Die Deutsche Bahn möchte, dass ICEs ihre Runden künftig auf der Rheintalbahn drehen. (Symbolfoto) Foto: Stache

Wenn es nach der Bahn geht, sollen nach dem Ausbau der Rheintalbahn ICE-Züge auf der Strecke fahren. Unter anderem Mahlberg ist das ein Dorn im Auge.

Vor rund einem Jahrzehnt war die große Mehrheit in der Region noch in Feierlaune, als der Widerstand gegen die Pläne der Deutschen Bahn für einen viergleisigen Ausbau der Rheintalstrecke für den Güter- und Personenverkehr Erfolg hatte und der Bundestag per Beschluss den Bau von zwei Güterzuggleisen an der A 5 vorgab. Die Bahn musste neu planen und nun regt sich erneut Widerstand – auch in Mahlberg.

 

Die Ausbaupläne an der Bestandsstrecke: Im Jahr 2018 wurden Pläne der Bahn öffentlich, dass auf der Bestandsstrecke einmal mit 250 Stundenkilometer gefahren und die Strecke zwischen Riegel und Offenburg hierzu ertüchtigt werden soll. Der Bau von zwei elf Kilometer langen Überholgleisen zählt zur Ertüchtigung ebenso wie der Neubau des gesamten Bahndamms samt Abriss und Neubau sämtlicher Brückenbauwerke entlang der Strecke. Die Dimension des Projekts wurde den Menschen in der Region erst so richtig klar, als vor gut zwei Jahren die Konsequenz für die Bauphase öffentlich wurde: In der Bauzeit von mindestens sechs Jahren geht auf den Gleisen der Bestandsstrecke zwischen Herbolzheim und Offenburg nichts mehr. Ein ÖPNV auf der Schiene findet nicht mehr statt und ein Verkehrschaos auf den Straßen der Region droht – über Jahre. Diese Perspektive mobilisierte noch einmal Widerstandskräfte bei den Menschen zwischen Kenzingen und Offenburg und gaben der Forderung nach „Güterzüge und Schnellzüge raus an die Autobahn“ einen neuen Impuls.

Der Flaschenhals bei Riegel: Obwohl der Neubau der Bestandsstrecke womöglich erst Ende des kommenden Jahrzehnts ansteht und ein öffentliches Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt noch auf sich warten lässt, müsse sich jetzt schon Protest formieren. Will heißen, schon jetzt müssen Bedenken und Einwendungen vorgebracht werden. Denn, so Bürgermeister Dietmar Benz und Rechtsanwalt Johannes Kupfer am Montag vor dem Gemeinderat, im Bauabschnitt weiter südlich wolle die Bahn jetzt schon Fakten schaffen, die eine Neuausrichtung der Planung bei Kenzingen und weiter nördlich praktisch unmöglich machten.

Konkret geht es um den Flaschenhals bei Riegel. Unter dem Flaschenhals verstehen die Planer ein wenige Kilometer langes Verbindungsgleis zwischen einmal ertüchtigter Rheintalstrecke und der Neubaustrecke an der Autobahn. Auf diesem Gleis werden einmal Fahrgeschwindigkeiten von höchstens 80 Stundenkilometern möglich sein. Ein ICE, der vom Bahnhof Freiburg Tempo 250 aufnehmen will, werde dieses Gleis kaum nutzen und weiter auf einer ertüchtigten Bestandsstrecke fahren. Ein ICE werde damit nie an der Autobahn fahren. So jedenfalls sehen es die Bürgerinitiativen und die Kommunen Herbolzheim und Kenzingen, die sich jetzt mit Bedenken und Einsprüchen in das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt bei Riegel einbringen. Dieses Verfahren steht bereits kurz vor dem Abschluss. Kommt es dort zu einem Planfeststellungsbeschluss und damit zum von der Bahn geplanten Bau des Verbindungsgleises, dann sind die Auswirkungen auf die Strecken weiter nördlich zementiert. So sehen es Bürgermeister Benz und Anwalt Kupfer. Der Gemeinderat Mahlberg sah diese Konsequenz ebenso und schloss sich dem Protest von BI und den südlichen Nachbarstädten an.

Die alternative Planung: Unterdessen beließen es Mahlberg, Herbolzheim und Kenzingen schon jetzt nicht allein beim Widerstand. Sie beauftragten vor Monaten bereits Schweizer Verkehrsexperten aus dem Projektteam EBP in Zürich mit einem Gutachten, das die Möglichkeiten einer Bündelungstrasse an der Autobahn auf der Grundlage der Zahlen aus der DB-Zentrale zur Verkehrsentwicklung auf der Rheintalschiene untersucht. Ein Ergebnis liegt seit ein paar Tagen vor. Die Schweizer Experten belegen in ihrem Gutachten, dass ein Verlagerung von Güter- und Fernzügen an die Autobahn nicht zwingend den Bau von vier neuen Gleisen erfordere. Ein abschnittsweise dreigleisiger Ausbau oder gar nur zwei Gleise reichen aus. Überdies sei es fraglich, ob der Ausbau der Bestandsstrecke auf Tempo 250 zwingend sei. Eine Ausbau auf Tempo 200 – heute wird auf der Strecke maximal Tempo 160 gefahren – sei hinreichend, begrenze den Aufwand und die Bauzeit für den Streckenausbau. Aus Sicht von Kenzingen, Herbolzheim und Mahlberg ist die Aussage des Gutachtens eindeutig: Die beste und wirtschaftlichste Lösung ist Güter- und Fernverkehr an die Autobahn. Die Konsequenz daraus: Die Bestandsstrecke bleibt unangetastet und wird nur für den ÖPNV genutzt.

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