Die Bierlinger Schule war Thema im Gemeinderat: Die Verwaltung prüft auf Beschluss des Gremiums, ob ein Ausbau in Abschnitten möglich ist. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Zuerst Bau der Mensa und Sporthalle / Verwaltung prüft die Kosten am Standort Bierlingen

Der Ausbau des Schulstandorts konzentriert sich auf Bierlingen. Ausschlaggebend war dafür am Mittwochabend bei der Sitzung des Gemeinderats der Vorschlag von Hans-Peter Ruckgaber (fraktionslos), Mensa mit Ganztagsbetrieb und Schulsporthalle vorzuziehen und das vorhandene Schulgebäude später zu sanieren oder neu zu bauen. Die Verwaltung soll nun die Kosten für das Bauprojekt in Abschnitten ermitteln.

Starzach. Auch die Fraktion Zukunft Starzach (ZS) hatte kurzfristig einen Beschlussvorschlag eingebracht. Er ging im Rathaus am Mittwoch um 10.40 Uhr ein, wie Bürgermeister Thomas Noé mitteilte. Die ZS will die Schulerweiterung in Bierlingen deutlich abspecken. Demnach soll nur eine Mensa mit Bewegungsraum neben dem Schulhaus geplant und dabei ein Kostendeckel von vier Millionen Euro eingehalten werden. Rolf Pfeffer (ZS) bat um Prüfung. Zudem beantragte er die Vertagung des Tagesordnungspunkts zur Entscheidung des künftigen Schulstandorts. Das lehnte der Gemeinderat mehrheitlich bei neun Nein- gegenüber sechs Ja-Stimmen ab.

Die Verwaltung hatte zur Sitzung auf Antrag der Unabhängigen Liste Starzach (ULS) den Finanzierungsbedarf für die anstehenden Großprojekte – neben der Schule gehören dazu die Kindergartenerweiterungen und bauliche Maßnahmen für die Feuerwehr – aufgezeigt. Die Gesamtinvestitionen bewegen sich zwischen 18 und 23 Millionen Euro. Diese Kosten müssten, so Bürgermeister Thomas Noé, zu 100 Prozent fremdfinanziert werden.

Würde der Siegerentwurf des Architektenbüros K 9 aus Freiburg für die Schule in Bierlingen realisiert, wär mit 16 Millionen Euro zu rechnen. Der Gemeinderat gab außerdem eine Alternativplanung für den Grundschulstandort in Wachendorf in Auftrag. Die Variante B mit dem Schulhausbau östlich der Mehrzweckhalle ist demnach mit rund 10,5 Millionen Euro die günstigste Lösung. Für den Haushalt 2021 sind 800 000 Euro eingestellt worden, um nun die weiteren Schritte beschließen zu können. "Wenn wir uns die große Lösung nicht leisten können, dann würde ich in Wachendorf die Variante B bevorzugen", sagte Noé.

Ruckgabers Vorschlag beruht auf dem Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs. Dabei soll jedoch nicht alles in einem Zug umgesetzt, sondern abschnittsweise vorgegangen werden. Da die Bausubstanz der Bierlinger Schule gut sei, könne das Gebäude in seiner jetzigen Form zunächst erhalten werden. Vorgezogen werden sollen der Bau der Mensa und der Sporthalle. Ein Treppenhaus mit Aufzug würde die Mensa mit dem alten Schulgebäude verbinden. Damit hätte man, was für den Brandschutz von Bedeutung ist, noch einen zweiten Fluchtweg. Außerdem schlug Ruckgaber eine Rochade vor: Die bisherigen Räume der Ganztagsbetreuung in der Schule werden in das Obergeschoss der Mensa verlagert. Zwei Klassenräume stünden dann der Schule zur Verfügung. Am Schluss können die Außenanlagen fertiggestellt werden. Ruckgaber ist überzeugt, dass man bei dieser Vorgehensweise "mit dem Bestand nicht ins Gehege" kommt. Weitere Vorteile wären: "Wir brauchen keinen neuen Architektenwettbewerb, keine Containerlösung und keinen anderen Standort." Darüber hinaus gäbe es Synergieeffekte mit dem Bierlinger Kindergarten. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt mit Schulsporthalle und Mensa schätzt Ruckgaber auf 7 bis 7,5 Millionen Euro.

"Ich habe damit kein Problem", meinte Bürgermeister Noé, der eigentlich den Siegerentwurf favorisiert hatte. Er hat lediglich Bedenken, ob das Raumprogramm erfüllt werden kann. "Die ganz große Lösung können wir uns nicht leisten", stellte Harald Buczilowski (ULS) fest, der Vorschlag von Hans-Peter Ruckgaber habe Charme. Schulleiterin Ute Petry kann sich damit ebenfalls anfreunden: "Eine komplette Lösung bekommt man nicht hin", sah sie mit Blick auf die Kosten ein. Werde weiter zugewartet, werde das Vorhaben teurer. "Mensa, Ganztagsbereich und Turnhalle bei der Schule werden benötigt", betonte sie. Die Halle könne neben dem Turnunterricht auch für Nachmittagssportangebote wie eine Tennis-AG oder zum Aufenthalt bei Regen genutzt werden. Pfeffer räumte ein, dass die Schule einen Bewegungsraum braucht. Er sprach sich dafür aus, den Schulsport jedoch weiterhin in der Wachendorfer Mehrzweckhalle stattfinden zu lassen.

Der Schulstandort wird nun auf der Basis des Siegerentwurfs des Architektenwettbewerbs weiter untersucht. Die Verwaltung prüft hierbei auch die Kosten für das Raumprogramm und eine abschnittsweise Vorgehensweise der Umsetzung, wie von Hans-Peter Ruckgaber vorgeschlagen. Die Ergebnisse sollen möglichst während der nächsten Gemeinderatssitzung präsentiert werden. Das Gremium stimmte bei drei Enthaltungen (Rolf Pfeffer, Stefan Schweizer und Hans-Joachim Baur, alle ZS) diesem Beschlussvorschlag zu. "Das ist ein Signal, dass es uns wichtig ist, der Schule und Kindern eine Perspektive zu bieten", kommentierte Noé.

Er gab dann noch eine persönliche Erklärung ab: Ihm sei vorgeworfen worden, dass er in seiner letzten Amtszeit die Gemeinde "kaputt machen" wolle. Noé versicherte: "Das ist nicht mein Ziel, im Gegenteil. Wenn wir einen zukunftsfähigen Schulstandort tatsächlich beschließen, bin ich bereit, solange ich noch in meinem Amt aktiv bin, jedes Jahr 500 Euro zu spenden. Das ist ein Aufruf an alle, denen die Entwicklung Starzachs auch wichtig ist, sich meinem Angebot anzuschließen."