Der gebürtige Villinger Stefan Klyling hat viele Ideen für seine Heimatstadt. Foto: Birgit Heinig

Wenn am 4. Mai wieder der verkaufsoffene Sonntag in Villingen zelebriert wird, schlägt das Herz von Stefan Kleyling höher. Denn dann bietet seine Stadt wieder Einkaufserlebnisse, wie sie nur analog zu erleben sind.

In Zeiten, in denen es – wie gerade – wirtschaftlich schwieriger laufe, müssen „alle an einem Strang ziehen und das Beste daraus machen“. Davon ist der Einzelhändler überzeugt.

 

Seit vielen Jahren engagiert er sich ehrenamtlich für den Villinger Handel – bisher in zweiter Reihe. Allmählich übernehmen er und Tanja Broghammer gerade den Sprecherposten im GVO (Gewerbeverband Oberzentrum) von Rainer Böck, der altershalber kürzer treten will.

Stefan Kleyling ist gebürtiger Villinger und im Goldenen Bühl aufgewachsen. Schon in jungen Jahren handwerklich interessiert, erlernte er an der Schwenninger Feintechnikschule sowie in einer Juwelierwerkstatt in Ulm und einem Schmuck- und Uhrenvertrieb in Böblingen den Beruf des Uhrmachers bis hin zum Meister.

Im Uhren- und Schmuckbetrieb Grießhaber

2007 übernahm er zusammen mit seinen Geschwistern den von Großvater Johann Grießhaber 1933 gegründeten und von seinen Eltern ab 1979 geführten Uhren- und Schmuckbetrieb in der Rietstraße. Seit 1991 ist er dort Teil der Belegschaft und setzte später seinen Traum einer offenen Werkstatt um. „Ich will damit für meine Kundschaft Transparenz schaffen“ sagt er und hat erfahren, dass diese wiederum Erlebnisse schaffe. Was er für die Attraktivität einer Innenstadt für essenziell hält – gerade angesichts eines wachsenden Onlinehandels.

Zu Zeiten seiner Eltern funktionierte der Vor-Ort-Handel Dank wirtschaftlichem Aufschwung noch fast von alleine, was sich nach der Jahrtausendwende allmählich änderte. Schon damals versuchte Stefan Kleyling im Villinger Werbekreis – der Vorgängerorganisation des GVO – mit jungen Ideen Gehör zu finden, allerdings vergeblich. Er zog sich zurück, um sich Jahre später dem von Schwenninger Industriellen gegründeten Gewerbeverband anzuschließen, nachdem dort für die Villinger Händler eine eigenständige und finanziell unabhängige Abteilung geschaffen worden war.

Jammern alleine bringt nichts

Die Analyse des Einzelhandels zwischen den Stadtmauern ergab damals, dass die Kundinnen und Kunden den Weg nicht länger allein zur Bedarfsdeckung auf sich nehmen, sondern unterhalten werden wollen. Und dass allein mit Jammern über die Situation nichts gewonnen werde. Man machte sich daran, „dicke Bretter zu bohren“, erinnert sich Stefan Kleyling lächelnd. Als da zunächst die Kontaktaufnahme zur Stadtverwaltung und zur Kommunalpolitik gewesen war. „Für die war es damals noch ungewohnt, Impulse von außen anzunehmen, geschweige denn umzusetzen“.

Die vielen Gespräche haben sich gelohnt – „heute werden wir gehört, weil alle wissen, dass auch eine schöne Stadt gepflegt werden will“. Das gelte genauso für Schwenningen, wo sich, so findet der 58-Jährige in den letzten Jahren viel Gutes getan habe.

Die GVO-Sparte Villinger Handel ist im stetigen Austausch mit der IHK, der WIR und externen Experten. Es gelte, gemeinsam mit der Politik, der Stadt, allen Händlern und Gastronomen, besonders auch den jungen Start-ups, den Hausbesitzern und auch den Verbrauchern etwas zu bewegen, sagt Kleyling. Obwohl als aktiver Uhrmachermeister zeitlich stark eingeschränkt, opfert er viele Stunden, um Klinken zu putzen und die Menschen für Ideen zu begeistern.

Zahlreiche erfolgreiche Veranstaltungen

Mit Erfolg: Das Baustellenfest in der Rietstraße, die Bändelaktion zur Coronazeit, „Villingen im Licht“ und die Kinderolympiade, um nur einige Events zu nennen, erwiesen sich als Besuchermagnete. „Komm, wir gehen mal nach Villingen“ – um eine Stadt mit anziehender Aufenthaltsqualität zu werden, dafür sei indes noch Luft nach oben, sagt Stefan Kleyling und blickt auf bezahlbare Parkplätze, einem Parkleitsystem, öffentlichen Toiletten, Hotels und dem Leerstandsmanagement. Letzteres bezieht er unter anderem auf das Areal der alten Tonhalle, das man schon mehrfach als Multifunktionsplatz hätte nutzen können.

Er selbst lebt inmitten der Stadtmauern pflegt mit seiner Partnerin Kerstin Jenneßen den Kreis der Nachbarn und Freunde, spielt in der Band „Life Pictures“ Schlagzeug, ist ein aktiver Rietvogel, Mitglied der Guggenmusik „Hättä Lila“ und er liebt Oldtimer. Dem 4. Mai blickt er gespannt entgegen. Auf Stationen für Kinder werde man in diesem Jahr erstmals verzichten, „weil sehr mitarbeiterintensiv“, dafür den Antikmarkt empfangen und das Franziskanermuseum lädt ein zum Keltentag.