Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran hat sich jüngst von der Corona-Lage im Département Moselle persönlich ein Bild verschafft. Foto: AFP/JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN

In Nizza ist das Virus im Moment kaum zu kontrollieren. Deutschland will auf die hohen Infektionszahlen im Grenzgebiet zum Saarland reagieren.

Paris - In Frankreich wächst die Angst vor einer dritten Corona-Welle. Vor allem an der Côte d’Azur scheinen die Infektionszahlen nicht mehr zu kontrollieren. In der Mittelmeermetropole Nizza liegt die Inzidenz bei einem Wert von deutlich über 700. Aus diesem Grund wird es im Département Alpes-Maritimes zeitweise einen Teil-Lockdown geben.

Ausgangssperren an der Côte d’Azur

An den kommenden beiden Wochenenden sei die städtische Küstenregion im Lockdown, kündigte Präfekt Bernard Gonzalez am Montag an. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung des Départements seien davon betroffen. Das Verlassen des Hauses ist dann nur noch mit triftigem Grund möglich, etwa zum Einkaufen oder für einen Arztbesuch. Sport und Spazieren an der frischen Luft sind für eine Stunde am Tag in einer Entfernung von maximal fünf Kilometern vom Haus erlaubt. Das gesamte Gebiet an der französisch-italienischen Grenze hat derzeit einen Inzidenzwert von 588 Neuinfektionen auf 100 000 Menschen. In ganz Frankreich liegt dieser Wert bei etwa 190. Inzwischen sind in dem Land rund 84 000 Menschen an einer Coronainfektion gestorben.

Hohe Zahlen auch im Département Moselle

Doch nicht nur im Département Alpes-Maritimes werden stark steigende Infektionszahlen registriert. Auch im französischen Grenzgebiet an Saar und Mosel hatten sich zuletzt die südafrikanische und die brasilianische Corona-Variante massiv ausgebreitet - diese Situation hat den Nachbarn Deutschland alarmiert. Bei einer Beratung in Berlin über mögliche Reaktionen angesichts der Lage im Département Moselle wurde beschlossen, „zeitnah“ über „kooperative Lösungen“ zwischen den beiden Ländern zu beraten. Dabei sollten auch die auf deutscher Seite betroffenen Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz einbezogen werden, kündigte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin an.

Länder wollen keine Grenzschließungen

Gegen neue Grenzschließungen, wie während der ersten Corona-Welle im vergangen Jahr, gibt es wegen der engen grenzüberschreitenden Verflechtung in der Region allerdings Bedenken. „Wir wissen, dass in beiden Bundesländern sehr eng gelebt wird mit den Freunden auf der anderen Seite“, sagte dazu Seibert.

In Frankreich wird befürchtet, dass Deutschland wegen des Infektionsgeschehens in den Nachbarstaaten zu ähnlich rigiden Maßnahmen greifen könnte, wie an anderen Grenzabschnitten. Grenzkontrollen und massive Reisebeschränkungen gibt es bislang an den deutschen Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol. Besonders in Tirol ist ebenfalls die südafrikanische Variante des Coronavirus verbreitet.