Staufen/Freiburg - Das Grauen benötigt 108 Seiten Papier und dreieinhalb Stunden, bis es verlesen ist: In Freiburg hat der Prozess gegen die beiden Haupttäter im Staufener Missbrauchsfall, Michaela Berrin T. (47) und Christian L. (39) begonnen. Die Anklage gegen das Horror-Paar aus dem Markgräflerland umfasst 58 Punkte und kommt einem Blick durch ein Fenster in die Hölle gleich.

Vielen Anwesenden im vollbesetzten Saal 4 des Freiburger Landgericht verschlägt fast den Atem, was sie abwechselnd von Staatsanwältin Nikola Novak und ihrer jungen Kollegin Sabrina Haberstroh zu hören bekommen: Die Grausamkeiten, die T. und L. am mittlerweile neun Jahre alten Sohn der Frau wieder und wieder begangen und per Video dokumentiert haben, übersteigen die Grenzen dessen, was Menschen selbst in einem Gerichtssaal normalerweise zu hören bekommen.

Die beiden Angeklagten stehen als Paar vor Gericht, das äußerlich kaum unterschiedlicher sein könnte: Während Christian L. fast den Eindruck vermittelt, als genieße er die Bühne, die der Gerichtssaal ihm bietet, und ab und an den Blickkontakt mit dem Publikum im Saal sucht, wirkt seine knapp zehn Jahre ältere Partnerin eher in sich gekehrt und fast teilnahmslos. L. erscheint als Mann, dem Eitelkeit nicht fremd und modische Klamotten wichtig sind. T. hingegen macht einen fast schon verwahrlosten äußeren Eindruck, als sie mit gesenktem Kopf in den Verhandlungssaal geführt wird.

Das Kind sei durch Drohungen gefügig gemacht worden