Verwilderte Katzen leiden oft unter Krankheiten oder Verletzungen. In Starzach startet nun ein Pilotprojekt zur Kastration von Katzen, um die Vermehrung zu verhindern. Foto: Ministerium Foto: Schwarzwälder Bote

Pilotprojekt: Aktion zur Kastration von Katzen in Starzach / Besitzer bekommen Zuschuss im Rathaus

Vollkommen verwilderte Katzen, die oft krank oder sogar verletzt sind: Ein Anblick, den Annerose Hartmann aus Wachendorf zu oft erlebt. Nun startet ein Pilotprojekt zur Kastration von Katzen in der Gemeinde Starzach, das sie mitinitiiert hat.

Starzach. Seit vielen Jahren ist Annerose Hartmann im Tierschutzverein Tübingen aktiv. Hartmann, die auch im Starzacher Gemeinderat sitzt, fängt seit geraumer Zeit wilde Katzen in und um Starzach ein. Diese werden dann kastriert und Krankheiten sowie Verletzungen behandelt. "Doch wilde Katzen bleiben immer wild", gibt Hartmann zu bedenken. Eine Adoption im Tierheim sei für diese Tiere praktisch nicht möglich. "Die Menschen wollen verschmuste Tiere, am besten Baby-Katzen."

Damit es erst gar nicht so viele wilde Katzen gibt, sollten Besitzer ihre freilaufenden Tiere kastrieren oder sterilisieren lassen. Weil das oft mit Kosten verbunden ist, wird die Gemeinde Starzach nun einen Zuschuss (Katze 35 Euro, Kater 25 Euro) an die Besitzer zahlen, wenn sie die Rechnung im Rathaus vorlegen. Das Pilotprojekt läuft für ein halbes Jahr.

"Möglich ist dies durch einen privaten Spender, der die Aktion mit 2000 Euro sponsort", erzählt Hartmann freudig. Unterstützt wird die Aktion mit 2000 Flyern, die nun in der Gemeinde verteilt und von der Stabsstelle der Landesbeauftragten für Tierschutz des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz bezahlt werden. Offizieller Start der Aktion ist am Freitag, 18. Oktober, im Bierlinger Rathaus. Mit dabei sein werden die Landestierschutzbeauftragte Julia Stubenbord (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz) und Herbert Kemmer, Abteilungsleiter Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt Tübingen.

Die Lage in Starzach sei aufgrund der langjährigen Arbeit der Tierschützer in Starzach nicht so angespannt wie in anderen Regionen. "Wir bekommen immer wieder Anrufe aus Neustetten-Remmingsheim, wo es besonders viele verwilderte Katzen gibt", sagt Hartmann. Das liege daran, dass es dort viele kleinere Höfe gebe. "Früher wurde das Problem oft gelöst, indem die Katzen getötet wurden", beschreibt die Gemeinderätin. Das sei aber nicht nur moralisch verwerflich, sondern würde auch harte Strafen nach sich ziehen, warnt sie.

Nach dem Pilotprojekt soll eine Auswertung mit dem Landratsamt stattfinden. "Ich würde mir wünschen, dass wir das in der Gemeinde weiter fortsetzen." Auf lange Sicht will die Tierschützerin weitere Fangaktionen unternehmen. Denn die wilden Katzen bräuchten Hilfe. In diesem Jahr habe Hartmann eine Katze ohne Ohr entdeckt. Über Wochen versuchte die Wachendorferin das Tier zu fangen. "Als ich sie dann endlich in der Falle hatte, war bereits der ganze Kopf eitrig entzündet. Es blieb nichts mehr anderes übrig, als die Katze einzuschläfern." Nun hat Hartmann diese Woche wieder einen verletzten Kater gefangen, den sie schon lange im Visier hatte. "Unklar ist noch, ob er das überlebt." Selber hat sie mehrere Katzen. Zwei sind als wilde Kätzchen zu ihr gekommen und aufgezogen worden. "Die sind aber nur bei mir zahm. Bei Fremden suchen die sofort das Weite", sagt die Wachendorferin.

Um die Zahl der verwilderten Katzen einzudämmen und eine bessere Übersicht beim Fangen der Katzen zu haben, wünscht sich Hartmann eine Kennzeichnungspflicht für die Tiere. "Wenn mir eine Katze in die Falle geht, weiß ich noch nicht, ob das Tier jemandem gehört." Dazu betont Hartmann, dass sie immer in der Nähe der Falle bleibe. Am besten sei als Kennzeichnung eine Tätowierung im Ohr. "Die Katzenverordnung für den ländlichen Raum fordert eine Kastrationspflicht, die teilweise dann rigoros umgesetzt werden soll. Das ist mir aber viel zu radikal", so Hartmann, die deshalb für eine Kennzeichnungspflicht appelliert. So eine will sie auch im Gemeinderat einbringen.

Weitere Informationen: Annerose Hartmann, E-Mail: annerose.hartmann@ gemeinderatstarzach.de