John Kraiss war seit 2020 Trainer in Pforzheim. Foto: Rubner

Steigende Energiekosten und hohe Spritpreise – bei den Pforzheim Bisons kommen jetzt alle Ausgaben auf den Prüfstand. Und das führt zu einem ungewöhnlichen Schritt: Der Eishockey-Regionalligist trennt sich von seinem beliebten Trainer John Kraiss.

Pforzheim - Wenn sich ein Team von seinem Trainer trennt, dann ist oft sportlicher Misserfolg der Grund dafür. Bei John Kraiss und den Pforzheim Bisons ist das definitiv nicht der Fall: Mit dem 34-jährigen Heilbronner wurde die Eishockey-Mannschaft des 1. CfR Pforzheim in der abgelaufenen Saison Meister in der Regionalliga Süd/West. In den Playoffs zogen die Bisons nach einem Sieg über die Zweitvertretung des SC Bietigheim-Bissingen sogar ins Halbfinale ein. Doch auch wenn man dort dann an den Eisbären Heilbronn scheiterte: Zweifelsohne wurde das Saisonziel erreicht. Und auch Tobias Nuffer, Leiter der Eishockey-Abteilung des 1. CfR Pforzheim, betont: "John hat die Mannschaft geprägt und das Leistungsniveau angehoben. Er hat sportlich und menschlich eine einwandfreie Leistung erbacht."

Und trotzdem gehen Kraiss, der 2020 Trainer in Pforzheim wurde, und die Bisons nun getrennte Wege – und zwar nicht aus sportlichen, sondern aus finanziellen Gründen. In einer Pressemitteilung erklärt der Regionalligist das so: "Zur Trennung führte nun letztendlich auch die Tatsache, das sich die Abteilungsleitung geschlossen zu Sparmaßnahmen aufgrund der deutlich erhöhten Energiekosten zur Eisaufbereitung, den gestiegenen Benzinkosten für die Anreise der Spieler sowie noch immer möglichen Einschränkungen aufgrund von Corona im Winter entschieden hat."

Langfristig zahlungsfähig bleiben

Im Gespräch mit unserer Redaktion macht Nuffer klar: Finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen die Bisons nicht. Aber so soll es eben auch bleiben. "Wir blicken langfristig auf die Situation. Wir wissen ja nicht, wie lange diese Krise geht", unterstreicht der Abteilungsleiter und zeigt auf: "Wir prüfen alle unsere Ausgaben, um langfristig zahlungsfähig zu bleiben."

Im Mittelpunkt steht dabei die Pforzheimer St.-Maur-Halle, in der die Bisons mit allen Mannschaften trainieren und ihre Heimspiele austragen. Sie wird von einer GmbH betrieben, an die der Verein einen sogenannten Eispreis für die Nutzung zahlt. Und der steigt analog zu den Energiepreisen stetig: Vor einiger Zeit zahlten die Bisons noch 120 Euro pro Stunde, zuletzt schon 150 Euro und jetzt 185 Euro.

Um Leben und Tod

Deutlicht macht Nuffer, dass die Bisons in einer Symbiose mit der St.-Maur-Halle leben. Der Abteilungsleiter drückt es so aus: "Geht es der Halle gut, geht es uns gut. Geht es uns gut, geht es der Halle gut. Sollten wir in Liquiditätsprobleme geraten, gefährden wir damit den ganzen Eis-Standort Pforzheim. Wir müssen sicherstellen, dass wir unsere Rechnungen an die Halle immer pünktlich bezahlen können." Dabei unterstreicht Nuffer, dass das längst nicht nur in Pforzheim so sei: "Es gibt in Deutschland 218 Eishallen. Für alle geht es da jetzt um Leben oder Tod."

Für die Bisons bedeutet das ganz konkret, dass man ab sofort eher auf die Kontoauszüge statt auf die Tabelle schauen wird. "Wir gehen in den Sparmodus über. Natürlich wollen wir wieder in die Playoffs, aber der Aufstieg wird für uns kein Thema sein. Der maximale sportliche Erfolg steht aktuell nicht im Vordergrund", sagt Nuffer. Teil dieser Rotstift-Kamapgne: Eiszeiten werden zusammengelegt, Trainingsmaterial ausgemistet und selbst E-Mail-Accounts gestrichen. Nuffer: "Wir beleuchten wirklich alles."

Und großes Einsparpotenzial sehen die Bisons eben beim Trainerposten. Denn: Der Erfolg von Kraiss in Pforzheim hat sich längst herumgesprochen, viele Teams haben ihre Fühler nach dem 34-Jährigen ausgestreckt. Wenn man ihn halten will, hätte man Geld in die Hand nehmen müssen, sagt Nuffer. Darauf verzichten die Bisons und lassen ihren Erfolgscoach zähneknirschend ziehen. Dem Abteilungsleiter ist aber wichtig: "Es gibt kein böses Blut. Wir haben uns auch ordentlich voneinander verabschiedet."

Liga beginnt bald

Für die Bisons bedeutet das, sich nun nach einem neuen Trainer umsehen zu müssen – und zwar schnell. Denn: Schon an diesem Sonntag, 28. August, steht das erste Vorbereitungsspiel gegen Etoile Noir aus Straßburg auf dem Programm. Und am 2. Oktober startet die neue Regionalliga-Saison, in der die Bisons am ersten Spieltag den Stuttgarter EC empfangen.