Wegen der steigenden Energiepreise hat die Wohnbau Stadt Lahr für ihre Wohnungen – hier im Ernet – die Vorauszahlungen auf die Heizkosten vorsorglich um 25 Prozent erhöht. Foto: Maier

Durch die Energiekrise kommt einiges auf Mieter zu: Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften rechnen damit, dass die Heizkosten um 100 Prozent oder mehr steigen.

Lahr – Bei vielen sind die Sorgen vor einer Kostenexplosion bei Gaspreisen für private Verbraucher groß: Es gibt Berechnungen, dass auf einen durchschnittlichen Haushalt mit vier Personen bei der Gasrechnung Mehrkosten von mehreren tausend Euro im Jahr zukommen könnten. Bereits ab dem 1. Oktober soll für eineinhalb Jahre die neue Gasumlage gelten. Einige Wohnungsbaugesellschaften haben bereits durch höhere Vorauszahlungen auf die Heizkosten reagiert.

Die Wohnbau Stadt Lahr hat diese Vorauszahlungen vorsorglich um 25 Prozent erhöht. Aktuell 1345 Wohnungen hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft – übrigens alle in Lahr. Rund 50 Prozent haben Gasheizungen, sagte Wohnbau-Geschäftsführer Guido Echterbruch auf Anfrage der Lahrer Zeitung. Echterbruch schätzt, dass es bei den Heizkosten zu Steigerungen "von bis zu 100 Prozent" kommen kann. "Vieles hängt von weiteren staatlichen Umlagen ab, ebenso können die Mieter durch ihr Nutzerverhalten die Heizkosten maßgeblich beeinflussen", betont er. Können sich die Mieter die Kostensteigerungen überhaupt leisten? "Mieter, die die Miete über die sozialen Sicherungssysteme erhalten, bekommen die Heizkosten grundsätzlich bezahlt", sagt Echterbruch. "Mieter mit Arbeitslohn und Rentenbezügen, die knapp über den Einkommensgrenzen liegen und somit keine staatliche Unterstützung bekommen, werden sicher Probleme bekommen."

Was kann da der Staat tun? Die Bürger müssten "je nach ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit wirksam unterstützt werden", sagt der Geschäftsführer. Konkret: "Im Rahmen einer Wohngeldreform muss der Kreis der Anspruchsberechtigten massiv ausgeweitet werden", so Echterbruch. Die Prüfung der Anspruchsberechtigung müsse schnell und unbürokratisch erfolgen – "und spätestens zum 1. Januar 2023 sollte eine Auszahlung der Unterstützungsleistungen möglich sein". Echterbruch: "Die Wohngeldzuschüsse können sicher nicht die kompletten Kostensteigerungen ausgleichen, aber eine existenzielle Not kann verhindert werden."

"Wir gehen davon aus, dass sich die Energiekosten mehr als verdoppeln werden", sagte Fred Gresens, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Gemibau, im Gespräch mit der LZ. Rund 2700 Mietwohnungen hat die Gemibau, davon knapp über 800 in Lahr. Beheizt werden diese Wohnungen zu jeweils einem Drittel mit Gas, Öl und Fernwärme. "Das wird für einige Mieter dramatisch", sagt Gresens mit Blick auf die drohende Kostensteigerung. "Man könnte das steuern, indem man das Wohngeld drastisch erhöht", so der Gemibau-Chef auf die Frage, was der Staat tun könnte. "Oder aber der Staat verzichtet ganz auf die Mehrwertsteuer", so Gresens (siehe Info). "Ganz, ganz wichtig" sei jedoch, Energie zu sparen. "Wir geben das meiste Geld, das wir erwirtschaften, für die Modernisierung des Wohnungsbestands aus", sagte Gresens zum Thema Energiesparen. Generell geht es dem Gemibau-Chef darum, dass Politik verlässlich sein muss, etwa bei Förderprogrammen. Ziel müsse eine "absolute Gleichheit von Gas, Öl und Strom" sein.

Die Baugenossenschaft Lahr, die einen Bestand von mehr als 700 Wohnungen hat, wollte zu der Anfrage unserer Redaktion nicht Stellung nehmen.

Die Gasumlage soll ab dem 1. Oktober gelten. Durch weniger Gaslieferungen aus Russland müssen Importeure unter hohen Kosten Ersatz beschaffen – deshalb will die Bundesregierung sie durch die Umlage unterstützen. Die Höhe der bis April 2024 befristeten Gasumlage beträgt 2,4 Cent pro Kilowattstunde. Um die Belastungen für private Haushalte und Unternehmen durch gestiegene Gaspreise abzufedern, wird die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf 7 Prozent gesenkt.