Forstwirtschaft: Klimawandel macht auch vor Starzach nicht Halt / Dürreschäden und Insektenholz

Der Klimawandel setzt auch dem Gemeindewald Starzach zu, das ging aus dem Bericht von Alexander Köberle, Leiter der Abteilung Forst beim Landratsamt Tübingen, hervor.

Sta rzach. Das Jahr 2018 sei laut Köberle extrem belastend für den Wald gewesen: zu trocken und warm. Das aktuelle Jahr sei dagegen bisher von der Witterung her günstiger gewesen. Trotzdem waren im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren bisher acht Monate wärmer als der Durchschnitt. Nur der Mai sei kälter und trockener gewesen. "Ausschlaggebend für den besseren Jahresverlauf war die gute Wasserversorgung im Mai. Denn in dieser Zeit ist die Pflanzenentwicklung besonders im Gange." Doch auch das habe nicht ausgereicht, um die fehlenden Wasserspeicher auszugleichen.

Insgesamt seien im Gemeindewald 1920 Festmeter Gesamteinschlag zu verzeichnen. Davon seien acht Prozent planmäßig gefällt worden, 20 Prozent Insektenholz, 68 Prozent Dürreschäden und vier Prozent Pilzbefall. Beim Insektenbefall sei wie überall vor allem der Borkenkäfer bei den Fichten problematisch, die Tannen hätten unter der Hitze gelitten und die Eschen seien vom Pilz befallen.

Die Schäden seien im Gemeindewald allerdings insgesamt geringer als im Rest von Deutschland oder auch Baden-Württemberg, da die Witterung günstiger gewesen sei. Zudem habe man überwiegend gemischte Waldbestände (Laubholz und Nadelholz – in der Regel mindestens drei verschiedene Baumarten). Auch habe man den Borkenkäferbefall meistens zeitnah mit der maschinellen Entrindung von Käferholz bekämpfen können.

Köberle und Revierförster Johannes Scheit stellten vor, wie man sich in Sachen Klimawandel wappne. "Wir können durch eine flexible Handhabung des von der Fortseinrichtung gesetzten Planungsrahmens auf die Situation angepasst reagieren." Auch setze man auf verschiedene Baumarten, Naturverjüngung und klimaangepasste Baumarten. Außerdem werde nicht mit Baumarten experimentiert, die nicht sicher an das hiesige Klima, Bodenverhältnisse und das Waldökosystem angepasst seien. An einer Stelle plane man eine große Aufforstung mit Eichen.

Auf Nachfrage von Annerose Hartmann (BVS), ob das nicht problematisch mit Hinblick auf den Eichenprozessionsspinner sei, erklärte Köberle: "Auch auf Erholungswegen ist das kein Problem. Schwierig wird es nur, wenn man eine Bank darunter stellt." Zudem schade der Eichenprozessionsspinner praktisch kaum. Selbst einen kompletten Kahlfraß wäre für den Baum auszuhalten.

Für dieses Jahr wird voraussichtlich ein Minus von 15 800 Euro zu verzeichnen sein. Im Plan war ein Plus von 45 300 aufgeführt worden, doch der sich dramatisch verschlechterte Holzmarkt lasse nichts anderes zu. Laut Scheit habe man sich im Gemeindewald deshalb auf die örtliche Versorgung mit Brennholz fokussiert und die Bäume sonst stehen lassen, in der Hoffnung, dass der Preis wieder steige.

Für den Waldhaushaltsplan 2020 soll der Preis beobachtet werden und je nach Entwicklung Bäume gefällt werden. Insgesamt wird mit einem Plus von 2000 Euro geplant. Unter anderem falle das anvisierte Plus deshalb so niedrig aus, weil ab Januar die Forstneuorganisation umgesetzt werde. Dann steigen die jährlichen Verwaltungskosten von rund 19 000 auf 33 000 Euro. Revierförster Scheit bleibt der Gemeinde auch weiterhin erhalten.

Die Räte einigten sich nach einem Antrag der ULS darauf, dass es künftig im Gremium bereits Vorberatungen über die Forsteinrichtung geben soll. Erst danach soll dann die Beschlussvorlage im Gemeinderat eingebracht werden.