Johannes Scheit am Wildkatzenlockstock zwischen Rottenburg und OfterdingenFoto: Straub Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Starzacher Förster Johannes Scheit sucht per Rasterfahdnung im Rammert nach Wildkatzen

Der Starzacher Förster Johannes Scheit hat mit Baldrian eine Rasterfahndung nach Wildkatzen im Rammert gestartet.

Starzach/Rottenburg (stb). Der 32-Jährige ist mit einem halben Dienstauftrag für Starzach zuständig, mit einem halben ist er Wildtierbeauftragter des Landkreises Tübingen.

Und in dieser Funktion ist er den wilden Katzen systematisch auf der Spur. Scheit hat den gesamten Rammert in ein Quadratkilometer große Raster unterteilt. In jedem der 15 Quadrate hat er drei mit Baldrian präparierte Lockstöcke aufgestellt, um Wildkatzen anzulocken und ihre Haare zu sammeln. Die von der forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg hergestellten Lockstöcke bestehen aus einer Dachlatte, in der oben ein Reagenzglas mit einer Baldrianwurzel eingelassen ist. Zusätzlich wird die Latte mit Baldriantinktur besprüht. Die Latte ist aufgeraut, sodass Katzenhaare daran hängen bleiben. Die Stöcke müssen regelmäßig kontrolliert, die Haare gesammelt und anschließend abgeflammt und neu besprüht werden. Ein paralleler Versuch findet auch im Schönbuch statt.

Ein DNA-Nachweis im Labor soll feststellen, ob es sich dabei um Haare der Europäischen Wildkatze handelt, die lange in der Region als ausgestorben galt. "Momenten ist noch alles offen", sagte Scheit. Der Starzacher Förster ist jetzt einen Monat lang in Elternzeit, Ende August kommen die Laborergebnisse. Die letzte Wildkatze des Schönbuchs ließ sich der württembergische König vor über 150 Jahren in seinem Jagdschloss Bebenhausen ausstopfen. Die Europäische Wildkatze, die nicht die Wildform der Hauskatze ist – das ist die asiatische Falbkatze – hat in Europa ein recht großes Verbreitungsgebiet und ist in den 2000er Jahren von Frankreich her wieder nach Deutschland eingewandert und wurde unter anderem im Schwarzwald nachgewiesen. Ein Nachweis des sehr scheuen Tieres im Rammert wäre dennoch eine mittlere Sensation.

Die Tiere wirken massiger und kraftvoller als Hauskatzen und haben längere Beine

Doch Scheit hat berechtigte Hoffnung, im Rammert Wildkatzen nachweisen zu können. "Mit Fotofallen haben Jäger und Förster verschiedene Bilder gemacht. Die meisten sind Hauskatzen, doch bei einigen der Bilder könnte es sich nach Ansicht von Experten der forstlichen Versuchsanstalt Freiburg um Wildkatzen handeln." Hoffnung macht ihm auch eine Zufallsentdeckung aus Haigerloch. "Dort hat eine Tierfreundin Katzen eingefangen, um sie kastrieren zu lassen. Eine dieser Katzen kam ihr seltsam vor. Sie hat einige Katzenhaare in ein DNA-Labor eingeschickt und die Katze hat sich als Wildkatze herausgestellt."

Wildkatzen wirken massiger und kraftvoller als Hauskatzen und haben längere Beine. Sie leben sehr verborgen im Wald und man bekommt sie normalerweise kaum zu Gesicht.

Sie sind zudem den Hauskatzen ähnlich und können sich auch mit diesen paaren. Dadurch kann es zu Hybriden kommen – in der Jägersprache Blendlinge genannt. Wildkatzen sind nur mit Baldrianlockstöcken und DNA-Proben sicher nachweisbar.

"Bei einer geringen Katzendichte, wovon ich im Rammert ausgehe, ist ein Nachweis schwierig. Ich habe aber besonders an einer Stelle so viele Haare gefunden, dass ich zuversichtlich bin", sagt Scheit. Die Studie zu den Wildkatzen läuft über mehrere Monate.

Die Wildkatze gilt auch als Zielart für besonders naturbelassene Wälder und würde dem Rammert somit auch ein gutes Ökozeugnis ausstellen. "Es ist schon interessant, dass die Menschen auf die Rückkehr der Wildkatze völlig anders und sehr viel positiver reagieren als auf die Rückkehr des Wolfes", sagt Johannes Scheit. "Beim Wolf sehen die Menschen immer Probleme, bei der Wildkatze freuen sich die Menschen dass das Tier wieder heimisch ist."

Während man lange Zeit geglaubt hat, dass die Bejagung der Wildkatze die Ursache für ihr Aussterben war, geht die neuere Forschung von einer Pandemie als Ursache für das Aussterben aus. Heute sind die Wildkatzen vor allem durch die Zersiedlung ihres Lebensraumes bedroht.