Die Kleinstadt Staufen im Breisgau kommt nicht zur Ruhe: Schon wieder wird sie von einem Fall von Kindesmissbrauch erschüttert. Foto: Seeger

Ehemaliger Pfadfinder-Betreuer soll sich an Kindern vergangen haben. Mann sitzt bereits in U-Haft.

Staufen - Eineinhalb Jahre nachdem der Fall eines zigfach missbrauchten zehnjährigen Jungen aus Staufen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, wird die südbadische Kleinstadt erneut von einem schweren Fall von sexuellem Kindesmissbrauch erschüttert.

Was zunächst vor Ort in Staufen (Breisgau-Hochschwarzwald) lediglich als Gerücht die Runde gemacht hat, ist nun von den Freiburger Ermittlungsbehörden auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt worden: Ein ehemaliger Pfadfinder-Betreuer sitzt in U-Haft, weil er sich an mehreren Kindern vergangen haben soll. Die Fälle liegen teilweise schon sechs Jahre und länger zurück. Partiell reichen sie aber auch bis in den vergangenen Herbst.

Mann schweigt bislang zu den Vorwürfen

Verhaftet wurde der Mann bereits vor über einem Monat. Eines seiner Opfer hatte sich offenbart und die Ermittler auf die Spur des Tatverdächtigen gebracht. Dieser schweigt demnach bisher zu den Vorwürfen. Nach Informationen unserer Zeitung soll er über mehrere Jahre hinweg mindestens vier Jungs in unterschiedlich vielen Fällen schwer sexuell missbraucht haben. Gewalt und Drohungen sollen bei den Taten zwar keine Rolle gespielt haben, dennoch wird dem Mann schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Die Rede ist von "sehr vielen schweren Übergriffen" bis hin zur Vergewaltigung im juristischen Sinne.

Einen direkten Zusammenhang mit dem Staufener Missbrauchsfall von 2018 gibt es nicht: Damals war ein mittlerweile zehn Jahre alter Junge von seiner Mutter und deren pädophilem Freund immer wieder missbraucht und auch übers Internet anderen Tätern für Geld und andere Gefälligkeiten zur Vergewaltigung angeboten worden. Acht Täter aus dem In- und Ausland wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, darunter auch die Mutter des Jungen. Brisant dabei: Die Familie war dem Jugendamt bekannt. Die Ermittlungen gegen den zuständigen Sachbearbeiter wurden vor einer Woche aber eingestellt: Zwar sei es zu Pflichtverletzungen gekommen, diese hätten aber nicht für eine Anklage ausgereicht, so das Resümee der Staatsanwaltschaft.

Im aktuellen Fall soll der verhaftete Mann seine Opfer teilweise im Umfeld seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Betreuer bei den Pfadfindern kennengelernt haben. Die Taten sollen sechs Jahre und länger zurückliegen. In mindestens einem der jüngeren Fälle soll das betroffene Kind aber aus dem privaten Umfeld des Inhaftierten stammen. Ob es weitere Opfer gibt, ist derzeit nicht bekannt.

Der Fall sei komplex, zumal er sich über mehrere Jahre erstrecke, ist aus dem Umfeld der Ermittler zu hören. Polizei und Staatsanwaltschaft haben über die Verhaftung aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst noch nicht berichtet, da zunächst erst alle greifbaren Zeugen und mögliche Geschädigte des Verdächtigen vernommen werden mussten. Die Ermittlungen gegen den Mann, der als um die 40 Jahre alt beschrieben wird, dauern noch an.