Kinderpornos von seinen aktuellen Taten habe man keine finden können, so Novak weiter. Die Anklage gegen den Mann umfasst derzeit noch Missbrauchshandlungen an drei Jungs, die zur Tatzeit zwischen acht und 14 Jahren alt waren, so der Leiter der Freiburger Staatsanwaltschaft, Dieter Inhofer. Das vierte Opfer habe sich erst später gemeldet, man prüfe derzeit, ob die Anklage entsprechend zu erweitern sei. Kripo-Chef Peter Egetemaier hob am Dienstag hervor, wie schnell die Polizei in dem Verfahren gehandelt habe: Zwischen der Anzeigeerstattung durch die Mutter eines Opfers und der Hausdurchsuchung und Verhaftung des Verdächtigen hätten gerade einmal vier Tage gelegen, so Egetemaier.
Er betonte zudem, dass der neue Staufener Missbrauchsfall nichts mit den Verfahren gegen eine ganze Reihe von Kinderschändern an einem Zehnjährigen aus Staufen im vergangenen Jahr zu tun habe und dass im neuerlichen Fall auch das Jugendamt des Landkreises keinerlei Rolle spiele. Die umfangreichen aktuellen Ermittlungen haben aber erbracht, dass es vermutlich noch einen zweiten pädophilen Betreuer bei den Pfadfindern in Staufen gab: Ein heute 27 Jahre alter Mann steht im Verdacht, bereits vor mehreren Jahren zumindest ein Mädchen sexuell missbraucht zu haben.
Das Opfer soll damals 13, 14 Jahre alt gewesen sein. Laut Dieter Inhofer ereigneten sich die Taten im selben Zeitraum, in dem auch der mutmaßliche Vergewaltiger der Buben bei den Pfadfindern beschäftigt war zwischen 2009 und 2013. Der 27-jährige sei mit den Vorwürfen konfrontiert worden, so Staatsanwältin Novak. Er habe sich dazu aber nicht geäußert. Er sei weiterhin auf freiem Fuß, da keine Fluchtgefahr bestehe. Bei der evangelischen Kirchengemeinde in Staufen sitzt der Schock tief: Davon, dass es nun sogar noch einen zweiten pädophilen Tatverdächtigen bei ihren Pfadfindern gibt, habe er bisher nichts gewusst, so Pfarrer Theo Breisacher gegenüber unserer Zeitung: „Ich habe das aus der Pressekonferenz erfahren.“ Die Kirchengemeinde plane, zusammen mit den Pfadfindern die verunsicherten Eltern der Pfandfindergruppe in den kommenden Wochen zum Elternabend einzuladen.
„Wir stehen da noch ganz am Anfang“, so Breisacher. „Aber wir nehmen diese Sache sehr ernst“. Gleichzeitig verteidigt er das Vorgehen der Gemeinde, die den 41 Jahre alten Mann, der nun wegen der Missbrauchsvorwürfe in U-Haft sitzt, 2009 als Mitarbeiter beschäftigte, obwohl bekannt war, dass er bereits wegen eines Missbrauchsverdachts zwischen 2004 und 2007 vor Gericht gestanden und in der Berufung freigesprochen worden war.
„Natürlich war das damals bekannt“, so der Pfarrer. „Aber der Mann war freigesprochen. Ihn nicht einzustellen, wäre einer Stigmatisierung gleichgekommen.“ Dass sich das hinterher als Fehler entpuppt habe, sei „sehr bitter“, so Breisacher.
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