Die Feuerwehr Starzach musste am Donnerstagabend zu einem Brand in Wachendorf ausrücken. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Brand: Mann rettet 85-jährige Hauseigentümerin in Wachendorf / Weidemann: "Der Zusammenhalt bei uns ist sehr hoch"

Morgens, 10 Uhr in Wachendorf. Die Feuerwehrleute sitzen völlig erschöpft vor der Wache. Vor dem Haus in der Schlossstraße stehen die Kinder vor ihrem Elternhaus. Es ist am Abend vorher abgebrannt. Die Mutter (85) wurde gerettet.

Starzach-Wachendorf. Simon Weidemann, Feuerwehrkommandant von Starzach, blickt mit müden Augen auf eine Kameraden. Sie sitzen und stehen vor der Feuerwache. Er sagt: "Es war eine Materialschlacht. Doch Gott sei Dank wurde niemand verletzt!"

Und das ist den aufmerksamen Nachbarn zu verdanken. Das erzählt Beate Neumann, Tochter der 85-jährigen Hauseigentümerin, die im Erdgeschoss wohnt: "Ich habe meine Mutter mittags besucht. Ich habe für sie eingekauft, wir haben Kaffee getrunken. Gegen 17 Uhr bin ich dann gefahren."

Retter tritt die Tür ein und holt schwerhörige Frau aus dem Haus

Kurz vor 20 Uhr fuhr ein 47-jähriger Mann vorbei, der früher in dem Haus gewohnt hat, erzählt die Tochter: "Er hat den Rauch und das Feuer gesehen. Er hat die Tür eingetreten und hat meine Mutter aus dem Wohnzimmer geholt. Da sind zwar überall Rauchmelder, aber meine Mutter ist leider schwerhörig. Die hat wohl nichts gehört. Obwohl auch die Nachbarn erzählen, dass sie das Piepen gehört haben. Wahrscheinlich hat sie Fernsehen geschaut."

Doch dank des beherzten Eingreifens des Mannes wurde die 85-Jährige gerettet. Tochter Beate Neumann: "Sie steht total unter Schock. Derzeit ist sie im Krankenhaus und wird behandelt." Schon am Abend des Brands hatte Starzachs Bürgermeister Thomas Noé erklärt: "Diese Nachbarschaftshilfe ist vorbildlich."

Auch der Bruder von Beate Neumann, Klaus Schwesinger, ist aus Stuttgart gekommen. Beide Geschwister stehen vor dem Haus und bangen einmal um die Gesundheit ihrer Mutter. Wie wird sie das Geschehen verarbeiten? Und: Die Kindheitserinnerungen – verkohlt. Tochter Beate Neumann: "Mein Zimmer war im ersten Stock ganz links, mein Bruder hat auf der anderen Seite gewohnt."

Klaus Schwesinger: "Das Haus ist aus den 30er-Jahren und von unseren Vorfahren gebaut worden. Das war früher ein Wirtschaftsgebäude –unten mit Stall. Dann wurde es von Generation zu Generation vererbt und zuletzt 1977 grundsaniert. Es ist schon ein blödes Gefühl, wenn man das Haus jetzt so sieht. Aber Mutter lebt, das ist Glück im Unglück. Den Rest kann man reparieren."

Dann kommt Damian Kozak angefahren. Der Mieter aus dem ersten Stock. Er war zur Spätschicht, als es brannte. Er ist sichtlich geschockt, ruft verzweifelt: "Wo sind meine Papiere? Wo sind meine Klamotten?"

Dann führt ihn ein Polizist ins Haus, gibt ihm seine Mappe mit den Papieren, welche die Ermittler retten konnten. Kozak steckt sich erst mal eine Zigarette an und beruhigt sich etwas. Er sagt: "Das ist eine Katastrophe. Ich habe jeden Tag mit Oma in der Küche gesprochen, ich habe ihr immer geholfen. Klaus hat mich angerufen. Ich habe meinem Chef Bescheid gesagt und bin dann sofort zum Haus gefahren."

Brandbekämpfung und -wache dauern bis früh am Morgen an

Oben sieht man, wie die Brandermittler zwischen den verbrannten Balken und verkohlten Ziegeln die Räumlichkeiten untersuchen. Kozak: "Da war mein Wohnzimmer mit Küche. Normalerweise koche ich da aber nicht, sondern kaufe mir essen."

Dann steckt sich der Mieter, der seit Dezember 2018 dort wohnt, die nächste Zigarette an. Sagt: "Hoffentlich geht es Oma bald wieder gut."

Das Feuer mitten in der Ortsmitte von Wachendorf. Es ist glimpflich ausgegangen. Am Donnerstagabend um 19.52 Uhr wurde die Feuerwehr Starzach alarmiert. Vollbrand im Dachgeschoss. 76 Feuerwehrleute rücken aus – auch die Drehleiter von Rottenburg. Kreisbrandmeister Marco Buess orderte noch einen Auflieger mit Atemschutz. Und das war auch gut so. Denn die Löscharbeiten zogen sich so lange hin, dass es ohne Atemschutzreserve nicht gegangen wäre.

Feuerwehrkommandant Weidemann: "Zuerst haben wir mit einer Riegelstellung die umliegenden Gebäude – insbesondere die angrenzende Scheune – vor dem Übergreifen des Feuers geschützt. Dann ging es an den Dachstuhlbrand."

Immer wieder wird der Korb mit der Drehleiter zum Angriff auf das Dach gefahren – ein Kamerad lockert die Ziegel, der andere hält mit dem Löschwasser drauf. Weidemann: "Das Problem ist die alte Bauweise. Die Balken sind mit durchgängigen Strohmatten isoliert worden. Immer wieder ist auch Wind aufgekommen, sodass die Brandnester immer wieder entfacht wurden."

Deshalb haben die Feuerwehrleute bis morgens um halb vier immer wieder löschen müssen, so erzählt Weidemann. Dann habe man das Löschwasser aus dem Gebäude gepumpt – bis morgens 5.30 Uhr. Danach noch die Brandwache.

Kommandant Weidemann: "Nicht nur das DRK Starzach und Ergenzingen haben uns mit Getränken und Essen versorgt, auch die Nachbarn haben uns heißen Kaffee gebracht. Der Zusammenhalt bei uns im Dorf ist sehr hoch!"

In einer ersten Schätzung gehen die Ermittlung von einem Schaden in Höhe von 300  000 Euro aus.