Im Jahr 2020 waren nur 16 Prozent der Einschläge im Starzacher Wald planmäßig, über die Hälfte waren Sturmschäden, dazu kam noch Insektenholz und Dürre.Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Forstwirtschaft: Preise sind im Keller / Nur 16 Prozent werden planmäßig gefällt / Brennholz wird knapp

Dem Wald auf Starzacher Gemarkung geht es schlecht. Sturm, Borkenkäfer, Trockenheit – darunter leiden die Bäume. Und der Ertrag. Alexander Köberle, Leiter des Forstamtes im Landratsamt Tübingen, schlägt "Wald-Alarm" im Gemeinderat.

Starzach. Schon die nackten Z ahl en sagen deutlich, wie der Wald leidet. Köberle präsentiert sie im Gemeinderat: "Im Jahr 2020 hatten wir nur einen Gesamteinschlag von 16 Prozent, der planmäßig war. Über die Hälfte waren Sturmschäden, die wir beseitigen mussten. Dazu kommt noch elf Prozent Insektenholz und 20 Prozent Bäume, die wir wegen Dürreschäden beseitigen mussten."

Neben der ziemlichen Trockenheit haben die beiden Stürme Sabine und Bianca noch 1553 Festmeter Sturmholz erzeugt.

Und auch die Trockenheit macht dem Wald zu schaffen. Köberle: "Acht von zwölf Monaten waren im Vergleich zu den Durchschnittswerten zu trocken. Das ist ein besonderer Stressfaktor für die Natur und den Wald."

Der Borkenkäfer kommt auch noch dazu und knabbert an den Stämmen und den Preisen. Köberle: "Wir müssen das befallene Holz so schnell wie möglich aus dem Wald entfernen, damit die Insekten nicht noch weiterfliegen und weitere Bäume befallen! Wenn das Holz länger im Wald liegt, wird es noch schlechter."

Für den Forst und damit auch für den Starzacher Stadtwald heißt das: harte Zeiten – auch wirtschaftlich.

Für das Käferholz gibt es derzeit 30 bis 40 Euro pro Festmeter. Weil man es aber auch schnell fällen und verkaufsfertig machen muss, fallen 25 Euro Aufarbeitungs- und Rückkosten an.

Und weil die Schäden durch Stürme, Käfer und Trockenheit in ganz Europa so schwer sind, ist auch der Preis für das gute Holz drastisch gefallen. Gab es vor zwei Jahren von 90 bis 100 Euro pro Festmeter für frisches Fichtenstammholz, sind es derzeit 40 bis 50 Euro pro Festmeter.

Forstwirt Köberle: "Das macht deshalb wirtschaftlich keinen Sinn, 100 Jahre zu warten auf eine Fichte mit 40 cm Umfang. Und dann jetzt den Festmeter für 40 Euro zu verkaufen. Das wäre aktive Kapitalvernichtung. Wir haben die Hoffnung, dass wir dieses Holz später besser verkaufen können!"

Doch auch bei den Laubbäumen sieht es nicht viel besser aus: Der Preis der Buche ist wegen Trockenschäden auch unter Druck. Deshalb sollen jetzt vermehrt Eichen und Douglasien aufgeforstet werden – die sind klimastabiler.

Und das hat auch noch einen Vorteil: Für das Anpflanzen von Eichen gibt es Förderung vom Land. Starzachs scheidender Revierförster Johannes Scheit: "Für die Eichenpflanzung in Bierlingen haben wir pro Hektar 12 000 Euro Förderung bekommen."

Köberle: "Wegen der miserablen Holzpreise wird das geplante Einnahmesoll nicht erreicht. Als eine Sparmaßnahme haben wir bei der Wegunterhaltung gespart. Das geht aber auch nicht ewig."

Und was ist mit dem Brennholz? Hier wurden bis September 310 Festmeter verkauft. Forstwirt Köberle: "Wir würden uns wünschen, dass es wieder knackig kalt wird. Weil der Ölpreis in den letzten Monaten sehr tief lag, haben viele ihre Tanks billig gefüllt. Und wir wissen nicht, ob sie sich dann noch die Mühe mit dem Brennholz machen."

Ohnehin ist im staatlichen Starzacher Wald Ende im Gelände mit Brennholz.

Scheit: "Wenn wir Brennholz wie bisher einschlagen würden, haben wir in drei Jahren nichts mehr. Deshalb werden die Kollegen in den Wäldern der Barone dieses Jahr mehr einschlagen. So kann der Bedarf an Brennholz gedeckt werden."

Im nächsten Jahr wird die schwarze Null angepeilt. Scheit: "Wir haben diesmal 600 Festmeter an zufälliger Nutzung (Käferholz, Sturmschäden, Trockenheit) einkalkuliert. Konkrete Orte für neue Pflanzungen haben wir im Plan noch nicht vorgesehen – weil wir nicht wissen, wo die Kalamität zuschlägt. Dort werden wir natürlich die Bäume ersetzen."