichts anderes übrig, als die Preissteigerung an die Kunden weiterzugeben, meint Link. So könnten zum Beispiel auch Brötchen teurer werden. "Fünf Cent sind drin", schätzt Link die zukünftige Preiserhöhung. "Möglicherweise sogar mehr." Pauschal lasse sich die Frage aber nicht beantworten, denn: "Manche haben schon letzten Monat die Preise angehoben. Andere reagieren jetzt erst."

"Alle Preise explodieren gerade"

Letztendlich seien daran aber nicht nur die steigenden Mehlpreise schuld. "Alle Preise explodieren gerade", sagt Link. So seien auch die Energiepreise stark gestiegen. Viele Verteuerungen hätten aber nichts mit dem Ukraine-Krieg zu tun. So würde sich beispielsweise der höhere Holzpreis auf die Kosten für Servietten und Verpackungsmaterial auswirken. Und die Erhöhung des Mindestlohns erhöhe die Lohnkosten.

Doch mit der Weitergabe der Kosten an die Kunden ist das Problem für die Bäcker noch nicht gelöst. Denn die höheren Preise könnten Kunden abschrecken. "Ich mache mir Sorgen", gesteht Link. "Wir sind ja im Wettbewerb mit den Discountern und die machen uns mit ihren günstigen Preisen das Leben schwer." Doch auch die könnten bald auf die Preissteigerungen reagieren müssen. "Das ist meine einzige Hoffnung, dass die auch ihre Preise anheben müssen", sagt Link.