Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg hat dem Papst seinen sofortigen Rücktritt angeboten. (Archivbild) Foto: dpa/Markus Scholz

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hatte dem Papst nach den Vorwürfen rund um das Kölner Missbrauchsgutachten seinen Rücktritt angeboten. Dies lehnte das Kirchenoberhaupt aber ab.

Berlin/Hamburg - Trotz Pflichtverletzungen nimmt Papst Franziskus den Rücktritt des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße (55) nicht an. Dies gab der Vatikan am Mittwoch über die Apostolische Nuntiatur in Berlin bekannt. Heße, ehemaliger Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, hatte nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens am 18. März seine Amtsgeschäfte ruhen lassen und dem Papst seinen sofortigen Rücktritt angeboten; darüber hat der Vatikan nun entschieden. Damit bleibt Heße, der seit 2015 Erzbischof von Hamburg ist, trotz Kritik an ihm weiter im Amt.

 

Das Gutachten der Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger wirft Heße in seiner Kölner Zeit elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt vor. Konkret soll er versäumt haben, kirchliche Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen einzuleiten und mehrere Fälle nicht an Staatsanwaltschaft oder Vatikan gemeldet haben.

Heße will nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben

Nach wachsendem öffentlichen Druck hatte der Erzbischof, der auch Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, bereits im November vergangenen Jahres den Vatikan über die Vorwürfe gegen seine Person informiert. Sein Rücktrittsangebot vom 18. März hatte Heße damit begründet, Schaden vom Amt des Erzbischofs und vom Erzbistum Hamburg abwenden zu wollen. Zugleich hatte er betont, stets nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und sich nie an Vertuschung beteiligt zu haben. Dennoch habe er Fehler gemacht.

Die Vorgänge rund um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln waren Anfang Juni Gegenstand einer kircheninternen Überprüfung. Dabei hatten die beiden vom Papst entsandten Bischöfe auch mit Erzbischof Heße gesprochen.