Der wegen Kindesmissbrauchs Angeklagte Knut S. wird von einem Justizbeamten in einen Saal des Landgerichts geführt. Foto: Seeger

Stiefvater des Neunjährigen sagt aus. Weiterer Prozess gegen Schweizer.

Staufen/Freiburg - Im Staufener Missbrauchsfall gelten die Mutter und der Stiefvater des Jungen als Hauptbeschuldigte. Der Mann nennt vor Gericht nun erstmals sein Motiv, die Mutter jedoch schweigt.

Der Stiefvater des zigfach sexuell missbrauchten Jungen aus Staufen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) hat das Kind nach eigenen Worten aus sexuellen und finanziellen Gründen anderen Peinigern überlassen. Er habe den heute Neunjährigen zudem mehr als zwei Jahre mehrfach selbst sexuell missbraucht, sagte der 39-Jährige am Montag vor dem Freiburger Landgericht. Von den Männern, denen er den Jungen im Internet angeboten und für Vergewaltigungen überlassen habe, habe er Geld kassiert. Beteiligt gewesen sei daran die heute 48 Jahre alte Mutter des Opfers, mit der er eine Beziehung hatte. Auch sie habe ihr Kind missbraucht und den Jungen zur Verfügung gestellt.

Bereits in einem ersten Prozess vor einem Monat in Freiburg hatte der Mann die Taten gestanden, nun nannte er erstmals nähere Details und machte Angaben zu seinem Motiv. Die Mutter des Kindes sei ihm "hörig" gewesen, so habe er ungehindert handeln können. Nach seiner Festnahme habe er sich entschieden, zu kooperieren. Er habe alle Täter genannt.

In dem Prozess am Montag trat der Mann, der wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestraft ist, als Zeuge auf. Angeklagt ist Knut S., 50 Jahre alter Soldat der Bundeswehr. Dieser gestand, sich an dem Jungen zweimal vergangen zu haben. Von seinen Taten wurden Filme erstellt und im Internet verbreitet. Weitere Kinder habe er nicht missbraucht, sagte der Angeklagte am Montag vor Gericht. Hinweise in dieser Richtung seien nicht nachweisbar, erklärte Staatsanwältin Nikola Novak.

Beteiligt an den sexuellen Übergriffen waren laut Anklage die Mutter des Kindes und der Stiefvater. Alle drei mutmaßlichen Täter sind Deutsche. Wann es ein Urteil gibt, steht noch nicht fest.

Ab 11. Juni Verhandlung gegen Hauptverdächtige

Die Mutter des Jungen, die ebenfalls aussagen sollte, machte von ihrem Recht Gebrauch, zu schweigen, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin.

Insgesamt gibt es acht Verdächtige, jeder ist einzeln angeklagt. Der Prozess gegen die Mutter des Kindes und deren Lebensgefährten beginnt am 11. Juni in Freiburg. Sie stehen gemeinsam vor Gericht und gelten Justizangaben zufolge als Hauptbeschuldigte.

Die Männer, die sich an dem Jungen ebenfalls vergangen haben sollen, müssen sich jeweils einzeln vor Gericht verantworten. Einer von ihnen, ein 41 Jahre alter Deutscher, wurde bereits im April zu zehn Jahren Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt. Er hatte den Jungen zweimal brutal vergewaltigt und die Taten gefilmt. Obwohl er als einschlägig vorbestrafter Sexualstraftäter unter Führungsaufsicht stand, hatte er im Internet Kontakt zum Lebensgefährten der Mutter des missbrauchten Jungen aufgenommen und so die Taten eingefädelt.

Ein 37 Jahre alter Mann aus dem Kanton St. Gallen in der Schweiz muss sich ab dem 6. Juni vor dem Freiburger Landgericht verantworten. Er sitzt seit November 2017 in U-Haft. Er soll den damals acht Jahre alten Jungen im vergangenen Jahr und Ende 2016 mehrfach vergewaltigt und schwer sexuell missbraucht haben. Für die Verhandlung sind vier Tage angesetzt, an denen sechs Zeugen und ein Sachverständiger gehört werden sollen.