Die Erdbeerernte im Südwesten neigt sich dem Ende entgegen. Die Bilanz der Erzeuger fällt gemischt aus. Foto: Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer

Die Erdbeerernte im Südwesten neigt sich dem Ende entgegen. Die Bilanz der Erzeuger fällt gemischt aus – steigende Energiepreise und Lohnkosten machten ihnen auch in der Ortenau zu schaffen. Billige Ware aus dem Ausland tat ihr Übriges dazu.

Ortenau - Aufgrund der hohen Temperaturen und den nachfolgenden starken Niederschlägen endet die Erdbeerhaupternte in Süddeutschland bereits Ende Juni. Das teilt der Verband der Süddeutschen Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) am Dienstag mit.

 

Das sonnige Frühjahr ohne nennenswerte Frost- oder Starkregenschäden hatte demnach ein sehr gutes Erdbeerjahr versprochen. "Doch der Lebensmitteleinzelhandel hielt Import-Erdbeeren zu hohen Mengen und bis weit in die Hauptsaison hinein neben den regionalen Erdbeeren in den Regalen, was zu einem extremen Preisdruck und frühen Preisverfall für die heimischen Früchte führte", beklagt der Verband.

Erzeugerpreise streckenweise kaum auskömmlich

"Die Frühsaison verlief in Süd- und Mitteldeutschland nicht zufriedenstellend. Im Lebensmitteleinzelhandel waren die Erzeugerpreise streckenweise kaum auskömmlich, je nach Region lief die Direktvermarktung aber ganz gut, so dass wir insgesamt auf eine durchwachsene Erdbeersaison zurückblicken", erklärt VSSE-Vorstandssprecher Simon Schumacher.

Bereits in der zweiten Maiwoche fielen die Verbraucherpreise unter den langjährigen Durchschnittspreis und erholten sich erst wieder ab Mitte/Ende Juni. Schuld am Preisverfall war offenbar auch billige Konkurrenzware aus dem Ausland: Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI fielen zwei Drittel der Werbeimpulse durch den Lebensmitteleinzelhandel auf Import-Erdbeeren. "Es gab schon immer Jahre, in denen lange Import-Erdbeeren neben den heimischen Erdbeeren in den Regalen lagen, aber dieses Jahr war die Konkurrenzsituation stärker", betont AMI-Erdbeermarkt-Expertin Eva Würtenberger.

Mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Pfingsten war der Absatz verhaltener als gewünscht, berichtet der Verband. Wohl aufgrund der aktuell unsicheren wirtschaftlichen Lage sei bei den Kunden – anders als in den zurückliegenden Corona-Jahren – eine deutliche Zurückhaltung zu spüren gewesen.

Ortenauer Erzeuger zeigen sich zufrieden

Bei Ortenauer Erzeugern scheint die Stimmung trotzdem nicht schlecht zu sein: "Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden", erklärt etwa David Mild vom Obst- und Beerenhof Mild in Neuried. "Die Direktvermarktung hat gut funktioniert dieses Jahr, auch das Wetter hat gepasst." Mit den Preisen, die der Familienbetrieb erzielen konnte, sei er zufrieden, so der Landwirt im Gespräch mit unserer Zeitung. Das liege unter anderem daran, dass der Hof kaum abhängig vom Großmarkt sei. Wie in den vergangenen Jahren habe man viel Ware über Direktvermarktung und Selbstpflücker umgesetzt.

Mit Verwunderung blickt er jedoch in die Supermarkt-Regale: Die Preise dort kämen seines Erachtens nicht beim Erzeuger an. "Man fragt sich, wo die Margen bleiben", so Mild. Sorgen bereiteten ihm zudem die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Auswirkungen des steigenden Mindestlohns auf die Preise und die zunehmende Bürokratie, die den Druck auf die Erzeuger erhöhten.

"Die Erwartungen waren hoch", berichtet Karl-Wendelin Spinner vom Obsthof Spinner in Oberkirch. So ganz erfüllt hätten sie sich jedoch nicht. "In den vergangenen beiden Jahren waren wir verwöhnt, weil die Kunden bereit waren, mehr Geld für heimische Lebensmittel auszugeben – das war dieses Jahr nicht so ausgeprägt", so Spinner. Beschweren wolle er sich jedoch nicht: "Wir sind nicht schlecht gefahren, weil wir eine gute Kundenstruktur haben." Er sei zufrieden mit der Saison – eigentlich.

Denn auch Spinner treiben ähnliche Sorgen um wie Mild. Er habe die meisten Betriebsmittel noch zu Konditionen des vergangenen Jahres eingekauft – nun werde aber alles teurer, so der Oberkircher Landwirt. "Wir wollen und müssen unsere Leute anständig bezahlen", erklärt er mit Blick auf den im kommenden Jahr auf zwölf Euro steigenden Mindestlohn und betont: "Wenn die Kunden weiterhin deutsche Erdbeeren wollen, müssen diese auch teurer werden."