Der Traum vom Eigenheim rückt für immer mehr Menschen in weite Ferne (Symbolfoto). Foto: IMAGO/Rene Traut/IMAGO/Rene Traut

Die Mieten in Deutschland stiegen in den vergangenen Monaten wieder, wie Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen. Noch mehr spitze sich die Situation aber bei den Einfamilienhäusern zu.

Irgendwann in einem eigenen Haus wohnen! Davon träumen viele Menschen. Doch dafür müssen sie immer mehr bezahlen. Ein Einfamilienhaus kostet heute etwa doppelt so viel wie vor zehn Jahren, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jüngst in einer Untersuchung 97 deutscher Städte berichtete. Gerade steigen besonders die Kosten für Baumaterial und es ist teurer, sich Geld bei einer Bank zu leihen. 

Das alles führt dazu, dass mehr Menschen nach einer Mietwohnung suchen. Doch auch da steigen die Preise. Fachleute haben ausgerechnet, dass eine Wohnung, die vor zehn Jahren noch 600 Euro an Miete kostete, jetzt rund 900 Euro kostet. Wie stark die Preise für Häuser und Mietwohnungen gestiegen sind, hängt auch vom Wohnort ab.

Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge im Schnitt um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (4,5 Prozent). In allen Bundesländern liegt der Zuwachs den Daten zufolge über dem mittelfristigen Trend. Der Markt für Mietwohnungen dürfte umkämpft bleiben, denn im Wohnungsbau gibt es immer mehr Stornierungen. Der Mieterbund und Gewerkschafter fordern ein Einschreiten der Politik.

Menschen suchen zunehmend Mietwohnungen

„Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer mit Blick auf die Mieten. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch relativ günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Unter den Ländern stiegen die Angebotsmieten laut IW am wenigsten stark in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen mit gut 4 Prozent. Am kräftigsten kletterten sie im Saarland (7,9 Prozent), in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent). Angebotsmieten bedeuten noch keine Abschlüsse, zeigen aber die Richtung. Auch lässt sich nur selten über Mieten verhandeln.

Wo die Preise besonders stark gestiegen sind

In Metropolen gab es relativ moderate Aufschläge bei den Angebotsmieten in Frankfurt (1,4 Prozent) Stuttgart (2,4 Prozent) und München (3,5 Prozent). Dagegen legten sie in Düsseldorf (5,9 Prozent), Leipzig (7,8 Prozent) und Berlin (8,3 Prozent) besonders zu. „In den sehr teuren Städten fallen die Zuwächse - wahrscheinlich aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit - geringer aus“, sagte Voigtländer. In den Metropolen haben die Mieten nach Jahren des Immobilienbooms schon ein vergleichsweise hohes Niveau erreicht. Der Anstieg der Angebotsmieten insgesamt blieb im dritten Quartal hinter der allgemeinen Teuerung zurück. Während viele Kapitalanleger im Immobilienboom in den Wohnungsmarkt einstiegen, hatte sich der Anstieg der Mieten zuletzt etwas beruhigt.

Nun machen gestiegene Kreditzinsen und Baupreise sowie die Inflation Wohneigentum zunehmend unbezahlbar. Viele Menschen weichen auf den Mietmarkt aus, was den Aufwärtsdruck verstärkt, wie es in einer Studie der Landesbank Helaba hieß. Die DZ Bank und der Verband deutscher Pfandbriefbanken beobachteten zuletzt ebenfalls anziehende Neuvertragsmieten. Grund sei auch die Zuwanderung vieler Flüchtlinge aus der Ukraine, meint die DZ Bank. Ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum treffe auf sinkende Leerstände in den Städten.

Entspannung ist nicht in Sicht

Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist vorerst nicht in Sicht, denn seit Monaten rollt im Wohnungsbau eine Stornierungswelle. Im November waren 16,7 Prozent der Firmen am Bau von Stornierungen betroffen - nach 14,5 Prozent im Vormonat, wie das Ifo-Institut am Montag berichtete. Steigende Baupreise, höhere Zinsen und geringere Fördermöglichkeiten führten zu auffällig vielen Stornierungen.

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes erwartet einen Einbruch im Wohnungsbau: Im kommenden Jahr dürften 245 000 Wohnungen fertiggestellt werden, gut zwölf Prozent weniger als in diesem Jahr. Damit würde das Ziel der Bundesregierung von jährlich 400 000 neuen Wohnungen wieder verfehlt.

Auch der Deutsche Mieterbund forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. Er machte unter anderem eine Zunahme von Indexmietverträgen, die Mieten an die Inflation koppeln, und eine „löchrige Mietpreisbremse“ für den Anstieg der Angebotsmieten verantwortlich. Das wirke sich auch im Bestand aus, sagte Bundesdirektorin Melanie Weber-Moritz. „Notwendig sind ein Verbot des Neuabschlusses von Indexmieten, eine Kappung von Indexmieterhöhungen im Bestand, eine anwendbare Mietpreisbremse und die Ahndung von Mietwucher.“